Am Weg nach Wien - Stippvisite in der Stadt Györ

Am Weg nach Wien - Stippvisite in der Stadt Györ

Eigentlich war erneut Budapest als Zwischenstopp unserer Anreise zum Caravan-Salon Düsseldorf angedacht gewesen, doch die erheblichen Verzögerungen an der Grenze zwischen Mazedonien und Serbien, sowie zwischen Serbien und Ungarn hatten auch unsere Pläne komplett über den Haufen geworfen.

Ob die hohe EU- und jeweilige nationale Politik sich tatsächlich der Folgen Ihres Handels aufgrund der doch rückläufigen Migrantenzahlen (und als ob sich in wirkliche Not geratene Menschen durch Kontrollen an Grenzen aufhalten lassen würden) bewusst sind, möchte man aufgrund des nun erlebten Chaos an den Grenzen tatsächlich bezweifeln. Und Migranten haben wir wirklich nirgendwo gesehen, dafür ausrastende Autofahrer, schreiende Kinder und genervte Mütter, die einfach nur noch müde waren und nach Hause wollten. Dazu hunderte von LKW, die Parkplätze blockierten, so das "normale" Reisende jede sich bietende Freifläche für ein kurzes Schläfchen auf Grün- und Asphaltflächen nutzen mussten.

Natürlich gerieten damit alle unsere weiteren zeitlichen Abläufe völlig Durcheinander, zumal auch alle Parkplätze in Ungarn aus allen Nähten platzten, die Menschen auf der bloßen Erde übernachteten, teilweise auf dem Asphalt. Von den Schlangen an den Toiletten sprechen wir lieber gar nicht. So etwas heftiges hatten wir nie vorher erlebt. Und kein Migrant weit und breit in Sicht, die ja angeblich die Begründung für die wieder so penetranten Grenzkontrollen sind. Warum kümmert man sich nicht um die wirklichen Ursachen, verhindert Konflikte und Armut und damit auch Migration und daraus resultierende Probleme.

Zwischenstopp in Györ - endlich Rast und freie Toiletten

b_450_450_16777215_00_images_ungarn_gyoer_gyoer-kirche-5.jpgNoch bei Dunkelheit hatten wir Budapest passiert, froh dann bei Györ einen Zwischenstopp einlegen zu können, der nicht überlaufen und voll mit Reisenden war. Györ, zwischenzeitig auch Raab genannt, geht auf ein römisches Grenzsicherungslager zurück, das zur Reihe der Lager des Donau Limes zählte. Das so genannte Kastell Arrabona war eines der Militärlager, dessen Besatzung für Sicherungs- und Überwachungsaufgaben entlang der mittleren Donau zuständig war. Die Donau bildete in weiten Abschnitten die römische Reichsgrenze. Die Überreste des Kastells liegen heute auf, besser unter, dem Stadtgebiet von Győr. Lesefunde und Sondagen ließen hier auf den Kernbereich des römischen Stützpunktes schließen, woraus sich dann die blühende Stadt Arrabona entwickeln konnte. Die. Die frühesten römischen Siedlungsspuren wurden in ca. 7 Meter Tiefe nachgewiesen. Das römerzeitliche Areal konnte wegen der dichten Überbauung aber nur sehr oberflächlich untersucht werden. Die frühesten Fundberichte aus dem Bereich des Széchenyi-Platzes stammen aus dem Jahr 1949, als Sandor Mihany dort erstmals einige römische Mauerstrukturen beobachten konnte.

Aufgrund seiner drei Flüsse wird Györ auch mit "Stadt der Flüsse" bezeichnet, da hier an der Mündung der Raab (Rába) und der Rabnitz (Rábca) in die Kleine Donau (Mosoni Duna) eine ungewöhnliche Flusslandschaft entstanden war.

Das János-Xántus-Museum von Györ

b_450_450_16777215_00_images_ungarn_gyoer_gyoer-museum-2.JPGBis 1742 standen hier in der Altstadt einige Häuser, die der Abt Benedek Sajghó für den Palast der Erzäbte der Benediktinerabtei von Pannonhalma zu einem Gebäude zusammenfassen ließ. Den Steinmetzauftrag erhielt Meister Joseph Winkler aus dem kaiserlichen Steinbruch (Császárkőbánya), Kaiserstein für das Hauptportal, die große Treppe, das Gesimse usw. Nach seinem Ableben übernahm Meister Johann Michael Strickner die noch notwendigen Arbeiten. 1759 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Als 1786 der Benediktinerorden durch Joseph II. aufgelöst wurde, fiel das Haus dem Militär zu. Seit 1802, der Wiederherstellung des Ordens, verfügte wieder der Erzabt von Pannonhalma über das Gebäude. Seit 1951 als Museum umbenannt nach János Xántus, einem ungarischen Naturforscher des 19. Jahrhunderts.

Die St. Ignatius-Kirche

b_450_450_16777215_00_images_ungarn_gyoer_gyoer-kirche-3.JPGIm gleichen Jahr 1627, in dem der Bau der Wiener Jesuitenkirche in Angriff genommen wurde, erließ Ferdinand II. einen Stiftungsbrief, in dem er das Haus des Tamás Stahel in Győr zur Einrichtung eines Kollegs und einer Schule der Gesellschaft Jesu schenkte. Der Grundstein zum Kolleg wurde 1634, zur Ordenskirche 1635 gelegt. Der Bau dieser frühesten Barockkirche mit Ordenshaus in Ungarn wurde nach der Wiener Norm begonnen. Die von Baccio del Biancos Stilmerkmalen gekennzeichnete Fassade wurde während der von Martin Wittwer ausgeführten Restaurierungsarbeiten künstlerisch verändert; damals wurden auch die Turmhelme durch neue ersetzt. Als Vorlage dienten die Wiener Jesuitenkirche und die Jesuskirche in Rom.

Laut einem zwischen 1637 und 1650 geführten Memoriale war der ausführende Maurer des Kollegs und der Kirche Bartholomäus della Torre, von Ramponio in der Diözese Como in Italien, gemeinsam mit dem älteren Sohn Giacomo della Torre. „Bartholomeus Murarius, qui Templum Nostrum aedificavit“. Nach der Inschrift an der Fassade erfolgte 1641 die feierliche Einweihung der Kirche.

b_450_450_16777215_00_images_ungarn_gyoer_gyoer-monument-4.JPGDie Arbeiten gestalteten sich zögerlich, das Geld floss spärlich. Die Kontinuität war nach Bartholomäus’ Tod 1658 durch Giacomo gegeben, und nach seinem Ableben 1669 beauftragte das Raaber Kollegium den Bruder Francesco della Torre, inzwischen vielbeschäftigter Prager Hofsteinmetzmeister, gemeinsam mit dem Baumeister Christian Fahrnleitner erfolgte die Fertigstellung. Die Jesuiten dürften zufrieden gewesen sein, denn beim Bau der Jesuitenschule mit Theatersaal, um 1675, findet man beide wieder. Der kaiserliche Steinbruch am Leithaberg erhielt dabei große Aufträge, auch hatte Francesco dort 1641 beim Meister Hieronymus Bregno gelernt. Sein Sohn Giovanni Pietro della Torre, auch Prager Hofsteinmetzmeister, erwarb 1686 in Kaisersteinbruch ein Haus samt Steinbruch. 1743–1745 gestalteten Johann Joseph Resler, Bildhauer aus Wien, und Steinmetzmeister Jacob Jäger die bildhauerische Ausstattung der Jesuitenkirche.

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