Sonnenblumen - Grundstoff vieler Lebensmittel

Sonnenblumen - Heliotropismus und Grundstoff für Lebensmittel

Gerade sehr aktuell wird ein Wesensmerkmal der Sonnenblumen sehr massiv in der Werbung einer Automarke verwendet: der Heliotropismus. Aber was ist das eigentlich?

Da kommt doch das moderne, elektrisch betriebene Fahrzeug am Sonnenblumenfeld vorbeigerauscht und alle Sonnenblumen folgen sich drehend gebannt dem Fahrzeugals wenn sie ihm mit Blicken folgen würden. Reine Fiktion und Werbegag?

Keinesfalls, denn es gehört zu den besonderen Eigenarten der Sonnenblume (Helianthus annuus), die zur Familie der Korbblütler zählt,  sich dem Sonnenlicht zuzuwenden. Mit dem Aufgang der Sonne im Osten folgt die Knospe während des Tagesablaufs dem Stand der Sonne bis nach Westen, kehrt dann in der Nacht wieder in ihren Ausgangspunkt zurück und das Spiel beginnt von Neuem. Auch wenn in der Werbung die gesamte Pflanze dem Elektroauto mit ihrem „Blick“ folgt, so sind es in der Natur lediglich die Blätter und die Knospen, die dem Verlauf der Sonne während des Tagesablaufs folgen. Die Fruchtstände selbst weisen in der Regel dorthin, wo die Sonne aufgeht, nach Osten. Für die Bewegung der Pflanze sind Zellen verantwortlich, die unterhalb der Knospe sitzen und wie ein Motor wirken und für den Bewegungsablauf sorgen.

Woher stammen Sonnenblumen

Die Sonnenblumen stammen ursprünglich aus Nord- und Mittelamerika, wo sie bereits um 2500 vor Christus überwiegend in den Regionen am Mississippi und in Mexiko-Stadt kultiviert wurden. Der Seefahrer Francisco Pizarro konnte auf seinen Entdeckungsreisen Indianer vom Stamm der Inkas beobachten, die die Sonnenblumen anbeteten, da sie als Abbild eines Gottes verehrt wurden. Erstmals nach der Rückkehr der Seefahrer nach Europa gelangten im Jahr 1552 Samen und Zeichnungen der Sonnenblume hierher. Man betrachtete seiner Zeit Sonnenblumen jedoch als reine Zierpflanzen.

b_450_450_16777215_00_images_leben_flora_sonnenblumen.JPGErst seit dem 17. Jahrhundert entdeckte man den Nährstoffgehalt der Sonnenblumenkerne und setzte sie zunächst bei der Herstellung von Backwaren oder als Ersatz für Kaffee und Trinkschokolade in gerösteter Form ein. Weitere 200 Jahre später wurden durch Untersuchung der Inhaltsstoffe auch klar, das sich Sonnenblumen auch als Pflanze zur Ölgewinnung eignen würde. Besonders in der Türkei gibt es die weitverbreitete Sitte, Sonnenblumenkerne als Imbiss zwischendurch zu essen, besonders auch während öffentlicher Veranstaltungen oder sportlichen Ereignissen, wobei die Kerne meist geröstet und leicht gesalzen sind. Das Produkt „Sonnenblumenkerne“ wird oft unter dem Namen „Çekirdek“ angeboten. Zu den Inhaltsstoffen gehören über 90 % ungesättigte Fettsäuren, Vitamin E, Vitamin D, Vitamin K, Vitamin B, Vitamin A, Vitamin F, Karotin, Calcium, Jod und Magnesium. Sie machen die Sonnenblumenkerne zu einem gesunden Nahrungsmittel. Heute verwendet man Sonnenblumenkerne gern als Zugabe in ökologischen Broten oder auch bei Salaten.

Sonnenblumen im großflächigen Anbau

Mit der Entdeckung der Sonnenblume als Ölpflanze begann der großflächige Anbau in der Agrarwirtschaft. Die Hauptanbaugebiete für Sonnenblumen sind heute China, die Vereinigten Staaten, Russland, die Ukraine, die Türkei und das übrige Europa. Zum Anbau benötigt die Sonnenblume humus- und nährstoffreichen Boden, ausreichende Versorgung mit Wasser und Wärme. In der Agrarindustrie erfolgt die Aussaat mittels Maschinen im Reihenabstand von 75 Zentimetern und einem Abstand der Pflanzen voneinander von 45 Zentimetern voll automatisch. So werden je Quadratmeter etwa 6 – 7 Pflanzen gesetzt, die dann pro Hektar 60.000 – 70.000 Sonnenblumen ergeben. Wenn im Herbst erste Blätter absterben, bedeutet das Zeit für die Ernte, die großflächig meist mit leicht veränderten Mähdreschern erfolgt.

Sonnenblumenöl für Margarine

b_450_450_16777215_00_images_leben_flora_sonnenblumen-2.JPGGenutzt wird das Öl der Sonnenblumen heutzutage auf sehr vielfältige Art und Weise. Wohl jedem sind die Bilder der Margarine Werbung vor Augen, deren Hersteller wichtige Verwender des Sonnenblumenöls sind. Auch in der Verwendung als Speiseöl haben sich Sonnenblumen einen Markt geschaffen, so das man heute sagen kann, das Sonnenblumenöl bildet einen wichtigen Bestandteil in der menschlichen Ernährung. Aufgrund des hohen Gehalts an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sollte man Sonnenblumenöl allerdings nicht zum Frittieren verwenden. Auch in der Pharmazie gibt es breite Anwendungsbereiche für Sonnenblumenöl, so wird es oft als Füllmaterial in Weichgelatinekapseln verwendet und in Salben und Cremes eingefügt. Auch in der Heilkunde wird einem alten Hausmittel zu Folge Sonnenblumenöl bei Verstopfung sowie äußerlich bei der Wundbehandlung und bei Rheuma eingesetzt. In der Industrie findet Sonnenblumenöl in raffinierter Form Anwendung als Schmieröl, Treibstoff und als Weichmacher. In letzter Zeit wird auch Sonnenblumenöl verstärkt als Biokraftstoff eingesetzt, was aber auch zu harscher Kritik geführt hat. Durchgesetzt hat sich bis heute die Verwendung von Sonnenblumenöl als Biodiesel, wo der Anteil des Sonnenblumenöls mittlerweile 10% betrifft.

Sonnenblumen in der griechischen Mythologie

Wie bei vielen Pflanzen üblich, leitet sich auch der Ursprungsname der Sonnenblume aus dem Griechischem ab: helios für Sonne und anthos für Blume. Und wie bei den Griechen ebenfalls üblich, liegt dem eine Mythologiezugrunde, dessen Wahrheitsgehalt schon allein aufgrund moderner Erkenntnisse weit hergeholt scheint:
Das Mädchen Clythia verliebte sich in den Gott des Lichtes Apollon, der diese Liebe aber nicht erwiderte. Daraufhin setzte sich Clythia völlig nackt auf einen Felsen direkt am Meer, aß und trank nichts mehr und verzweifelte am Leben. Neun Tage lang schaute Clythia allabendlich dem Apollon zu, wie er seinen Wagen über den Himmel bewegte, folgte ihm mit ihren Blicken über den Sternenhimmel. Dann wurde ihr Leid so groß, das sie dahinwelkte und gelbe und braune Farbe annahm. Sie verwandelte sich in eine verwelkende Sonnenblume, die über Tage mit ihren Blicken Apollons Sonnenwagen gefolgt war.

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