Quartier für Quälgeister: Was machen Mücken im Winter?

Jetzt hört man es glücklicherweise nur noch selten, das Gesumme der Stechmücken auf der Suche nach Nahrung oder sollen wir besser nach „Opfern“ sagen, so sehr nervten die Plagegeister vor allem nachts.

Trotz Moskitonetz und sonstiger Schutzeinrichtungen fanden sie doch meistens einen Weg zur Nahrungsquelle „Mensch“. Dabei hat die Wissenschaft durch eine Vielzahl von Labor- und Freilandexperimenten in langen Jahren herausgefunden, das die Stechmücken überwiegend durch ausgeatmetes Kohlendioxid und den Düften des Körpers, hier vor allem der Fettsäuren und des Ammoniaks ihre Opfer lokalisieren. Die Mücke folgt dieser Duftspur, selbst Barrieren halten sie kaum ab, denn neben der chemischen Zusammensetzung der Duftspur erhält die Mücke auch Informationen zu Größe, Struktur und Form des „Opfers“ sowie zu seiner Entfernung. Erst im Nahbereich kommen visuelle Wahrnehmungen und die Körperwärme als Orientierungshilfe hinzu. 

In der Regel ernähren sich Stechmücken rein vegetarisch, zumindest die Männchen sogar ausschließlich. Es sind die Mückenweibchen, die neben dem Nektar auch das Blut von Säugetieren und Vögeln benötigen. Besonders nach der Paarung zur Bildung der Eier braucht die Mücke eine Blutkonserve, da sie fremdes Protein dazu benötigt. Die Beschaffung der Proteinquelle Blut ist damit unverzichtbar für die Fortpflanzung der Mücken. Aufgenommen wird das Blut durch den Stechrüssel, den nur die Weibchen besitzen. Männchen können, da der Rüssel stark verkürzt ist, nicht stechen sondern lediglich freiliegende Flüssigkeiten wie zuckerhaltige Pflanzensäfte aufsaugen.

Auf der Suche nach der Blutkonserve findet die Mücke eine Hautstelle des Opfers mit darunterliegendem Blutgefäß. Jetzt bilden ihre verschiedenen Mundwerkzeuge eine Art Stechborstenbündel, das die Haut des Opfers durchdringen kann und dabei zwei Kanäle bildet: durch einen Kanal injiziert die Mücke ihren Speichel, der zur Verflüssigung des Opferblutes dient, das dann durch den zweiten Kanal aufgesaugt wird. Das Opfer bemerkt den Stich meist nur, wenn dabei auch ein Schmerznerv getroffen wird. Erst später bemerkt man durch den Juckreiz, das es einmal mehr passiert ist.

Hausmücken stechen auch, wenn es kalt ist

Jetzt verschwinden auch die letzten Sonnenstrahlen: Die kalte Jahreszeit ist gekommen. Viele Wildtiere verkriechen sich. Aber was machen eigentlich die Quälgeister des Sommers, die uns so gepeinigt haben, im Winter? Wo sind all die Stechmücken geblieben? 
„Die Männchen erleben den Winter nicht“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Denn sie sterben schon im Herbst.“ Männliche Mücken sind ohnehin nicht am „Blutrausch“ beteiligt. Die eigentlichen Plagegeister sind die Weibchen, die Blut für ihren Mücken-Nachwuchs brauchen. „Und genau die überleben den Temperatursturz“, sagt Goris. 

Es gibt zahlreiche Stechmückengattungen mit den unterschiedlichsten Überwinterungsstrategien. Die meisten Arten überwintern wie die Waldmücken im Eistadium. Bei Hausmücken hingegen kommen befruchtete Weibchen problemlos über die kalte Jahreszeit. So können sie im Frühjahr möglichst frühzeitig ihre Eier legen. Kühle, feuchte und geschützte Stellen im Keller, in Höhlen, Viehställen und Häusern bieten ihnen ideale Überlebensbedingungen. 

 „Dort verfallen die Insekten in eine Art Kältestarre“, erklärt die Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. Dafür scheiden sie überschüssige Körperflüssigkeit aus. In die verbleibende Flüssigkeit wird ein Zucker eingebaut, der wie ein Frostschutzmittel wirkt. Schafft es eine Mücke jedoch, sich ins Haus einzuschleichen, treibt sie dort ihr Unwesen und sticht die Bewohner! „Den ganzen Winter übersteht sie allerdings meist nicht“, beruhigt die Pressesprecherin.

Auch die bereits von Stechmücken gelegten Eier nehmen bei Frost nur sehr selten Schaden. Die Mückeneier können im Schlamm eines Gewässerbodens problemlos überwintern, solange dieser nicht gefriert“, erläutert Goris. Entscheidend für eine Mückenplage sind die Entwicklungsbedingungen im Frühjahr und Sommer. Lange anhaltende Regenfälle sorgen für ideale Brutstätten der Larven. Wenn dann noch warme Temperaturen hinzukommen, sind die Voraussetzungen für eine neue Mückenplage perfekt. 

Eva Goris
Pressesprecherin
Deutsche Wildtier Stiftung
Billbrookdeich 216
22113 Hamburg
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www.DeutscheWildtierStiftung.de

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