Die Kilikische Pforte

Die Kilikische Pforte

Die Kilikische Pforte, ein Begriff, der sicherlich schon vielen Türkeireisenden begegnet ist, die im Wortsinn tatsächlich als eine durch die Natur gestaltete Gegebenheit in Form einer Durchfahrt die Küste und das anatolische Hochland so stark von einander trennte, das ein Passieren in der Vergangenheit nur mit größter Mühe möglich war.

Schon mehrfach befuhren wir die sich jetzt im Bau befindliche Autobahn von Mut in Richtung Silifke (Europastraße 90) und passierten dabei die Kilikische Pforte ohne ein besonderes Augenmerk auf diesen Umstand zu legen, dabei gibt es eine Vielzahl beachtenswerter Fakten.

Vor Tausenden von Jahren suchte der Fluss Gökoluk (heute Göksu) sich einen Weg ins Mittelmeer und begann dabei mit Auswaschungen im Gebirge, die dann im Laufe der Jahrtausende auch von ersten umherziehenden Menschen genutzt wurden, um ins anatolische Hinterland zu gelangen. Zunächst gab es nur steile und steinige Gebirgspfade, die dann später von Reit- und Lasttieren genutzt werden konnten und damit den Warentransport von der Küste ins Hinterland ermöglichten. In der Antike wurde dieser Pfad bereits verbreitert und erlang damit auch strategische Bedeutung für die Heerscharen, die in beide Richtungen von Anatolien oder Syrien auf Eroberungszügen unterwegs waren.  Die Kilikische Pforte wurde damit auch zu einer militärstrategisch wichtigen Landmarke.

Griechische Siedler, die auf ihren Wanderungen hier hindurch mussten, nannten den Ort „Kilikia Pylai“, was soviel wie das „Tor nach Kilikien“ heißt. Die Kreuzritter später verwendeten den Begriff „Porta Judae“ in Anlehnung an das Ziel ihrer Feldzüge und die Araber in umgekehrter Richtung ziehend bezeichneten den Ort mit „Darb as-Salama“. Der Historiker und Philosoph Xenophon beschreibt in seinem Werk „Anabasis“ den Zug der Zehntausend durch Kilikien und Alexander der Große zog von der Kilikischen Pforte direkt in die Schlacht bei Issos. Erst unter römischer Herrschaft wurde die Passstraße weiter ausgebaut und erneuert, wobei besonders  der Römer Caracalla zu nennen ist, der auch für das Anlegen von Meilensteinen verantwortlich ist. Jetzt mit dem Namen „Via Tauri“ bezeichnet nahm die Bedeutung des Passes Kilikische Pforte als römische Straße und Heeresweg stetig zu. Insbesondere am vermuteten Standort der ehemaligen Stadtsiedlung Podantos wurde eine Vielzahl Meilensteine aus römischer Zeit aufgefunden. Der heilige Paulus von Tarsus nutzte die Kilikische Pforte um auf seinen Wanderungen ins innere Anatoliens zu gelangen und Kaiser Barbarossa verstarb hier in den Fluten des Flusses auf seinem Kreuzzug nach Jerusalem. Als im Jahre 1833 der ägyptische Vizekönig Ibrahim Pascha gegen die osmanischen Herrscher in den Krieg zog, nutzte er die Kilikische Pforte zum Transport seiner Kanonen und Feldgeschütze ins anatolische Hinterland, nachdem er die Pfade hatte ausbauen lassen und verbreitern lassen, so das seine Lastkamele passieren konnten.

Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der legendären Bagdadbahn begonnen wurde, wurde die Kilikische Pforte wohl zur größten Herausforderung für die überwiegend deutschen Ingenieure, die an der Planung des Projekt federführend beteiligt waren. Da die Schienen nicht den alten Pfaden der Handelswege folgen konnten, mussten eine Reihe von Viadukten und Tunneln angelegt werden, die noch heute zu bewundern sind. Falls Sie in ihren Reiseplanungen auch die Bahn mit einbeziehen möchten, nutzen Sie zumindest ein Teilstück dieser so legendären Eisenbahn von Istanbul (Konstantinopel) bis Bagdad und steigen in Karaman zu. Bereits kurz nach ihrer Eröffnung im Jahr 1918 wurde die Bahn auf ihrem Weg durch die Kilikische Pforte wiederum militärisch genutzt um osmanische Truppen an die Front in Mesopotamien zu bringen.

Bis heute stellt die Kilikische Pforte, in derTürkei mit Gülek Bogazi bezeichnet, die wichtigste Verbindung zwischen dem Mittelmeer und dem anatolischen Hochland dar. Heute gehört diese Landschaft zur Provinz Mersin und das südliche Ende der Kilikischen Pforte beginnt etwa 44 Kilometer nördlich von Tarsus. Der türkische Name entstammt dem ehemals armenischen Dorf Gogulak oder auch Gugulak genannt, das sich gleich am Eingang der Pforte befindet.

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