Unser Weg führt uns von Kirikkale nach Yozgat

Zwischen Ankara und Kayseri - unser Weg führt uns von Kirikkale nach Yozgat

Wir wollen während der diesmaligen Tour durch Zentralanatolien nach Konya und Kirikkale auch die wenigen Kilometer bis Yozgat noch zurücklegen, da es auch hier, unseren Informationen zur Folge, sehr reizvolle Landschaften und kulturhistorische Hintergründe gibt, der ebenfalls bis zu den Hethitern zurück reicht.

Vor allem interessieren uns die heißen Thermalquellen von Sarıkaya. Zwischen Kirikkale und Yozgat sind es auf der D 200 lediglich 160 Kilometer, die wir in knapp zweieinhalb Stunden reiner Fahrzeit zurücklegen können.

Und wirklich, nach den sanften Hügeln bei Kirikkale wird es kurz vor Yozgat stetig gebirgiger und die Straße schlängelt sich durch die Täler der Ak-Berge bis wir dann doch nach 3 Stunden die etwa 71.000 Einwohner zählende Stadt Yozgat, deren alter Name Bozok war, erreichen. Yozgat ist heute Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, die allerdings auch nur 490.000 Einwohner zählt und deren Bewohner sich überwiegend mit der Landwirtschaft ihr „Brot“ verdienen. Die Provinz Yozgat zeigt typisches Binnenlandklima mit milden und trockenen Sommern aber recht strengen Wintern, so das es große Anbaufelder mit Weizen gibt. Selbst in der Stadt Yozgat gibt es kaum Industrie.

Hethiter Artefakte im Museum von Yozgat

Das wir uns hier fast im Zentrum des ehemaligen Hethiter Reiches aufhalten, brauchen wir sicherlich nicht zu erwähnen, allein das Archäologische Museum von Yozgat ist einen Besuch wert. Eine Vielzahl von Artefakten im Museum sind aus der hethitischen Zeit. Später fragen wir im Museum nach aktiven Ausgrabungsstellen, werden diesbezüglich aber enttäuscht: zurzeit ist Grabungspause. Auch das ethnologische Museum ist durchaus einen Besuch wert, zeigt es doch einen weiten Querschnitt durch die Gruppen der hier lebenden Völker und ihrer Kultur. Nicht weit entfernt liegen auch die Ruinen der antiken Stadt Tavion, die wir gern noch aufgesucht hätten, leider aus zeitlichen Gründen aber in unsere nächste Reise hinein verschieben müssen. Es ist wie so oft, nicht alle Plätze und Orte können schon beim ersten Besuch aufgesucht werden. So betrachtet ergibt sich zwangsläufig immer die Notwendigkeit eines zweiten Besuchs.

Seit 1398 war die Region Yozgat unter osmanischer Kontrolle gewesen, einer langen Phase bis ins 19. Jahrhundert, die nur kurz von den Einfällen der Mongolen unter Timur Lenk (um 1407 und 1408) unterbrochen wurde. Erst im 18. Jahrhundert wurde die Stadt Yozgat von dem turkmenischen Stamm der Çapanoğlu gegründet. Aus dieser Zeit sind einige sehenswerte Bauten osmanischer Baukunst wie die Süleyman-Bey-Moschee, die Moschee von Çapanoğlu und zeitlich etwas später der Uhrenturm von Yozgat.

Auch die nähere Umgebung der Stadt Yozgat hat einige attraktive Angebote, zu denen nicht zuletzt auch der Nationalpark Çamlık und die Thermalquellen von Sarıkaya zählen. Nur etwa 80 Kilometer von Yozgat entfernt liegen die Thermalquellen, die stetig zwischen 44° C bis 47° C heißes Wasser liefern. Das leicht radioaktive Wasser der Quellen enthält Bikarbonate, Soda, Eisen und Calcium, so das es Anwendung in den angebotenen Heilkuren findet. Kuren, die vor Ort angeboten werden, helfen gegen Rheumatismus, körperliche und geistige Ermüdungserscheinungen, verbessern die Hautbeschaffenheit, sind hilfreich bei gynäkologischen Problemen sowie bei Calciummangel und zur Rehabilitation von Krankheiten. Als Unterkünfte stehen Hotels der Kategorien 1- und 2-Sterne zur Verfügung.

Deportation der Armenier bis heute ungesündt

b_450_450_16777215_00_images_turkey_central_anatolia_sources_of_hot_springs-1.jpgBis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein bestand ein Großteil der Bevölkerung Yozgats aus Armeniern, die während des Konflikts zwischen Osmanen und Armenien nicht nur vertrieben sondern auch in immenser Zahl deportiert und getötet wurden. In der Folge fanden dann 1919 in Yozgat die sogenannten „Yozgat-Verfahren“ als erste Prozesse des Kriegsgerichtshofes statt, der in 18 Sitzungen die Schuldfragen am Massenmord klären sollte. Diese Prozesstage sind seiner Zeit außergewöhnlich gut von der Presse dokumentiert worden, so das man noch heute entsprechende Rückschlüsse ziehen kann.

Yozgat wird irgendwann in der Zukunft erneut Ziel unserer Touren sein, wie uns beim Verabschieden von unseren Pensionsbetreibern klar wird. Vieles mehr gibt es hier zu entdecken und auch die wunderschöne Natur trägt mit ihrem Reiz dazu bei. Wir hören erstaunt zu, als man uns von zunehmend größeren Gruppen von Wanderern berichtet, die seit einigen Jahren die Ak-Berge als Wandergebiet entdeckt haben.

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