Wanderung von Kahla hinauf zur Leuchtenburg (Seitenroda)

Wanderung von Kahla hinauf zur Leuchtenburg (Seitenroda)

In unserem Artikel zu Porzellanstadt Kahla hatten wir bereits die vielen Wanderpfade und Radwege erwähnt, die in natürlich schöner Umgebung verschiedene Zielorte miteinander verbinden, so hatten wir uns den Weg hinauf zur Leuchtenburg mit Besuch des dortigen Museums als Tagesziel erkoren.

Die sanierte mittelalterliche Burganlage Leuchtenburg wird touristisch genutzt und beherbergt auch die Ausstellung Porzellanwelten Leuchtenburg, ein Museum und als Teil eines uns zwar widerstrebenden "modernen" Anbaus mit einem ins Tal hinausragenden begehbaren „Steg der Wünsche“, der zwar ein wundervolle Aussicht bietet, aber den Burgcharakter, unserer Auffassung nach, erheblich stört.

Die Burg gewährt auf dem weithin sichtbaren Bergkegel mit einer Höhe von 395 m ü. NN einen weiten Rundblick auf das Mittlere Saaletal sowie das Thüringer Holzland, weshalb die Leuchtenburg als „Königin des Saaletals“ gilt. Am 15. April 1221 wurde die Burg das erste Mal urkundlich erwähnt, als Hartmann IV. von Lobdeburg-Leuchtenburg in Dornburg einen Rechtsstreit beilegte. Neben der Lobdeburg wurde die Leuchtenburg zum wichtigsten Stützpunkt der Herren von Lobdeburg beim Vorstoß nach Südosten und zur oberen Saale. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg erheblich ausgebaut.

Nachdem die Schwarzburger durch die Thüringer Grafenfehde geschwächt waren, gelang es den Wettinern, die Burg 1392 zu erobern und im Leipziger Vertrag 1396 die Schwarzburger zu zwingen, die Burg endgültig an sie zu verkaufen. Unter den Wettinern wurde die Burg Sitz eines Amtes zu Verwaltung der wettinischen Dörfer der Umgebung. Nach der Niederlage des Kurfürsten Johann Friedrich der Großmütige im Schmalkaldischen Krieg 1547 diente die Burg als Zufluchtsort der Ehefrau und der Kinder des Kurfürsten. 1553 wurde der damals versiegte Burgbrunnen auf 80 m Tiefe erweitert und war damit der zweittiefste Brunnen in Thüringen zu damaliger Zeit.

Im Dreißigjährigen Krieg 1618–1648 war die Burg ein häufig genutzter Zufluchtsort.

1705 wurde die Verwaltung des Amtes nach Kahla verlegt. Ein Teil der Burg wurde dann als Zucht-, Armen- und Irrenhaus genutzt. Im Zuge der Landesteilungen unter den Ernestinern fiel die Burg 1724 an das Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg und wurde als Zuchthaus genutzt, dann fiel die Leuchtenburg 1826 an Sachsen-Altenburg (später Freistaat Sachsen-Altenburg), bei dem es bis 1920 blieb.

Seit 1906 beherbergt die Burg zudem ein Museum, das in mehreren Etappen vergrößert wurde. Die Sammlung des Kahlaer Geschichts- und Altertumsvereins wurde zunächst im Torhaus präsentiert, das Kreisheimatmuseum Leuchtenburg später in die Kernburg etabliert und ist seitdem dort von Bestand. Im April 2014 wurde der erste Teil der neuen Dauerausstellung Porzellanwelten Leuchtenburg eröffnet. Im März des darauf folgenden Jahres konnte die Ausstellung vollendet werden.

Im Winter 1920/1921 diente die Burg Muck Lamberty und seiner „Neuen Schar“ als Wohn- und Arbeitsort, entlang der Burgmauer gibt es eine Ausstellung mit Bildern und Texten zu den Aktivitäten der Neuen Schar, die recht interessant und damit empfehlenswert ist. 1951 wurde anstelle des Hotels die Jugendherberge Geschwister Scholl eröffnet, die 1997 wegen nicht zeitgemäßer Ausstattung geschlossen wurde.

In den 1980er Jahren war die Leuchtenburg bei inneren Unruhen als Internierungslager für bis zu 600 Insassen geplant. Sie sollten in den Räumen der Jugendherberge, den Ausstellungsräumen und Kellern untergebracht werden. Im Haupthaus der Burg existierte eine Konspirative Wohnung für Treffs mit Inoffiziellen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit, im Dachgeschoss eine geheime Funkstation. Im Kriegsfall sollten auch „feindliche Ausländer“ auf der Burg interniert werden.

Die ausgezeichnete Beschilderung und die Kennzeichnung der Pfade machen die Nutzung von Kartenmaterial überflüssig, an allen markanten Kreuzungspunkten haben wir Markierungen vorgefunden, so das wir uns beim Aufstieg wie während des Abstiegs auf einer Alternativroute auf die Umgebung konzentrieren konnten. Empfehlenswert.

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