Yunus Emre - Ich bin Yunus, der Ausweglose

Yunus Emre für Jedermann

„Ich bin Yunus, der Ausweglose / Ledig aller Freundeshände / Wunden trage ich von Kopf bis Fuß / Komm und sieh nur, was mir die Liebe angetan“

- Yunus Emre

Er glaubte, dass man den Zutritt zu jenen Welten, die man nicht mit dem Verstand erläutern kann, die man nicht sehen kann und nicht kennt, über die Intuition findet. Er war ein mystischer Volksdichter der Türken. Man nimmt an, dass er Ende des 13. Jahrhunderts und im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts im Innern Anatoliens, vielleicht im Fürstentum der Karamanoğulları gelebt hat. Aus den Gedichten von Yunus Emre ist ganz klar zu sehen, dass er sich den Glauben des Sufismus angeeignet hatte. Er war aus nächster Nähe Zeuge dessen, wie die individuelle und kollektive Zusammengehörigkeit der Menschen auseinanderfiel. In einer Epoche, wo die gesellschaftliche Struktur wegen innerer Unruhen erschüttert wurde. In einem dunklen Zeitalter. Inmitten dieser gesellschaftlichen, politischen und religiösen Anarchie, die den Himmel über Anatolien bedeckte, setzte er sich dafür ein, um einen Gegenstand in Erinnerung zu rufen, der ein wenig in Vergessenheit geraten war und um diesen Gegenstand mit einer neuenSprache und mit einer neuen Interpretation aufzufüllen.

Sein Leben und sein Tod sind noch immer ein Mysterium. Und so verschiedenartige Meinungen auch darüber bestehen, verinnerlichen wir doch aus den kärglichen Informationen quasi zeitgenössischer Sufis und Historiker, dass Yunus Emre keine Legende oder kein Unbekannter, sondern ganz im Gegenteil eine historische Figur ist.

Als ein Sufi wirkte Yunus Emre dahingehend, dass die Menschen sich freundlich begegneten, sich von der Unwissenheit distanzierten und die Menschen als solche ins Herz schlossen. Mit derart gewichteten ethischen Empfehlungen lud er die Menschen zum Nachdenken ein, damit sie in der Zusammengehörigkeit Heilung erfahren konnte, denn dieses war für einen individuellen und kollektiven Frieden erforderlich. Er zeigte ihnen einen Weg.

Er sagte:
„Ich kam nicht, einer Sache wegen
Mein Bemühen ist für die Liebe
Das Zuhause eines Freundes sind die Herzen der Menschen
Ich kam, um Herzen zu bauen“

Somit hob er auf meisterhafter Weise und mit einer starken Intuition die Liebe zu Gott hervor, die in den Herzen reflektiert wird. 

Der Tradition des Sufismus zufolge, muss das Wissen von der Liebe zu Gott erlernt und erworben werden. Dieses wiederum ist nur möglich, wenn man sich der Wegführung eines Erleuchtenden anvertraut, in deren Verlauf man reift und sich seine Eigenart aneignet. Yunus Emre begann seine innere Reise bei den Sufis des Hacı – Bektaşı – Veli – Ordens. Später wurde er von dort zum Orden des Tabduk Emre geschickt, der sein erster spiritueller Wegführer war und in den Gedichten des Yunus Emre des Öfteren erwähnt wird. Es ist natürlich gut möglich, dass nicht vollständig erschlossen werden kann, welchen Sinn der Dichter welchem Wort beimisst. Es wird aber sowohl unter Berücksichtigung der Traditionen, als auch der historischen Belege allgemein angenommen, dass Yunus Emre unter der Begleitung dieser Person, eine geraume Zeit lang Bildung bei diesem Orden erwarb. 

In seinen Gedichten erwähnt er auch Mevlana, dem er von Herzen angetan war, sowie dessen rituelle Versammlungen und Gesprächsrunden. Das Gedankengut, das diese zwei großen Lichter auf demselben Weg des Dienens verbreiten wollten, ist identisch. Lediglich die Art und Weise des Aussprechens und Interpretierens variiert, den persönlichen Eigentümlichkeiten entsprechend. 

Manche Autoren bezeichnen Yunus Emre als den bedeutendsten Dichter der türkischen Geschichte. Er spielt eine hervorragende Rolle für die türkische Kultur, Literatur und Philosophie. Seine Gedichte, die von ihm gebrauchteSprache und sein Weltbild formten und formen die türkische Kultur. 

Bei diversen Konferenzen und Symposien sowohl im Inland, als auch im Ausland, wurden das Weltverständnis von Yunus Emre und seine überirdischen Überzeugungen und Lehren zum Gegenstand zahlreicher Studien. Die UNESCO bezeichnete ihn als eine der wesentlichen kulturellen Persönlichkeiten der Welt und erklärte das Jahr 1991 zum „internationalen Yunus – Emre – Jahr“. Das Werk von Yunus Emre wurde in viele Sprachen übersetzt. Seine Ansichten werden von Historikern sehr geschätzt und berücksichtigt, da sie vielerlei Anhaltspunkte zumAnatolien des 13. Jahrhunderts beinhalten.

Die Lehre von Yunus Emre erfreut sich zweifelsohne einer weit verbreiteten Bekanntheit und einer ebensolchen Wirkkraft. Sie umfasst unterschiedliche Gedanken und interpretiert sie. Somit ist es möglich, dass man ein solches Portrait von Yunus Emre zustande bringt, welches einem jeden Betrachter anders erscheint und in welchem ein Jeder die zu ihm selbst passenden Farbtöne findet. Den gemeinsamen Nenner, wo sich alle diese verschiedenen Erscheinungen bzw. Ansichten wiedervereinigen, sollte die Liebe ausmachen. Für jeden und alles. Ohne Ausnahme.

"Die Liebe ist die Medizin der Pein
Für die Liebe halte ich den Kopf hin
Das ist das Wort des Yunus Emre
Nicht einen Augenblick lang, will ich ohne Liebe bleiben"

- Yunus Emre

Geschichte

Kultur

Leben | Outdoor