Die Marienburg Malbork am rechten Ufer der Nogat

Die Marienburg Malbork am rechten Ufer der Nogat

Schon aus der Ferne hinterlassen die Umrisse der Türme und Gebäude der Marienburg an der Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel, einen ersten imposanten Eindruck hinsichtlich ihrer Größe, Mächtigkeit und Bedeutung, die einst von ihr ausgegangen sein muss.

Mit dem Baubeginn im Jahr 1274, vierzig Jahre nach Beginn der Eroberung des Prußenlandes, begann der Ordenslandmeister Konrad von Tierberg d. Ä.  mit der Grundsteinlegung. In den folgenden Jahrzehnten erfolgte der weitere Ausbau festungsähnlichen Stadtanlage.

Marienburg wird zur Festungsstadt

b_450_450_16777215_00_images_polen_danzig-gdansk_malbork-marienburg-3.jpgSüdwestlich der Burg wurde dann zwei Jahre später mit dem Bau der gleichnamigen Stadt samt Kirche begonnen, die mit einer Handfeste ausgestattet wurde. Der Deutsche Ritterorden in Preußen verwendete die Bezeichnung Handfeste für Siedlungsurkunden. Die Lokatoren erhielten für jede neu zu gründende Siedlung eine Handfeste. Darin waren die Rechte der Lokatoren für die Gründung der Städte und Dörfer geregelt, meist die Verleihung des mit „Freihufen“ verbundenen Schulzenamtes und bestimmte Einnahmen (z. B. ein Drittel der Einnahmen aus der niederen Gerichtsbarkeit – Gerichtsbarkeit ohne die ausschließlich dem Orden vorbehaltene Blut- und Halsgerichtsamkeit), sowie die Hofgrößen, „Freiheiten“ und „Gerechtsame“ (insbesondere Mühlen-, Fischerei- und Bierbraugerechtsamkeit und andere Privilegien) der anzuwerbenden Siedler aus den altdeutschen Gebieten und die von den Neusiedlern an den Orden als Grundherrn als Geld- und Naturalsteuer zu entrichtende Abgaben und Dienste. Doch zurück zur Festungsstadt.

b_450_450_16777215_00_images_polen_danzig-gdansk_malbork-marienburg-2.jpgDer Nordflügel des Hochschlosses mit Kirche und Kapitelsaal wurde bis 1280 vollendet. Die Vorburg war ab 1309 in Ansätzen vorhanden.
Der Hochmeisterpalast wurde von 1305 bis 1393 erbaut. Seit dieser Zeit waren die Geschicke von Stadt und Burg nicht mehr zu trennen.
Im Zusammenhang mit dem Erwerb Danzigs und Pommerellens verlegte 1309 der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen den Sitz des Ordens von Venedig in die Marienburg.
Der Hochmeister Winrich von Kniprode veranlasste im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts die Anlage der Neustadt und gründete eine Lateinschule.
1380 wurde das gotische Rathaus fertiggestellt, und um diese Zeit entstanden die gotischen Stadttore und die Stadtmauer.

Erste Brandschatzungen und Verluste in Marienburg

b_450_450_16777215_00_images_polen_danzig-gdansk_marlbork-marienburg-4.jpgNach der verlorenen Schlacht bei Tannenberg im Jahre 1410 ließ der Hochmeister Heinrich von Plauen die Stadt bis auf Kirche und Rathaus niederbrennen, zog sich mit den Einwohnern in die Burg zurück und wehrte die Belagerung der Marienburg ab. Von 1411 bis 1448 entstanden weitere Umfassungsbauwerke, die Plauen-Bollwerke.
 
Der Orden hatte 1454 die Marienburg mit anderen Ordensschlössern der Gesamtheit der Ordenssöldner zur Sicherheit für ausstehende Soldzahlungen verpfändet. Eine Söldnerschar unter einem böhmischen Ritter brachte 1457 die Marienburg in ihre Gewalt und verkaufte sie umgehend an den König von Polen Kasimir IV. Andreas, genannt der Jagiellone, der am 7. Juni einzog und von ihr Besitz ergriff. Dem Hochmeister war erst am Vortag die Flucht gelungen. Er verlegte anschließend seinen Sitz nach Königsberg. Die Stadt Marienburg hatte im Preußischen Städtekrieg zwischen dem Orden und dem Preußischen Bund auf der Seite des Ordens gestanden und wurde am 27. September von ordenstreuen Söldnern zurückerobert. Sie hielt sich unter dem Bürgermeister Bartholomäus Blume drei Jahre gegen eine Belagerung durch polnische Truppen und preußische Bündler bis zum 6. August 1460, erlitt aber schwere Zerstörungen. Nach der Eroberung der Stadt wurde Blume gehenkt und gevierteilt.

Und dann noch die Schwedenkriege

b_450_450_16777215_00_images_polen_danzig-gdansk_marlbork-marienburg-6.jpgIm Zweiten Frieden von Thorn kamen Stadt und Burg 1466 vom Ordensstaat an den autonomen Ständestaat Preußens Königlichen Anteils, der sich freiwillig der Oberhoheit der polnischen Krone unterstellt hatte.
Es wurde eine Woiwodschaft Marienburg eingerichtet, zu der auch Elbing, Stuhm und Christburg gehörten. Die im Städtekrieg zerstörte Kirche wurde zwischen 1468 und 1523 wieder aufgebaut.
Die westpreußischen Städte erhielten sich jedoch viele Privilegien.
Während der beiden Schwedenkriege 1626–1629 und 1656–1660 war die Stadt andauernd von schwedischen Truppen besetzt und zur Festung ausgebaut.

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