Kurzbesuch - Die imposante Stadtmauer von Mainbernheim

Kurzbesuch - Die imposante Stadtbefestigung von Mainbernheim

Mainbernheim liegt an der mittelalterlichen "Goldenen Straße". Die Reichsstraße verband einst Handelsstädte wie Brüssel in Flandern, über Köln, Frankfurt, Würzburg und Nürnberg bis Prag in Böhmen.

Im Jahr 1615 wird sie zur Poststraße zwischen Brüssel und Prag ausgebaut. Heute verläuft die Bundesstraße 8 zumeist auf dieser Strecke.

Mainbernheim wurde 889 erstmals urkundlich erwähnt. 1172 erhob Kaiser Friedrich I Barbarossa Mainbernheim zum Reichsdorf und 1382 verlieh König Wenzel das Stadtrecht. Die Stadtmauer mit 18 Türmen, 2 Stadttoren und dem Stadtgraben zeugen bis heute davon. Handwerk, Weinbau und Weinhandel blühten. Da die Stadt eng bebaut ist, wird der Stadtgraben seit über 300 Jahren als die Grabengärten genutzt, was auch in Iphofen so zu bewundern ist.

Befestigte Städte, wie Mainbernheim, entstanden im Mittelalter vor allem an Plätzen, die für den Austausch von Waren besonders günstig lagen. Sie gingen zum Teil allmählich aus Märkten hervor, auf denen die Kaufleute ihren Handel abwickelten. Seit dem 12. Jahrhundert gründeten Könige und hohe Adlige auch ganz gezielt neue Märkte.

Eine wichtige Ost-West-Verbindung, die „Alte Reichsstraße“, führte durch Mainbernheim. Sie war eine Fernhandels- und Heerstraße von Nürnberg nach Frankfurt und die Fortsetzung der „Goldenen Straße“ von Prag nach Nürnberg. Zwei große Tortürme schützten die Eingänge. Bei Sonnenaufgang öffneten die Stadtknechte die Stadttore. Sie wachten den ganzen Tag an den Toren und auf den Wehrtürmen. Das Untere Tor oder das Obere Tor musste jeder Wagen, jeder Fußgänger, jeder Reiter passieren. Der fremde Handelsmann, der mit seinen Waren in die Stadt wollte, wurde hier angehalten und nach Waffen durchsucht. Diese mussten abgegeben werden. In der Stadt herrschte Frieden und Streitigkeiten wurden durch ein Gericht geklärt. Nachdem der Händler Zoll für seine Waren bezahlt hatte, durfte er sich in der Stadt aufhalten. Dicke, hohe Mauern boten den Bewohnern sowie den Reisenden Schutz und Sicherheit für ihre Waren und den Handel. Nachtwächter gingen mit Laternen durch die Gassen, um Diebe abzuschrecken. Die Vorrichtung für die Fallbrücke am Oberen Tor sowie die Halterungen der schweren Holztore, die am Abend geschlossen wurden, sind noch gut zu erkennen. Wer zu spät kam, musste in einer Herberge vor dem Tor übernachten. Auch unterwegs erhielten die Reisenden Schutz, z. B. übernahmen Mainbernheimer im Auftrag des Königs am höchsten Punkt der heutigen B 8 den Geleitschutz der Händler von den Kitzinger Bürgern. Für das sichere Geleit wurden die Begleiter bezahlt.

Erhalten ist das mittelalterliche Stadtbild mit der weitgehend intakten Stadtmauer, heute erkennbaren 18 Türmen und zwei Toren. Das in Richtung Kitzingen zeigende Untere Tor mit einer spitzbogigen Durchfahrt wurde um 1400 errichtet. Anfang 1600 erhielt es ein weiteres Stockwerk in Fachwerkbauweise. Beim erneuten Umbau ersetzten die Mainbernheimer die ehemalige Fallbrücke durch eine feste Brücke und ergänzten 1787 den zweigeschossigen Fachwerkbau mit Walmdach zum Torhaus. Hier wohnte der königliche Torwächter. In Richtung Nürnberg zeigt das Obere Tor. Es entstand zur gleichen Zeit auch mit spitzbogiger Durchfahrt. Die Rollschlitze für die Zugbrücke, die Halterungen der schweren Tore und der Balken zum Verschließen sowie eine Pechnase sind hier noch deutlich zu sehen. Der Umbau mit einem achtseitigen Aufsatz und Mansarddach durch Johann David Steingruber fand sein Ende 1765. Hier kann der Besucher von der Türmerwohnung aus den Blick auf Stadt und Umland genießen.

Die gesamte Ummauerung ruht auf Steinbögen. Auf diese Weise konnte Material gespart werden. Es gibt nur einige Fußgängerdurchbrüche und eine nachträgliche größere Öffnung der Ummauerung hinter der evangelischen Kirche. Bei der Neugestaltung des Kirchenvorplatzes im Jahr 2011 wurden der Mauerverlauf und Turmstandort im Boden festgehalten.

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