Die Dreiländerbrücke zwischen Weil am Rhein und Huninque

Die Dreiländerbrücke zwischen Weil am Rhein und Huninque

Ein Kundenbesuch hatte uns in die Umgebung von Weil am Rhein geführt, eine Möglichkeit, die wir natürlich zur Erkundung der Region nutzen wollten.

So hatten wir am Ortseingang von Weil eine Unterkunft gefunden, die uns zu Fuß die Rheinpassage über die bekannte Dreiländerbrücke (französisch Passerelle des Trois Pays) ermöglichen sollte. Zunächst etwas verwundert über die großen Industrieanlagen in unmittelbarer Umgebung unseres Hotels, ermöglichte der Blick aus dem Fenster jedoch auch die Betrachtung des Grenzübergangs zur Schweiz sowie auch auf die Dreiländerbrücke von weit oben, die als längste Bogenbrücke der Welt für Radfahrer- und Fußgänger gilt.

Die Dreiländerbrücke verbindet die deutsche Stadt Weil am Rhein in Südbaden und das französische Huningue (Hüningen) im Elsass, so dass ein Übergang von Deutschland nach Frankreich ohne Formalien und Kontrolle zu Fuß möglich ist. Schon der Name Dreiländerbrücke deutet darauf hin, dass noch ein weiteres Land involviert ist, denn die Landesgrenze der Schweiz liegt weniger als 200 Meter von der Brücke entfernt.

Planungen der Dreiländerbrücke führten zu einem Staatsvertrag

dreilaenderbruecke 2Die Dreiländerbrücke verbindet den westlichen Teil der Stadt Weil am Rhein und dem Stadtteil Friedlingen mit dem östlichen Stadtteil von Huningue, was wir natürlich erkunden wollten. Um die Sichtachse zwischen der Hauptstraße von Weil und der gegenüberliegenden Rue de France zum zentralen Marktplatz von Huningue nicht zu stören, ist die Dreiländerbrücke einige Meter versetzt dazu errichtet worden. Der eigentliche Punkt, an dem sich die drei Länder Frankreich, Schweiz und Deutschland treffen befindet sich rund 150 Meter südlich der Brücke. Auf der Weiler Seite befindet sich unmittelbar an der Brücke der Rheinpark, ein großes Restaurant mit herrlicher Uferterrasse sowie ein großes Einkaufszentrum.

Vor dem Bau der Brücke wurde eigens ein deutsch-französischer Staatsvertrag abgeschlossen. Die markante Bogenkonstruktion soll die starke Verbindung beider Staaten symbolisieren. Die Brücke und ihre Konstruktion hat diverse Architektur- und Ingenieurpreise erhalten. Direkt am Rheinpark beginnt auch der Dreyland Dichterweg, der über die Dreiländerbrücke nach Frankreich und dann in die Schweiz führt. Auf zwei Dutzend Tafeln entlang des Weges werden alemannische Dichter und ihre Werke vorgestellt.

Technische Meisterleistung Dreiländerbrücke

dreilaenderbruecke 3Die Dreiländerbrücke, eine Bogenbrücke mit mittenliegender Fahrbahn, hat mit 229,4 Metern die weltweit längste Stützweite einer Fußgängerbrücke. Ihre Gesamtlänge ohne Zugangsrampen beträgt bereits 248 Meter. Der Bogenstich misst lediglich 20 Meter, der Bogenscheitel liegt maximal 26 Meter über dem Wasser, das Brückendeck ungefähr 14 Meter unter dem Bogenscheitel. Die Breite des Brückendecks beträgt in der Brückenmitte 5 Meter, die sich zu beiden Uferseiten auf 7 Meter aufweitet. Sie ist mit Rampen und Treppen an die Uferstraßen angeschlossen. Am französischen Ufer befindet sich außerdem ein Aufzug.

Die stählerne Tragkonstruktion der Brücke ist asymmetrisch: an der Nordseite des Brückendecks stehen zwei vertikale Bögen mit einem hexagonalen 900 Millimeter Hohlquerschnitt dicht nebeneinander, die die Hauptlast tragen. An der anderen Seite steht ein gleich großer, nach innen geneigtem Bogen aus einem Stahlrohr. Die Bögen sind durch schmale Traversen verbunden. Sie lagern auf dicht am Ufer stehenden Betonsockeln. Der stärkere, vertikale Bogen ist nach Norden ausgerichtet, der südliche Bogen ist dazu um 16 Grad geneigt und wird von einem Stahlrohr von 609 Millimeter Durchmesser gebildet.

Wie bei einer abgewandelten Stabbogenbrücke nehmen die Lager nur die lotrechten Kräfte auf, während der horizontale Schub der Bögen durch Streben in das darüber liegende Brückendeck geleitet wird, das als Zugband fungiert und dadurch die horizontalen Kräfte neutralisiert. Augenstäbe zwischen den Enden des Brückendecks und als Zugpfeiler fungierenden gesonderten Betonsockeln im Uferbereich wirken aufwärts gerichteten Kräften entgegen. Die Lagerung der Bodenfußpunkte auf der französischen Uferseite wird im nördlichen Bogen durch zwei, beim südlichen Bogen durch drei allseits verschiebbare Kalotten Lager realisiert. Sie drehen sich auf unterschiedlichen Radien, jedoch zum gemeinsamen Mittelpunkt.

Das Brückendeck besteht aus einer orthotropen Platte, die in Längsrichtung leicht gewölbt ist, um für die Rheinschifffahrt das erforderliche Lichtraumprofil freizuhalten. Es ist mit vollverschlossenen Stahlseilen an den Bögen angehängt. Die Seile sind schräg angeordnet, so dass sie oben und unten jeweils dicht nebeneinander in den Bögen bzw. dem Brückendeck verankert sind. Für die Stahlseile wurden insgesamt 805 Meter Kabel mit einem Durchmesser zwischen 30 und 60 Millimeter verwendet.

Sonne am Rheinufer lockt zum Verweilen

An der Dreiländerbrücke angekommen, waren wir von dem bunten Treiben vor Ort doch überrascht, denn es herrschte ein buntes Stimmengewirr unterschiedlicher Sprachen, weit über das Deutsche und Französische hinaus. Besonders das Türkische war überall zugegen. Wir überquerten zunächst die Brücke um einen kleinen Rundgang durch Huninque zu gehen, kehrten aber alsbald zur Brücke zurück. Zu verlockend war eine Ruhepause mit kleiner Verköstigung auf den Rheinterrassen, wo wir noch den abendlichen Sonnenschein nutzen wollten.

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