Stippvisite nach Wejherowo – Statue Jakob von Weiher

Stippvisite nach Wejherowo – Statue Jakob von Weiher im Zentrum

Wejherowo nennt sich selbst die Geistige Hauptstadt der Kaschuben, so ist es zu einem bedeutenden Ziel von Pilgern zum Heiligen Bildnis Muttergottes geworden, deren Abbild 1999 von Johannes Paul II. gesegnet wurde.

Die Stadt Wejherowo selbst liegt in der historischen Landschaft Westpreußen, im breiten Urstromtal der Rheda, westlich der Danziger Bucht, etwa zwanzig Kilometer nordwestlich der Hafenstadt Gdynia (Gdingen).

Von 1308 bis 1466 gehörte die Landschaft zum Deutschordensland Preußen und kam dann bei der Zweiteilung Preußens zum westlichen Teil, die später auch als autonomes Polnisch-Preußen bekannt wurde, das sich freiwillig unter den Schutz der polnischen Krone begeben hatte. 1576 kam die Siedlung Schmechau, nahe der späteren Stadt Wejherowo, unter die Herrschaft des Putziger Starosten Ernst von Weiher (aus der seit 1234 bekannten adligen Familie von Weiher).

Woiwode der Marienburg - Jakob von Weiher

b_450_450_16777215_00_images_polen_danzig-gdansk_wejherowo-1.jpgAm 28. Mai 1643 gründete der Woiwode der Marienburg Jakob von Weiher die nach ihm benannte Siedlung Weyersfrey, Weihersfrei nahe dem Dorf Schmechau und errichtete dort im selben Jahr die Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit. Während der Belagerung von Smolensk 1633/34 hatte Jakob von Weiher gelobt, zwei Kirchen zu errichten, wenn er die Belagerung überleben sollte. Die zweite Kirche war die Kirche der Heiligen Anna, die 1648 bis 1651 erbaut wurde. Zudem ließ Weiher einen Kreuzweg und Kalvarienberg mit 19 Kapellen errichten, deren Zahl sich später auf 26 erhöhte.

Seine Ausbildung begann Jakob von Weiher in der Jesuitenschule in Braunsberg und setzte sie am Hofe des polnischen Thronnachfolgers Władysław IV. Wasa fort. Sein Studium absolvierte er an der Universität in Bologna. Danach diente Weiher in der Armee der Katholischen Liga der Fürsten des Deutschen Reiches in vielen Ländern, darunter auch auf Malta, daher stammt auch das Malteserkreuz im Wappen von Wejherowo. In der Armee des Albrecht von Wallenstein während des Dreißigjährigen Krieges befehligte er mehrere Kompanien. Kaiser Ferdinand II. erhob ihn bald darauf zum Grafen.

1632, zurück in Polen, diente er unter Władysław IV. Wasa als Oberst und nahm Teil an dem Russisch-Polnischen Krieg 1632–1634, am Schwedenkrieg und an den Kosaken- und Tatarenkriegen. Jakob von Weiher starb nach einer kurzen Krankheit bereits im Alter von 47 Jahren und wurde in der Franziskanerkirche in Wejherowo beerdigt.

Am 13. Januar 1650 erhielt die Stadt von Johann II. Kasimir das Stadtrecht nach preußischem Kulmer Recht. Sie war damit die einzige von einer Privatperson gegründete Stadt in Pommerellen, abgesehen von Topolno, dass allerdings sein Stadtrecht bald wieder verlor. Im selben Jahr wurde das Rathaus errichtet, welches aber später mehrfach zerstört wurde. Ende des 17. Jahrhunderts war die Stadt Eigentum der Reichsfürsten-Familie Radziwill und nachfolgend der Sobieskis, unter ihnen auch König Johann III. Sobieski. Später wurde der Graf Przebendowski Eigentümer und nachfolgend der englische Konsul in Danzig, Alexander Gibson.

Im Jahr 1701 fanden in der in der Zwischenzeit mit Neustadt bezeichneten Stadt, wie in vielen Städten, auch Hexenprozesse statt. 1723 wird der nach dem Gründer benannte Ort Weihersfrei, früher auch Weyersfrey im Scriptorum Prutenicorum des preußischen Historikers David Braun aufgeführt.

Teilung Polens und Zustrom deutschsprachiger Siedler

b_450_450_16777215_00_images_polen_danzig-gdansk_wejherowo-2.jpgDurch die erste polnische Teilung von 1772 kam das westliche Preußen mit dem Gebiet um Putzig und Neustadt unter Friedrich II. von Preußen zum Königreich Preußen. Im Jahr 1785 wird Neustadt oder Weyersfrey, polnisch Weyherowo oder Nusdz, als ein adliges Mediat-Städtchen mit einer katholischen Filialkirche von Gohra, einem Franziskaner-Reformaten-Kloster an der Rheda und Bialla und mit einer herrschaftlichen Mahl-, Walk- und Schneidemühle bezeichnet, dass 130 Feuerstellen (Haushaltungen) aufweist.

1818 wurde Neustadt Sitz eines eigenen preußischen Landkreises Neustadt (Westpr.). Während dieser Zeit stieg der Anteil der deutschsprachigen Einwohner auf fast 50 % an (bei der preußischen Volkszählung von 1905 gaben 27.358 Bewohner Kaschubisch und 27.048 Deutsch als Muttersprache an). 1870 wurde die Stadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen und erhielt eine direkte Verbindung nach Danzig und Stettin.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges musste der Kreis Neustadt, wie der größere Teil Westpreußens, aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1920 zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgegeben werden, ohne Volksabstimmung und mit Wirkung vom 20. Januar 1920. Neustadt wurde dann in Wejherowo umbenannt. 1921 erschien dort die Zeitung „Gazeta Kaszubska“ (Zeitung Kaschubiens).

Wechselhafte Geschichte bedingt durch die Weltkriege

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Als Folge des Polenfeldzugs 1939 wurde das entnommene Gebiet des Polnischen Korridors vom Deutschen Reich annektiert. Das Kreisgebiet mit der Stadt Neustadt in Westpreußen wurde in den Reichsgau Danzig-Westpreußen eingegliedert, zu dem Neustadt bis 1945 gehörte.

Bereits vor dem 27. September 1939 wurden in Neustadt Psychiatriepatienten durch die deutschen Besatzer ermordet. Anschließend wurde in der betroffenen Klinik ein deutsches Lazarett eingerichtet. In der Stadt waren ab 1940 mehrere Ersatztruppenteile der Wehrmacht untergebracht. Während der Zeit der Eingliederung der Stadt in den Reichsgau Danzig-Westpreußen war die polnische Untergrundorganisation Gryf Pomorski in der Gegend aktiv.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte am 12. März 1945 die Rote Armee die Stadt, die damit wieder Teil Polens wurde. In Neustadt begann nun die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Als Ortsname wurde wieder Wejherowo eingeführt. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauffolgenden Zeit größtenteils vertrieben.

Bei einer Verwaltungsreform 1975 verlor die Stadt ihren Sitz als Powiat, erhielt ihn aber bei einer erneuten Reform 1999 wieder zurück.

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