Der Plinius Kanal – ein antikes Kanalprojekt

Der Plinius Kanal – ein antikes Kanalprojekt

„50 Kilometer lang, 150 Meter breit und 25 Meter tief - das vom türkischen Premier Erdogan geplante Projekt ist gigantisch.

Ein Kanal westlich von Istanbul soll den Bosporus vom Schiffsverkehr entlasten. Der Premier verkündet das Projekt kurz vor den Wahlen - die Kosten verschweigt er.“(Nachricht in n-tv)

Hier als große Sensation in den Medien der Welt lauthals verkündet ist doch die Idee selbst schon fast 2.000 Jahre alt, denn bereits die alten Römer hatten Pläne entwickelt, die eine sichere und einfachere Transportroute bei Umgehung des Bosporus ermöglichen sollten, auch wenn die Hauptideen hinter dem Projekt heute andere sind als sie es damals waren. 

Aus noch heute erhalten gebliebenen Briefen des Stadthalters von Bithynien Plinius an den römischen Kaiser Trajan geht ausdrücklich hervor, das man sich sehr ernsthaft mit dem Bau eines solchen Kanals auseinander gesetzt hat. Hauptidee war für beide großen Politiker der damaligen Zeit der Gedanke, den doch gefährlichen Bosporus durch das anatolische Binnenland weiträumig zu umschiffen um damit eine wesentliche Erleichterung des Warenhandels vom Binnenland zur Küste zu erleichtern. Genaueste schon für die römischen Ingenieure mögliche Vermessungen hatten ergeben, dass es eine Route über den Sangarius Fluss zum  Sapanca See und weiter zum Marmara Meer (damals mit Propontis bezeichnet) geben könnte, bei der nur 32 Höhenmeter Differenz zu überwinden seien, eine für römische Techniker durchaus zu lösende Aufgabe, hatte man doch bauliche Erfahrung in anderen Ländern in ausreichender Form. Dieser Grundgedanke wurde weiter vertieft und erste zeichnerische Planungen angefertigt: der Plinius Kanal des Jahres 111 nach Christus.

Römische Brückenanlage über den Sangarius

b_450_450_16777215_00_images_turkey_marmara_sangarius-bridge.jpgBei Adapazarı findet der interessierte Reisende eine alte Brückenanlage über den Sangarius Fluss aus römischer Zeit, die schon häufig von kompetenten Archäologen und Ingenieuren aufgesucht wurde, da sie, zumindest nach Meinung einiger Fachleute, schon während ihrer Bauphase auf den späteren Plinius Kanal hin optimiert worden war. So behauptet der Archäologe Moore, das die Idee zum Bau des Plinius Kanals darauf basierte, das man den Lauf des Flusses Sangarius vom Schwarzen Meer in umgekehrter Richtung in den Sapanca See umleiten könnte, um somit eine bauliche Verkürzung des Kanals zu erreichen. Bei näherer Betrachtung der Sangarius Brücke fällt denn auch auf, das entgegen römischer Ingenieurskenntnis, die spitzen Brückenpfeiler, die eindeutig zum Schutz der Brückenkonstruktion vor Treibholz geplant worden sind, flussabwärts gerichtet eingebaut worden sind. Als weiteren Beweis führt er an, das diese gewaltige Brückenkonstruktion von über 400 Metern Länge in keinem Verhältnis zur Breite des Flüsschens Melas steht. 

Natürlich kommt von anderer Seite sofort der Widerspruch, denn der Archäologe Whitby kritisiert sofort, das der gesamte Flusslauf des Sangarius nicht schiffbar gewesen sei und man auch an anderen römischen Brücken spitze Konstruktionen fände, die als Wellenbrecher fungieren könnten. Auf die Frage nach der Umkehrung der Fließrichtung eines Flusses wie den des Sangarius behauptet Froriep, das aufgrund des sehr geringen Gefälles durchaus eine solche Umkehrung möglich gewesen sei, wie es auch andere Beispiele der Geschichte belegen.

Nächste Mahmutprojekt - ein moderner Plinius Kanal

„Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will westlich von Istanbul einen Schiffskanal als Alternative zum Bosporus bauen lassen. Machbarkeitsstudien für das Projekt, das eine zweite Verbindung zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmarameer schaffen würde, sollten binnen zwei Jahren abgeschlossen sein, sagte Erdogan in Istanbul gut sechs Wochen vor der türkischen Parlamentswahl.
Der Istanbul-Kanal würde westlich von Istanbul auf einer Strecke von etwa 50 Kilometern verlaufen, etwa 150 Meter breit und rund 25 Meter tief sein. Er würde den stark befahrenen Bosporus, den jährlich mehr als 50.000 Handelsschiffe passieren, vor allem von dem gefährlichen Tankerverkehr entlasten.
"Heute krempeln wir die Ärmel hoch, um das größte Projekt des Jahrhundert zu beginnen, an das nicht mal der Panamakanal oder der Suezkanal herankommen", sagte Erdogan vor begeisterten Anhängern. Die Türkei habe den festen Willen, dieses Projekt umsetzen. Kosten für den Bau nannte er nicht.“

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