Der Heilige Nikolaus in der Kirche von Myra

St. Nikolaus in der Kirche von Myra

Zum Nikolaustag: Myra, im Südwesten der Türkei, in der zauberhaften Landschaft Lykien gelegen, war die Stadt, in der der Heilige Nikolaus im 4. Jahrhundert als Bischof gewirkt hat.

Im 5. Jahrhundert war Myra die Hauptstadt der Provinz Lykien und ihr Metropolit der zweitmächtigste Kirchenfürst Kleinasiens. Schon bald nach dem Tod des Nikolaus um 350 wurde Myra ein Ort der Wallfahrt. Hierher kam man, wenn man in Not und Bedrängnis war, galt doch der später heilig gesprochene Bischof als Helfer in aller Not, seien es Kinder, junge Frauen, Seeleute, Hungernde.

Eine kleine Kirche zu Ehren des Heiligen Nikolaus

Wohl schon vor 530 wurde an der Stelle seines Grabes eine kleine Kirche oder Kapelle errichtet, außerhalb der eigentlichen Stadt, in der Nekropole, wie dies in der Antike üblich war, und wohl just an der Stelle, an der heute seine Kirche steht. Im Jahre 529 zerstörte ein Erdbeben die Stadt so katastrophal, dass der Kaiser Justinian finanzielle Hilfe für den Wiederaufbau und Steuerbefreiung gewährte. Auch die Basilika wurde wieder aufgebaut, aber schon um 808 von den Sarazenen aufs Neue zerstört. Auch hier erfolgte der Wiederherstellung aufgrund der besonderen theologischen Bedeutung der Stätte recht rasch. Reste der alten Anlage sind in Details heute noch zu erkennen.

Kauf- und Seeleute rauben den Leichnam des Heiligen Nikolaus nach Bari

Die Zeit des 11. Jahrhunderts, in der die ersten Kloster- und Grabgebäude entstanden, war eine Zeit der Unruhe und Umbrüche und auch für Myra eine Zeit des Niedergangs. 1034 wieder einmal Opfer von Sarazenenüberfällen, wobei auch die Kirche weitgehend zerstört wurde, war nur ein Datum diese Jahrhunderts, das die byzantinische Welt erschütterte. 1071 besiegten die Seldschuken bei Manzikert in der Osttürkei das byzantinische Herr unter dem Kaiser Romanos Diogenes. Der Weg der türkisch-islamischen Besitznahme von ganz Kleinasien war geebnet. Türkische Heeresabteilungen drangen schnell nach Westanatolien vor und zerstörten und plünderten auch Myra. Es war die Zeit, in der dann auch der Leichnam des Heiligen Nikolaus von Kauf- und Seeleuten aus Bari geraubt und nach Bari verschifft wurde, wo er dann sein Ruf einen unvergleichbaren Siegeszug durch das Abendland antrat.

Im Mittelalter entstand um die nun verwaiste Kirche eine größere Klosteranlage, zur Versorgung und Pflege der Pilger, was belegt, dass es noch einmal eine kleine Blüte gegeben haben muss.

Myra - begraben unter einer 6 Meter dicken Schwemmschicht

Myra jedoch verfiel, wurde im 15. Jahrhundert teilweise verlassen und für den Westen erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder entdeckt. Eine Karte von 1812, gezeichnet von englischen Reisenden, hält den damaligen Zustand der Stadt und des Klosters fest. Durch die Erosion der voran gegangenen Jahrhunderte war die Küste zugeschwemmt, die Ruinen der Stadt unter einer ca. 6 Meter hohen Schwemmschicht begraben.

Durch die Initiative des russischen Zaren, der das Heiligtum seines Namenspatrons vor dem Verfall bewahren wollte, erlebte die Kirche in den Jahren 1862/63 eine durchgreifende Erneuerung und teilweise eine völlig neue Gestalt. Dieser Bau, den wir heute vor uns haben, konnte allerdings nicht vollendet werden, da die türkischen Behörden eine Weiterarbeit verboten, da sie eine bedrohliche Einflussnahme der christlich-orthodoxen Kirche und der dahinter stehenden russischen Großmacht befürchteten.

Seit 1963 haben die türkischen Restauratoren begonnen, die Kirche systematisch freizulegen, wobei zahlreiche Anbauten zutage traten.

Grabungen und bauliche Veränderungen - Kreuzgratgewölbe

Die wichtigste Veränderung, die im 19. Jahrhundert vorgenommen worden ist, bestand in der Überwölbung des Mittelraums. Wo ursprünglich eine Kuppel den Raum überspannte, befindet sich seitdem ein monumentales Kreuzgratgewölbe. Im Osten wird der Raum durch eine Apsis abgeschlossen, deren drei Fenster die Dreieinigkeit symbolisieren. Die Seitenschiffe sind durch drei Arkaden über Pfeilern vom Hauptschiff getrennt. Die Westwand ist durch drei Eingänge gegliedert, die zu einem Exonarthex und einem kleinen Atrium führen.

Dieser Bau ist aus einem Guss, worauf auch das einheitliche Mauerwerk mit den Bändern aus Ziegellagen hindeutet.

Ist der Säulensarkophag das Grab des Nikolaus

Ob der antike Säulensarkophag in einer Nische im südlichen Seitenschiff das Grab des Nikolaus ist, wird in der Forschung heiß diskutiert. Die Nische wäre der geeignete Ort für die Aufbewahrung eines Heiligensarkophags, die Analyse des Sargdeckels aber hat ergeben, dass es sich nicht um eine Arbeit der Ursprungszeit handelt, sondern dass die Nische für eine spätere Verwendung genutzt wurde. Das Wissen um den ursprüngliche Ort des Heiligengrabes ist wohl verloren gegangen.

Wolfgang Dorn

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