Pascha – ein „bedeutsamer“ Titel im Osmanischen Reich

Pascha – ein „bedeutsamer“ Titel im Osmanischen Reich

Während unserer Reisen durch die Türkeisind wir an vielen Orten und zu verschiedenen Anlässen auf den türkischen Begriff „paşa“ gestoßen, mal war es die Bezeichnung einer Firma, dann wieder der Abschnitt eines Strandes (z.B. bei Alanya).

Auch die Schreibweisen sind dabei durchaus unterschiedlich, denn im Englischen schreibt man „pasha“, im Französischen „pacha“ und im Italienischen „bassa“ oder „pascià“. Auch im Deutschen findet man den Begriff, oftmals auch in Redewendungen wie „Der  Herr  ….. benimmt sich wie ein Pascha“.

Viele von uns bringen mit dem Begriff „paşa“ einen Menschen in Zusammenhang, der sich wie ein Herrscher oder König verhält. Und richtig. Im Osmanischen Reich des 15. Jahrhunderts war „paşa“ der Titel des höchsten Beamten und Militärs, der im Anhang des Namens den Rang des Betreffenden klarstellte, z.B. „Osman paşa“. Auch im osmanischen Vizekönigreich Ägypten wurde der Begriff Pascha als Rang vergeben, wo dieser Titel auch erst im Jahr 1953 abgeschafft wurde.

In der Rangabfolge der Titel im Osmanischen Reich war „paşa“ bis 1867 der Statthalter einer der osmanischen Großprovinzen, den Eyalet, im Auftrag des Sultans. Dem „paşa“ unterstanden oft eine Vielzahl von „beys“ als Gouverneure der Teilprovinzen, den sogenannten „beylik“ oder „sandschak“. Ein weiterer Begriff, der noch aktiv im Sprachgebrauch genutzt wird, heute allerdings in der Bestimmung „Herr“ als freundliche Anrede, z. B. „Suleyman bey“. Reiste der Pascha durchs Land, wurden zum Zeichen seines Rangs, zwei bis drei Rossschweife, die sogenannten „tuğ“ vor dem Herrn vorangetragen. Ein Brauch, der allerdings unter der Herrschaft von Sultan Mahmud II (1808 – 1839) abgeschafft wurde. Eine etwas gesonderte Stellung nahmen die sogenannten „deys“ von Algier, Tunis und Tripolis ein, die mit dem Titel „paşa“ auch eine besondere politische Autonomie genießen konnten.

Im 19. und 20. Jahrhundert  gab es zwischen dem Osmanischen und dem Deutschen Reich enge militärische und auch wirtschaftliche Kooperationen, so dass in der Folge auch einige Deutsche den Titel „paşa“ erhielten. Im Militärischen war es vor allem der Offizier Colmar Freiherr von der Goltz Pascha (1843 – 1916) und im Bereich des Eisenbahnbaus „Bagdad Bahn“ der Eisenbahningenieur Heinrich August Meißner (1862 – 1940), die den Namenzusatz als Titel erhielten. Allerdings gab es auch weitere Europäer, die in den besetzten Gebieten in den Verwaltungen eingesetzt wurden, um die Regionen zu organisieren. Auch die Bekämpfung des Sklavenhandels im Sudan wurde mit Hilfe der Europäer vorangetrieben. Einige dieser Verwaltungsfachleute erhielten ebenfalls den Rang eines Paschas, wie z.B. Eduard Schnitzer, der im Osmanischen Reich mit Emin Pascha betitelt wurde. Gleiches gilt auch für Charles George Gordon, dessen Name Gordon Pascha lautete, sowie auch für Rudolf Slatin, der mit Slatin Pascha betitelt wurde.

Gleichbedeutend zu den Paschas gab es bei den Janitscharen die sogenannten Aghas, deren Vorgesetzte die Großwesire und Wesire waren. Im Rang nachgeordnet waren auch hier die Beys und Efendis. Die meisten dieser Titel wurden in der Türkeium 1934 endgültig abgeschafft.

Die Herleitung des Begriffs „paşa“ ist nicht eindeutig, allerdings nimmt man die Rückführung auf das türkische Wort „başağa“ als wahrscheinlichsten Ursprung an, liegt es in der Zusammensetzung zweier Worte aus „baş“ für „Kopf“, „Haupt“ oder“ oberster“ und „ağa“ für „Herr“ eigentlich auf der Hand: „Hauptherr“. Es gibt allerdings auch den Bezug zum Persischen „pati“ für Herr und „šāh“ für Herrscher, einer Begrifflichkeit, die es auch im Türkischen gibt: „padişah“, hier allerdings in der Bedeutung des absoluten Herrschers als Sultan.

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