Hirtenhunde Akbas, Kars-Hund und Karabas

Akbaş, Kars-Hund und Karabaş

In unserem Artikel zur Hunderasse Kangal hatten wir bereits über diesen großen türkischen Hirtenhund, der sich zunehmend großer Beliebtheit erfreut, ausführlich berichtet.

Dabei gibt es weitere Arten der Hirtenhunde, die sich manchmal nur schwer vom Kangal unterscheiden lassen. Hierzu gehören auch der Akbas, der Kars-Hund und der Karabas, die zusammen als vier regionale Schläge der anatolischen Hirtenhunde gelten und sich nur geringfügig im Aussehen unterscheiden. Hunde-Kynologen sind sich bis heute nicht einig, ob es sich bei diesen vier genannten Arten um rein regionale Schläge oder doch um traditionell abgegrenzte Arten handelt.

Akbas bedeutet Weißkopf

In der wörtlichen Übersetzung bedeutet Akbas so viel wie Weißkopf, da diese Art über eine fast weiße Schnauze verfügt. Neben dem Einsatz als Hirtenhund wurde der Akbas auch zur Jagd abgerichtet und eingesetzt. Sehr wahrscheinlich gibt es eine Artverwandtschaft zwischen den verschiedenen Arten der großen, weißen Hirtenhunde, so auch zum ungarischen Kuvasz und dem wahrscheinlich aus Polen stammenden Tatrahund. Aufgrund der Ähnlichkeit ist eine verwandtschaftliche Verbindung der Arten durchaus denkbar, so könnten mit der Ausbreitung der Türkischen Volksgruppen auch die Hirtenhunde mit verbreitet worden sein. Vermutungen legen nahe, das dies im 12. Jahrhundert geschah. Auch Ähnlichkeiten in der Namensgebung deuten darauf hin, so wurde aus dem ungarischen „Kuvasz“ der türkische „Kawacz“ und daraus im Laufe der Jahrhunderte der „Akbas“. So vermutet unter anderem auch Erna Mohr, die sich ausgiebig mit den ungarischen Hirtenhunden beschäftigt hat.

Leider gibt es nur wenige Aufzeichnungen aus der Zeit vor den Türkeneinfällen, so das sich diese Theorien kaum klären lassen. Wahrscheinlich hat es schon lange vorher große weiße Hirtenhunde in Ungarn und Polen gegeben. Ob es gar verwandtschaftliche Beziehungen zu den anderen Arten der weißen Hirtenhunde im Mittelmeerraum gibt, wird wahrscheinlich erst nach langwierigen Genuntersuchungen endgültig zu klären sein. Auch die etwas eigentümliche Körperform lässt verschiedene Vermutungen zu, so auch das Einkreuzen von Windhunden. So schreibt der amerikanische Dichter Paul Strang im Jahr 1982:

Die Hinterhand des Akbas-Hundes würde eine Antilope vor Neid erblassen lassen, und ich bin sicher, dass diese Hunde nicht nur zum Schutz der Herden gehalten wurden, sondern auch die galoppierenden Reiter begleiteten und die fliehende Beute niederstreckten …

Im Vergleich zum Kangal und auch zum Karabas ist der Akbas vom Körperbau hochläufiger und leichter, was die Vermutung unterstützen würde, das ein früheres Einkreuzen von Windhunden geschehen ist.

Kangal, Akbas, Kars-Hund und Karabas - eigenständige Hunderassen

In der Türkei betrachtet man Kangal, Akbas, Kars-Hund und Karabas als eigenständige Rassen, die sich auch genetisch voneinander unterscheiden und eine jeweils eigene Entwicklungsgeschichte haben.

Der „Karabas“ verfügt dagegen über einen komplett schwarzen Kopf, wenn er denn als rein bezeichnet werden soll, was schon die Übersetzung des Namens mit „kara“ für schwarz aussagt. Häufig findet man auch die folgenden Schreibweisen in der Literatur: Karabash oder Karabasch. Auch der Karabas ist ein sehr mächtiger Hund, mit hochläufigem Körperbau und breitem Schädel, stärker ausgeprägt als beim leichteren Akbas. Sein dichtes Fell ist oftmals braun gefärbt, auch häufig gestromt. Typisch sind die Hängeohren, die in der Türkei oft kupiert werden.
Evliyâ Çelebi, ein türkischer Schriftsteller und Reisender berichtete im 17. Jahrhundert von Hunden so „groß wie Löwen“, die man Samsun nannte. Er konnte die Elitetruppen der osmanischen Heere, die Janitscharen, mehrfach begleiten, die die für den Nachschub vorgesehenen Rinderherden bewachten. Auch berichtet er über den Einsatz als Kampfhunde im Krieg.

Aus dem Nordosten der Türkei stammt der sogenannte Kars-Hund, der allerdings fast ausschließlich dort verbreitet ist und häufig auch mit Kafkas bezeichnet wird. In den Ländern Georgien, Aserbaidschan und auch im Iran gibt es unter dem Namen Kaukasischer Owtscharka eine Hundeart, die dem Kars-Hund mit seinem stockhaarigem Fell verblüffend ähnlich sieht. Erst im Jahr 1996 wurde diese Hundeart ausführlich beschrieben und dann auch 2002 von der Kaukasus Universität genauer untersucht.

Hirtenhunde müssen dominant sein

Trotz ihres durchaus als massig zu beschreibenden Körperbaus sind alle vier Arten des anatolischen Hirtenhundes als sehr wendig und schnell in ihrer Bewegung bekannt. Sie sind sehr misstrauisch gegenüber Fremden, allerdings auch recht mutig und ausgeglichen. Mit zunehmender Dunkelheit wird der anatolische Hirtenhund immer aufmerksamer, ein Kriterium, das unmittelbar mit seiner Funktion zusammen hängt. Hirtenhunde gelten im Allgemeinen als eng mit der Familie verzahnt, was besonders auf den Kangal zutrifft. Als Wächter der Herde muss der Hirtenhund schnelle Entscheidungen treffen, wozu eine gewisse Selbstständigkeit absolut notwendig ist. Hieraus entsteht leider oftmals auch eine gewisse Dominanz, die der wenig ausgebildete Hundehalter kaum beschränken kann. Frühes und konsequentes Training mit den jungen Hunden ist deshalb von großer Bedeutung.

Aufgrund seiner hauptsächlichen Verwendung als Herdenschutzhund sind entscheidende Eignungspotentiale natürlich neben Mut vor allem das selbstständige Eingreifen gegenüber den Beutegreifern Wolf. Aber auch in der Funktion Wach- und Schutzhund haben die vier Arten hervorragende Arbeit geleistet. Die Hunde sind dabei nicht nur als „Hüter“ der Herde aktiv, sondern häufig auch als potentielle Bekämpfer der Beutegreifer. Tagelang, auch ohne Fressen, begleiten die Hunde ihre Herden, ohne sie je zu verlassen. So ist meist nur 1 Hirte notwendig, um bei der Herde zu sein, die ganzjährlich bei Wind und Wetter draußen sind.

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