Tsiknopempti – bei Zampetas feiert man Karneval familiär

Tsiknopempti – bei Zampetas feiert Karneval familiär

Karneval und Fastenzeit - auf den ersten Blick fragt man sich, wie diese beiden doch so grundsätzlich unterschiedlichen Ereignisse eigentlich zusammen passen können.

Dabei gibt es geschichtlich betrachtet, sehr enge Verknüpfungen, die sogar in den verschiedenen Weltreligionen fast gleichartig vorhanden sind, die allerdings in den modernen Kulturkreisen der westlichen Welt in ihren Ausführungen und Aktivitäten unterschiedlich gehandhabt werden.

Wir waren im Rahmen unseres Projekts wieder bei Zampetas in Peraia / Thessaloniki angekommen und trafen dort auf die für uns überraschenden Vorbereitungen für ein kleines, familiäres Tsiknopempti Festes, das am so genannten Grill-Donnerstag einmal jährlich im Rahmen des griechischen Karnevals Apokries etwa drei Wochen vor Beginn der Fastenzeit stattfindet. Nur in wenigen Karnevalshochburgen Griechenlands stehen bereits vorher Karnevalsveranstaltungen an. So feiert Patras, die Stadt mit den bedeutendsten Großveranstaltungen des Landes zum Karneval, ihren Karnevalsauftakt alljährlich bereits Mitte Januar. In ländlichen Regionen und auf einigen Inseln haben sich uralte Bräuche und Kostüme erhalten, beispielsweise auf den zu den Nordsporaden gehörigen Ineln Skyros und Skopelos. Doch auch in anderen Städten herrscht an den letzten Tagen vor dem Beginn der Fastenzeit Karnevalsstimmung. So bieten beispielsweise auch Athen und Thessaloniki ihren Bürgern alljährlich ein heiteres Programm.

Das Ende der Apokries-Zeit und den Beginn der Fastenzeit markiert ein gesetzlicher Feiertag, der so genannte „Saubere Montag“ (Kathara Deftera), etwa dem deutschen Rosenmontag vergleichbar. Denn die Fastenzeit und somit der Karneval richten sich in Griechenland nach dem Ostertermin, der allerdings nach dem uralten Julianischen Kalender bestimmt wird. Die Zeitspanne des Karnevals gliedert sich in drei Wochen, die auf die eigentliche Fastenzeit einstimmen sollen, in denen aber in Griechenland auch ausgelassen gefeiert wird: Profoni, Kreatini und Tirofagou.

Profoni ist die Ankündigungswoche, in der traditionell Trommelwirbel oder Stadtschreier die Karnevalszeit verkünden.

In der Kreatini (Fleischwoche) genannten zweiten Woche nimmt die Karnevalsszeit ihren Höhepunkt. Es ist die letzte Woche vor Ostern, in der nach strengen griechisch orthodoxen Fastenregeln Fleisch gegessen werden darf. Das wird vor allem am Donnerstag dieser Woche, dem Tsiknopempti (verbrannt riechenden Donnerstag, oder freier übersetzt Grilldonnerstag) mit Barbecues gefeiert. Damit ist dieser Tag derjenige unter den Karnevalstagen, dessen Bedeutung sich am stärksten mit den Traditionen in westlichen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien deckt.

Bei Zampetas war am besagten Donnerstag folglich ein Grill, Tisch und Stühle vor den Geschäftsräumen aufgebaut worden, um den herum sich die verkleideten Mitarbeiter und deren Familienangehörige versammelt hatten. Als Gäste des Anwesens waren wir, zwar ohne Maskierung, schnell in die Feierlichkeiten integriert. Neben lecker gegrillten Fleisch- und Wurstwaren gab es leckere Salate und dazu passenden Wein.

In Deutschland ist der Tag als Weiberfastnacht, aber auch als Schmotziger (vom allemannischen Schmotz = Schmalz, Fett) Donnerstag bekannt, in Frankreich als fetter Donnerstag (mardi gras). Am folgenden Wochenende geht es in vielen griechischen Fastnachthochburgen hoch her.

Die dritte und letzte Woche heißt Tyrofagou (Käsewoche). Denn es soll nun bereits fleischlos gelebt werden, während Käse, Milchprodukte und Eier noch erlaubt sind, deren man in der Fastenzeit als solche dann schließlich auch entsagen sollte.

Tsiknopempti - auch eine Möglichkeit, den Mitarbeitern ein familiäres Zusammenhangsgefühl zu vermitteln, das sicherlich auch starke positive Effekte auf das Miteinander der Arbeit hat.

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