Buffavento - das berüchtigte Chateau de Lion

Buffavento - Chateau de Lion

Die Burg Buffavento ist die Ruine einer mittelalterlichen Gipfelburg im Pentadaktylos-Gebirge in Nordzypern, die neben Kantara und St. Hilarion eine von drei Burgen im Pentadaktylos Gebirgszug ist.

Im Sinne des Wortes bedeutet “Buffavento” andauernder stark wirbelnder Wind und in der Tat gibt es auf den Spitzen des Fünf-Finger-Gebirges auf immerhin 950 Meter Meereshöhe, stark wirbelnde Winde, die ohne Unterbrechung bei Tag und Nacht für Luftbewegung sorgen. Alternativ wird die Festung auch Löwenburg genannt, da sie auf einer nur sehr schwer zugänglichen steilen Felskuppe in der Nähe der Abtei Bellapais liegt.

Von hier geht es nur zu Fuß weiter steil bergauf 

buffavento castle 07Mit dem Auto gelangen wir bis zu der Passhöhe zwischen Girne und Famagusta, wo der Weg zur Burgruine abzweigt, der sich durchwegs am Südhang des Gebirges an lichten Baumbeständen von Pinien-, Lorbeer-, Pistazien- und Johannisbrotbäumen dahin schlängelt. Vom großen Parkplatz führt ein ca. 7 km langer, holpriger Waldweg, den man besser zu Fuß bewältigen kann, zu einem kleinen Plateau im Schatten eines Olivenbaums. Von hier geht es nur zu Fuß weiter steil bergauf zur Burgruine (etwa 40 minütiger Fußweg).

Frühwarnsystem gegen mögliche Invasionen

buffavento castle 05Buffavento weist zwei befestigte Zonen auf, die Oberburg in 954 m Höhe auf dem Gipfel und die Unterburg auf einem etwa 30 m tiefer gelegenen Absatz der Felslandschaft. Um das Jahr 1000 wurden unter Kaiser Alexios I. (Byzanz) die ersten Gebäude zur Verstärkung der Inselverteidigung errichtet. Die Burganlage war ursprünglich von den Byzantinern als reiner Wachturm gebaut worden, um eine Art Frühwarnsystem gegen mögliche Invasionen von Arabien aus rechtzeitig zu erkennen. In der Folge entstanden Wohngebäude, Lagerräume, Zisternen, Wachstuben, Kerker und Beobachtungsplattformen auf dem extrem steilen Gelände, das eine aufwendige Befestigung überflüssig machte. Im 14. Jahrhundert von den Lusignans ausgebaut, diente Buffavento den Machthabern als Fluchtort in Krisenzeiten, Verbannungsort, Staatsgefängnis und auch weiterhin als militärischer Beobachtungs- und Signalposten. Doch schon unter den Lusignans wurde die Burg stark vernachlässigt und zum Gefängnis umfunktioniert, das unter dem Namen „Chateau du Lion“ bekannt und berüchtigt wurde. Erst später in der venezianischen Epoche wurde der eigentliche Sinn einer Burg, nämlich der Verteidigungszweck, wieder in den Vordergrund gerückt und als Küstenwachbastion erkannt.

Eine dritte Ruine stammt aus byzantinischer Zeit

buffavento castle 06Nach doch anstrengendem Aufstieg (man sollte die frühen Morgenstunden oder kurz vor Sonnenuntergang nutzen) kommt man zum Eingangsturm, dem einzigen Zugang zur Burg. Die rechte Seite des Eingangsturms ruht auf angrenzendem Fels und im zerklüfteten Innenhof bewahren Stützmauern den Boden vor dem Abrutschen, die früher mit Zinnen bestückte Brustwehr an der Hangkante hat ebenfalls eine Stützfunktion. Zwei grob gemauerte über Treppenstufen zu erreichende Gebäude schließen sich an: ein quadratischer Bau mit Tonnengewölbe bietet einen langen Balkon über dem Abgrund, der größere, zweite Bau mit einem fast 50 m² großen Innenraum weist Öffnungen im Boden auf, vermutlich Zugänge zu Zisternen. Eine dritte Ruine stammt aus byzantinischer Zeit. Vom ursprünglich zweistöckigen Wohngebäude sind noch drei ebenerdige Räume identifizierbar. Ein Runderker formt die Südwestecke unmittelbar am Steilhang des einstigen Prachtbaus (Aussichtspunkt). Die dickwandigen Mauertrümmer einer Zisterne liegen gleich unterhalb des Felsabsturzes, ebenso die Reste eines einstigen Vorwerks oder Stallgebäudes. Im Erdgeschoss der Festung befinden sich Räume zur Vorratshaltung und zur Unterbringung der Bewohner mit darunter befindlichen Zisternen für das Trinkwasser. Ihr weiterer Weg führt Sie dann hinauf zu den Ruinen einer kleinen Kapelle von wo Sie den Atem raubenden Blick auf die umliegende Umgebung wahrnehmen können.

Wir traten in ein gewölbtes Burgtor ein....

buffavento castle 08140 Stufen führen zur Oberburg hinauf und überwinden so ca. 30 Höhenmeter im nahezu senkrechten Fels. Ein Handlauf bietet Unterstützung und Halt für die Hände. Die Oberburg ist ein enges Gipfelplateau mit brüchigen, mittelalterlichen Bauten. Bei guter Sicht zeigt sich jenseits der rund 80 km breiten Meeresstraße, der Karamanischen See, das türkische Taurus-Gebirge, auf der anderen Seite die Mesarya-Ebene, Nikosia und das Troodos-Gebirge. Zu beiden Seiten des Buffavento schließen die Gipfel des Pentadaktylos an.

Auf einem mannshohen Felspodest stehen die Überreste eines Bauwerks im Zentrum des Plateaus, vermutlich ein Unterschlupf für Angehörige der königlichen Familie. Von den angrenzenden Gebäuden sind nur noch die Grundmauern geblieben, vermutlich die Kaserne für die Wachmannschaft der Oberburg. Auf der Nordseite ziehen sich Reste von vier Räumen aus byzantinischer Zeit den Abgrund entlang. Wie eine Aussichtsterrasse liegt die nördliche Spitze des Plateaus über dem Steilhang, gleich unterhalb, in das steinige Gelände eingepasst, liegt eine weitere Zisterne.

Heute ist die Burg von Buffavento die vielleicht am stärksten vernachlässigte Festung der drei Burg-Anlagen auf Nordzypern, aber vielleicht gerade deshalb mit einem einzigartigem Flair und Charakter umgeben, den Sie bei Ihrem Besuch sofort verspüren und genießen werden.

buffavento chateau de lionDer deutsche Reisende Franz von Höher besuchte 1878 die Burgruine und schrieb bewundernd: „Ich wüsste selbst in Spanien und Unteritalien keine Burgruine, die an schroffer Kühnheit, Größe des Baues und romantischem Wildreiz mit Buffavento zu vergleichen wäre. Ich begann nun an der ungeheuren Felspyramide emporzusteigen, die, von scharfen Zacken und Spitzen umgürtet, gegen den Himmel stand… Wir traten in ein gewölbtes Burgtor ein, das noch ziemlich erhalten war und kamen langsam höher von einem in Trümmer zerfallenden Gebäude zum anderen…

Ist Ihr Interesse geweckt? Da die Öffnungszeiten stark variieren, ist es sinnvoll, sich vorab an der Touristeninfostelle in Girne nach ihnen zu erkundigen.

Grundriss der Burgruine Buffavento, Nordzypern, Skizze von F. Higer

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