Rottweil farbenprächtig – eine Stadt setzt auf Zunftzeichen

Rottweil farbenprächtig – eine Stadt setzt auch auf Zunftzeichen

Die während des Mittelalters so bedeutenden und mächtigen Zünfte sind längst vergangen, ihre Zeichen in Form von Symbolen aber existieren bis heute über den Schaufenstern und Türen der Geschäfte und Betriebe, was uns besonders beim Stadtbummel in Rottweil aufgefallen ist.

Die mittelalterlichen Zünfte symbolisierten einst ihr Berufs- und Gemeinschaftsverständnis in Form von Zunftzeichen. Diese Zeichen sind teilweise von einem Wappenschild umgeben. Neben Zunftzeichen in Form eines Symbols gibt es eine Vielzahl weiterer Zunftzeichen, was uns beim Betrachten des teilweise farbenprächtigen Wandschmucks aufgefallen ist.

Innungsverbände und Handwerk setzen auf Tradition

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Auf Versammlungen von Innungen und Handwerksverbänden werden diese Zeichen zum Teil auf Zunftflaggen gezeigt, so werden oftmals symbolisierte Werkzeuge der jeweiligen Handwerkzünfte in Zunftzeichen verwendet. Neben diesen sprechenden Zeichen, wie beispielsweise eine Brezel für den Bäcker oder der Hammer für den Schmied, gaben sich die Zünfte auch durch andere Zeichen, wie beispielsweise durch die Verwendung von Schutzheiligen zu erkennen.

Mit dem Aufkommen von immer schwereren und geschlossenen Rüstungen waren Freund und Feind in den Schlachten des Mittelalters nicht mehr erkennbar, sodass das Wappen oft als Identifikationshilfe dienten. Dies galt teilweise auch für die Zunftzeichen, um den Menschen, die nicht des Lesens mächtig waren, bei der Identifikation eines Geschäfts zu helfen. Zunftzeichen werden als Berufszeichen von Passanten erkannt; sie finden sich häufig in abgewandelten Formen heute noch auf Firmenfahrzeugen oder Briefköpfen. Sie werden auch heute noch als Zeichen verwendet, mitunter noch traditionell als so genannte Nasenschilder.

In katholischen Gegenden waren es oftmals „Heilige“ und in den protestantischen Gegenden später eher Gestalten der antiken Mythologie.

Zunftzeichen und Zünfte in den Regionen

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Wie die Zusammensetzung der Zünfte variieren auch die Zeichen je nach Region. Die Zunftzeichen hatten nicht nur eine Bedeutung für das Verständnis der jeweiligen Zunft nach innen, sondern dienten als Werbung oder als Zeichen für des Lesens nicht mächtige oder unterschiedlich mehrsprachige Bevölkerungsgruppen.

Die traditionelle Verbreitung der Zunftzeichen führte dazu, dass auch für Berufsfelder die erst lange nach der Auflösung der Zünfte entstanden solche Zeichen erdacht wurden, z. B. für Elektriker oder das KFZ-Gewerbe.

Wie die Familien oder Geschlechter, so hatten auch die "Zünfte" ihr eigenes Zeichen oder Zunftwappen, bestehend aus der Hausmarke ihres Zunfthauses, oder aus dem Zeichen ihres Gewerbes. Andere "Zünfte" nahmen das Bild ihres Schutzpatrons als Zeichen oder Wappen an, wie z. B. die Fischerzunft zu Auenheim b. Kehl das Bild des Hl. Laurentius, der einen Rost emporhält. Wieder andere nahmen einen Schlüssel, wie die Kaufleute in Basel, die Krämer eine Safranblume, die Schmiede zwei Hämmer, eine Zange und ein feuerrotes Eisen, die Schuhmacher zwei Löwen, die Gärtner eine Heugabel, die Leinweber einen roten Greif, die Fischer und Schiffsleute einen Salm und einen Anker als Zunftzeichen. Und diese Zunftzeichen wurden dann zum "Wappen der Zunft".

Zunftwappen bis zur Industrialisierung üblich

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Neben dem Begriff Zunftwappen findet man in der Literatur auch die Ausdrücke Gildenwappen, Gaffelwappen, Einungswappen, Innungswappen, Zechwappen oder ähnlich. Hintergrund dieser Bennung ist, dass

„(..) seit dem Mittelalter und bis zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert (..) der Zusammenschluss von Handwerksmeistern neben dem heute gängigen Begriff Zunft auch als Gilde, Gaffel, Amt (norddeutsch), Einung, Innung (sächsisch) oder Zeche bezeichnet (wurde). Heute benennt die wissenschaftssprachliche Übereinkunft in Deutschland den Zusammenschluss von Handwerksmeistern als Zunft und den Zusammenschluss von Kaufleuten seit dem Mittelalter und der frühen Neuzeit als Gilde, wohingegen in England mit guild beides bezeichnet wird.“

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