Berat – Stadt der tausend Fenster - Osmanisch geprägt
- Geschrieben von Portal Editor
Neben Apollonia kann auch die albanische Stadt Berat auf eine historische Entwicklung als frühgeschichtliche Wohnstätte über viele Jahrhunderte zurückblicken, so konnten durch Grabungen Siedlungsspuren seit etwa 2600 v. Chr. nachgewiesen werden.
Der Burghügel von Berat wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. erstmals von den Illyrern als das Siedlungszentrum des illyrischen Stammes der Dassareten befestigt. Diese gerieten Ende des 4. Jahrhunderts in die Abhängigkeit des Königreichs Makedonien. Vermutlich war es Kassander, der den alten Ort als Stadt neu begründete und griechische Kolonisten ansiedelte. Zu Ehren seines Vaters nannte er die Stadt damals Antipetreia. Auch unter der Herrschaft der Römer blühte die Stadt.
Die erste schriftliche Erwähnung der Stadt, die im griechischen Poulcheriopólis genannt wurde, stammt aus dem 9. Jahrhundert und bedeutet „schöne Stadt“. Im Jahr 1019 taucht erstmals die slawische Bezeichnung Belagradon auf, was die Übersetzung des älteren Namens ist und „weiße Stadt“ bedeutet.
Bulgaren und Byzantiner bestimmen das Mittelalter
Im 9. bis 11. Jahrhundert hatten die Bulgaren die Region besetzt. Schon zu dieser Zeit war Berat orthodoxer Bischofssitz. Die Eparchie unterstand dem Metropoliten des Erzbistums Ohrid. Zwei frühchristliche Relikte sind die beiden Handschriften Codex Beratinus 1 und Codex Beratinus 2, die über 1000 Jahre alt sind, heute allerdings in Tirana aufbewahrt werden.
Im Jahr 1018 eroberten die Byzantiner die Stadt zurück. In der Folge geriet Berat unter wechselnde Herrschaft lokaler Despoten, der Könige von Neapel, der Bulgaren und der Serben. Im Frühjahr 1281 schlug der byzantinische Kaiser Michael VIII., der seit 1274 über die Stadt herrschte, das Heer Karls I. von Neapel vor Berat entscheidend und stoppte die weitere Ausdehnung der Anjou östlich der Adria.
Die Osmanen setzen sich gegen Skanderbeg durch
1417 nahmen die Osmanen die Stadt erstmals ein. In den 1420er Jahren hatte die Adelsfamilie Muzaka die Herrschaft über Berat inne. Theodor von Muzaka, ein Mitstreiter Skanderbegs in der Liga von Lezha, verlor die Stadt 1450 durch einen Überraschungsangriff der Türken endgültig. Die durch Skanderbeg 1455 angestrengte Belagerung von Berat blieb ohne Erfolg.
Die Stadt wurde anfangs als Festung auf dem felsigen Hügel von 187 m ü. A. aufgebaut, wo der Fluss Osum durch einen Engpass im Tal in die mittelalbanische Ebene Myzeqe vorstößt. Über dieser strategischen Stelle thront die Burg, die nicht nur aus den befestigten Anlagen besteht, sondern einen ganzen Stadtteil mit zahlreichen Kirchen und Moscheen umfasst. Am gegenüberliegenden Ufer liegt der historische Stadtteil Gorica. Unterhalb der Burg dehnen sich der Stadtteil Mangalem sowie das heutige Stadtzentrum aus. Im Norden vor der Stadt entstanden zur kommunistischen Zeit neue Quartiere mit zahlreichen Plattenbauten.
Unter der osmanischen Herrschaft war Berat Sitz eines Sandschak-Beys und regionales Handelszentrum. Sowohl die Muslime als auch die orthodoxe Kirche unterhielten bedeutende Schulen in der Stadt.
Auch zu Berat gibt es historische Aufzeichnungen von Evliya Çelebi
Im November 1670 besuchte der türkische Reisende Evliya Çelebi unter anderem die Stadt Berat. Sie war Sitz des Bey aus Vlora und besaß 489 Lehnsgüter (türkisch Tımar). Neben 5000 mit roten Ziegeln bedeckten Steinhäusern zählte er 100 prächtige Herrenhäuser mit Zisternen und Brunnen. Berat war in 30 Quartiere geteilt, und wie so oft, beschreibt Çelebi ziemlich ausführlich die Festung und die Zitadelle der Stadt.
1809 konnte Tepedelenli Ali Pascha die Stadt für kurze Zeit seinem Herrschaftsgebiet angliedern. Als örtlichen Gouverneur setzte er seinen Sohn Myftar ein. 1822 eroberte der osmanische Sultan Berat wieder zurück, nachdem Ali Pascha einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war.
1851 wurde Berat von einem starken Erdbeben erschüttert. Die kurz danach errichteten Bauten prägen das Aussehen der historischen Stadtteile, so wird das Berater Stadtbild von der osmanischen Architektur bis heute geprägt, einer Architektur, wie man sie vergleichbar beispielsweise auch in Gjirokastra und Ohrid antrifft. Viele Kulturgüter wie die Bleimoschee oder die Hysen-Pascha-Moschee wurden in den letzten Jahren renoviert.
1903 gab es in der Stadt einen Aufstand der Bevölkerung. Die Einwohner forderten eine Senkung der zu hohen Steuern und die Besetzung der Stadtämter mit Albanern anstatt mit Osmanen.
Im Oktober 1944 wurde in Berat eine „Demokratische Regierung“ mit Enver Hoxha als Ministerpräsidenten gebildet, nachdem die Partisanen die deutschen Truppen am 13. September aus der Stadt vertrieben hatten.
2008 wurde die Altstadt von Berat in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbe aufgenommen. Dort wird sie nun gemeinsam mit Gjirokastra als Beispiele für den Erhalt einer ottomanischen Stadt und die Koexistenz verschiedener Kulturen geführt.
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