Halle an der Saale – Stadtrundgang Altstadt

Halle an der Saale

Unsere Unterkunft in Halle - Saale war, wie schon erwähnt, so zentral im Stadtzentrum gelegen, das wir uns mehrfach kurzentschlossen auf den Weg in die Innenstadt machten.

Neben einigen preislich recht interessanten Geschäften des Bereichs Mode hat uns besonders eine indonesische Schnellküche gefallen, die für kleines Geld leckere Gerichte auf den Tisch brachte. Für den frühen Nachmittag hatte sich Detlef Zeit genommen, um mit uns einen Spaziergang gespickt mit einigen Erläuterungen durch die Altstadt und den sich direkt anschließenden Park entlang der Saale zu unternehmen.

Historischer Hintergrund der Stadt Halle

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_halle-saale-3.jpgWahrscheinlich geht der Ursprung erster Ansiedlungen im Raum Halle auf die geologische Besonderheit des Auffindens von Salzquellen in der Region zurück. Grabungen, die im Zuge von baulichen Maßnahmen am Markt in der Innenstadt durchgeführt wurden, belegen die Bedeutung des Salzes für die Stadt. Erste Siedler waren vermutlich Gruppen der Hermunduren, gefolgt von Angeln und Warnen, die später auch mit Thüringern bezeichnet werden, sowie die Wenden, die alle den Ort mit Dobrebora bezeichnen. Als im Jahr 735 der fränkische Hausmeier Karl Martell die Region erobern konnte, ließ er erste Stiftskirchen in Merseburg und Magdeburg bauen und schenkte seinen Kämpfern das Salzwerk Dobrebora mitsamt der Ritterfahne „Ritter Unserer Lieben Frauen Brüderschaft“. Erstmals taucht um 806 der Ortsname Halle indirekt als „Halla“ im Chronicon Moissiacence auf. Der Reichtum aus der Salzgewinnung führte auch zur fortwährenden Erweiterung der Stadt. Bis in das 12. Jahrhundert hinein, besaßen die Erzbischöfe das Recht zur Salzgewinnung. Langsam entstand die Innung der Pfänner, die als freie Unternehmer, die Lehnsanteile an den Solgütern in freies Eigentum überführen konnten.

Bourgeoisie entwickelt sich in Halle

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_halle-saale-4.jpgSo entstand im Laufe der Jahre bereits im 12. Jahrhundert ein selbstbewusstes Bürgertum, das im Jahr 1263 einen Vertrag mit dem Magdeburger Erzbischof Rupertus schloss, in dem niedergeschrieben wurde, das keine weiteren Solbrunnen durch die Kirche angelegt werden durften, ja das selbst auch keine Burgen im Umkreis einer Meile um Halle angelegt werden durften. Die Innung der Pfänner war so mächtig geworden, dass sie in den folgenden Jahrhunderten die Politik der Stadt bestimmten. 1281 wurde Halle urkundlich als Mitglied der Hanse genannt. Mit dem Erhalt der Stadtrechte wurde 1341 mit dem Bau eines stark befestigten Turmes zwischen Waage und Rathaus begonnen, der bis zum Jahr 1835 zur sicheren Unterbringung der städtischen Privilegien diente. Um 1890 war Halle auf über 100.000 Bürger angewachsen, womit der Status einer Großstadt erreicht war.

Stadtrundgang in Halle führt auch an die Saale Halle

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_halle-saale-6.jpgUnser erster Gang führte fast schon automatisch zum Marktplatz in der Innenstadt, der mit der Marktkirche, dem Händel-Denkmal und dem Roten Turm weit mehr als nur ein wichtiges Wahrzeichen der Stadt Halle bildet. Hier ist das Zentrum der Stadt, treffen die Verkehrswege und Verkehrsmittel aus allen Richtungen aufeinander. Heute ein riesiger Platz als Fußgängerbereich ausgebildet, ist der Markplatz auch die touristische Attraktion der Stadt. Um 1418 war mit dem Bau des Roten Turmes begonnen worden, einem Glockenturm „zur Ehre Gottes und der Stadt Halle wie der ganzen Umgebung zur Zierde“. Mit dem Bau der Moritzburg, die ursprünglich als Zwingburg durch den Erzbischof Ernst im Nordwesten der Stadt im Jahr 1478 errichtet wurde, verlor Halle seine fast 200-jährige städtische Selbstständigkeit. Die Kirche konnte die einstmals selbstbewusste Bürgerschaft wieder unterordnen.

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_halle-saale-2.jpgUnser Weg führt uns auch zu den Universitätsgebäuden und wir erfahren, das die Martin-Luther-Universität Halle zu den ältesten Universitäten Deutschlands zählt. Bereits im Jahr 1694 wurde das Gebäude der Ratswaage am halleschen Marktplatz zum zukünftigen Hauptgebäude der Universität Halle umfunktioniert. Mit zunächst vier Fakultäten wuchs die Universität Halle, die „alma mater halensis“, schnell in ihrer überregionalen Bedeutung an und entwickelte sich zu einem Zentrum bürgerlicher Frühaufklärung. Mit den 1698 gegründeten Franckeschen Stiftungen durch August Hermann Francke gab es enge Verknüpfungen, die auch zur Gründung der 1. Cansteinschen Bibel-Anstalt von Freiherr von Canstein gemeinsam mit August Hermann Francke führten. Halle gilt als Ausgangspunkt der sozial-humanistischen Bildung in Deutschland. Im Jahr 2015 soll entschieden werden, ob die Franckeschen Stiftungen Aufnahme in das Weltkulturerbe der UNESCO finden werden.

Ausgangspunkt sozial-humanistischer Bildung in Deutschland

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_halle-saale-5.jpgAls am 17. Oktober 1806 die Division Dupont des Korps Bernadotte die Stadt Halle im Zuge der Napoleonischen Kriege erstürmen konnte, besuchte auch Kaiser Napoleon die Stadt. Eine seiner ersten Aktionen in Halle war die Auflösung der Universität. Die Ratswaage, das bereits erwähnte Hauptgebäude der Universität, wurde zum Lazarett umfunktioniert, später gar zum Schlachthaus.

Stadtbahn Halle - älteste Straßenbahn Europas

Als Vorläufer in Fragen der Mobilität gilt die Stadt auch hinsichtlich fortschrittlicher Verkehrsmittel. Bereits 1882 wurde die erste Pferdebahn auf Schienen in Halle betrieben und  bereits im April 1891 konnte die Straßenbahn durch Elektrifizierung auf den Pferdebetrieb verzichten, die Stadtbahn Halle war durch den Betrieb von drei Bahnlinien gegründet worden. Halle gilt somit als ältester Betreiber eines elektrischen Straßenbahnnetzes in Europa.

Die Himmelsscheibe von Nebra

Wir kamen auch am Landesmuseum für Vorgeschichte vorbei, das besonders als Ausstellungsort der Himmelsscheibe von Nebra hohen Bekanntheitsgrad genießt. Hinzu kommen immer wieder stark frequentierte Sonderausstellungen, so dass auch wir uns später noch zum Besuch des Landesmuseum entschieden hatten. Eine weitere, so nicht vermutete Einrichtung, entdeckten wir in einer Seitenstraße  - das Beatles Museum von Halle.

Jetzt geht es an die Saale

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_halle-saale-7.jpgDetlef führt uns dann weiter durch die Innenstadt bis an die Saale, die auf Teilstrecken in mehrere Arme aufgeteilt, durch die Stadt fließt. So gehen wir auch den Mühlgraben entlang, an dem früher die Wasserkraft zum Betrieb der Steinmühle, der Kröllwitzer Papiermühle und der Neumühle genutzt wurde. Ãœberhaupt erkennen wir, das die Innenstadt fast inselartigen Charakter aufweist, denn es sind letztendlich vier Seitenarme der Saale, die die Stadt in 6 größere Inselbereiche aufteilt, die Rabeninsel, der Saline-Insel, der Preißnitzinsel sowie der Insel der Ratswerder und der Würfelwiese sowie der Ziegenwieseninsel und der Insel Forstwerder. Besonders die Rabeninsel gilt als Naturschutzgebiet mit großen Auenwaldbeständen. Riesige Grünflächen, die man zunächst nicht erwartet und zum Freizeitgestaltung, zum Sport und der Erholung genutzt werden.

Zurück in die Innenstadt von Halle

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_halle-saale-9.jpgSo nutzen auch wir den Gang entlang des Ufers der Saale ein wenig zur Entspannung und Erholung, bis uns Detlef zu  einem Restaurantschiff auf der Saale auf einen Kaffee einlädt. Hier kann man so wirklich die Seele baumeln lassen, so ruhig und wunderbar natürlich erscheint der Fluss und seine Uferbegrünung hier zu sein. Keine Spur von Großstadthektik und Betriebsamkeit. Wir beobachten Kanusportler und Ruderboote, die auf der Saale ihrem Freizeitvergnügen nachgehen.

Unser Rückweg führt uns dann erneut über den Marktplatz und der Marktkirche „Unser Lieben Frauen“ mit seinen vier Türmen, dazu gehörend auch der Rote Turm, ein Ensemble, das der Innenstadt ein eigenständiges Gesicht verleiht. Halle hatte das große Glück, noch zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine fast komplett von Bombenangriffen verschonte Altstadt zu besitzen, so dass der alte Stadtkern fast komplett erhalten ist, ebenfalls fast einzigartig unter den deutschen Großstädten. Die wohl bekanntesten Söhne der Stadt sind der Barockkomponist Georg  Friedrich Händel  und der ehemalige Bundesaußenminister  Hans-Dietrich Genscher, der allein auf Grund seiner Balkonansprache in der Deutschen Botschaft in Prag wohl für immer unvergesslich in Erinnerung bleiben wird.

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