Istanbul - Yedikule und die Osmanischen Gärten

Istanbul - Yedikule und die Osmanischen Gärten

Wohl für jeden nach Istanbul kulturell interessierten Reisenden ist die Besichtigung der Reste der Theodosianischen Landmauer, die einst zum Schutz der Stadt Konstantinopel gebaut wurde, ein Muss.

Anfang des fünften Jahrhunderts hatte der damalige, byzantinische Kaiser Theodosius II gemeinsam mit dem Präfekten Anthemius mit dem Bau der etwa 20 Kilometer langen Stadtbefestigungsanlage begonnen. Yedikule, die so genannte "Burg der sieben Türme", ist ein Teil dieser Stadtbefestigung, die aufgrund ihres Erhaltungszustands die meisten Besucher anlockt.

Die im Türkischen mit "Istanbul Surları oder Topkapı Surları" bezeichnete Theodosianische Mauer gilt heute unter den Historikern als eine der erfolgreichsten und am besten durchdachten Befestigungsanlagen in der Geschichteder Kriegstechnik weltweit. Die im fünften Jahrhundert stark expandierende Stadt Konstantinopel wurde seiner Zeit fortwährend durch die Einfälle der Hunnen bedroht, so das man im Bau des Wallsystems einen wirksamen Schutz sah, der stark genug war, den Hunnenansturm zu brechen und gleichzeitig Platz genug bot, die Stadt in ihrer Expansion nicht einzuschränken. Auf drei Seiten relativ sicher vom Wasser umgeben, musste lediglich die Landseite durch den Verteidigungswall stark befestigt werden. Aufgrund der Komplexität der Befestigungsanlagen konnte sich die Stadt Konstantinopel lange Zeit gegen viele Angreifer verteidigen, was mit zum langen Bestehen des Byzantinischen Reiches beitrug.

Die Bildnummern zeigen auf die jeweiligen Gebäude:

  1. Triumphal Arch of Constantine.
  2. First Tower of the Pentagon.
  3. First Marble Tower.
  4. Second Marble Tower.
  5. Angle of the Pentagon with the fallen Tower.
  6. Double Tower.
  7. Dedecagonal tower.
  8. Square Tower of entrance to the Prison.
  9. Round Tower falling to decay.
  10. House of the Aga, &c.
  11. Garden of the Aga's House.
  12. Cemetery of the Martyrs.

Viele der einschneidenden Ereignisse in derGeschichte der Stadt stehen eng mit diesem außergewöhnlichen Bauwerk in Zusammenhang, so auch die Belagerung und Einnahme Konstantinopels durch die Osmanen, die nach der Eroberung umgehend mit der Wiederherstellung der durch sie selbst zerstörten Befestigungen und dem weiteren Ausbau der Türme begannen. So ist auch Yedikule teils byzantinischen, teils osmanischen Ursprungs. Die Befestigungstürme sind durch meterdicke Mauern miteinander verbunden, die später auch als Kerker, Schatzkammern oder gar als Hinrichtungsstätte dienten. Das bekannteste Hinrichtungsopfer von Yedikule war der achtzehnjährige Sultan Osman II., der am 20. Mai 1622 in einem der Türme erdrosselt wurde. Trotz zunehmenden Verfalles und dem Aufkommen der Feuerwaffen, waren die Befestigungen bei entschlossener Verteidigung auch noch in der Mitte des 15. Jahrhunderts nur schwer zu überwinden.

Während der byzantinischen Periode verfügte die Befestigung über 4 Türme, unter der Regierung des Sultans Fatih Mehmet wurden 3 weitere Türme hinzugefügt. Seit dieser Zeit wird die Festung mit "Yedikule" bezeichnet.

Der nördliche Turm, auch mit Waffenturm bezeichnet, diente einst der Einlagerung von Waffen und Munition, unter den Ottomanen aber auch als Gefängnis. 
Der Flaggenturm befindet sich direkt am "Goldenen Tor", einem der Zugänge in die Befestigungsanlage "Yedikule". Hier wurden die verschiedensten Flaggen aufbewahrt, die zur Flaggen Fluktuation (Flaggenwechsel) benötigt wurden, daher der Name.

Der einst von den Osmanen gebaute Sultan Ahmet III Turm ist leider während eines Erdbebens eingestürzt und somit der Nachwelt verloren gegangen.
Der Gefängnisturm, oder auch Dungeon genannt, war einer von ursprünglich zwei Türmen, die zur Unterbringung von Gefangenen benutzt wurde. Neben den Türmen stand einst ein prächtiger Pavillon, der allerdings durch Feuer zerstört wurde, im türkischen mit "Yanan Kasır Pavilion” bezeichnet.
Der sich ebenfalls neben dem "Verbrannten Pavillon" wird mit Hauptturm bezeichnet und wurde zu Zeiten der Osmanen auch als Gefängnis oder Kerker genutzt.

Mit der Eroberung Istanbuls durch Sultan Fatih Mehmet wurde ein weiterer Turm von Yedikule zur Einlagerung der Schätze genutzt, weshalb er auch mit Schatzkammer bezeichnet wird. Die Staatsjuwelen der Osmanen wurden hier bis zur Regentschaft des Sultans Murat III unter entsprechendem Schutz eingelagert. 
Nachdem Sultan Osman II, der auch der "Junge Sultan" genannt wurde, den Thron übernommen hatte, kam es zu ersten Aufständen der Janitscharen, die der junge Sultan nicht in den Griff bekam. Nur wenig später fand sich der junge Sultan als Gefangener der Janitscharen in seinem Gefängnisturm wieder, wo er wenig später ermordet wurde. Diese Begebenheit führte letztendlich auch zur Namensgebung des Turms mit "Junger Osman Turm".

Heute ist die Festungsanlage "Sieben Türme" mit seinem Gefängnistürmen und Mauern das größte Museum unter freiem Himmel in Istanbul, das von Einheimischen wie auch von ausländischen Gästen besucht wird.

Interessanterweise war trotz all der militärischen Aufgaben der Befestigungsanlage immer noch genügend Platz, weitaus friedlicheren Ideen zu folgen. So nutzten die Bewohner Konstantinopels bereits zu Zeiten des byzantinischen Kaiser Theodosius II die vorhandenen Freiflächen im Schutz der Mauer, um dort Obst und Gemüse anzubauen. Unter der Herrschaft der Osmanen wurde diese Gartenkultur sogar noch weiter ausgebaut, so das damit fast eine Eigenversorgung der Stadt Konstantinopel möglich war.

Das Ende der Osmanischen Gärten

Den schönsten Blick auf die Osmanischen Gärten im modernen Istanbul hat man heute von der alten byzantinischen Stadtmauer. Man blickt einerseits auf eine antike Vergangenheit und andererseits auf ein Kleinod, das bis heute lebendig und intakt war: Kleinbauern und Hobbygärtner pflanzen hier mitten in der 15-Milllionen-Metropole Tomaten, Gurken und Salat und ernten die Früchte der uralten Feigenbäume. Aus den tiefen Steinbrunnen aus osmanischer Zeit fließt Wasser durch ein traditionelles Schachbrettmuster aus Gemüsebeeten. „Selbst das System der Gärten mit seiner Bewässerung ist älter als 1500 Jahre. Diese Kontinuität ist einzigartig in Europa“, sagt der Historiker Günhan Börekci von der Istanbul-Universität. „Die Byzantinisch-Osmanischen Gärten sind eine der wenigen urbanen Agrarlandschaften innerhalb alter Stadtmauern und gehören zum Unesco-Weltkultur Erbe. Und jetzt sehen Sie mal, wie die Stadt Istanbul mit diesem Erbe der Menschheit umgeht.“

Es ist einmal mehr die ungezügelte Bauwut mit den daraus resultierenden Gewinnen der Baubranche in Kombination mit Profilierungs- und Geltungssucht der Politiker, die gerade jetzt auch die Existenz der Kleingärten bedrohen. Und nicht nur das. Gerade erst haben wir über die weiteren Großprojekte in Istanbul berichtet, die meist ohne jegliche Bürgerbeteiligung oder Rücksichtnahme auf historisch bedeutende Plätze und Orte konsequent durchgezogen werden.
Mitte Juli steht Günhan Börekci vor der Innenseite des antiken Relikts aus dem 5. Jahrhundert und dreht sich um. Vor ihm erstreckt sich nun eine riesige kahle Fläche, auf der Bagger Bauschutt verteilen, bis hin zum Zaun, hinter dem die Stadt ist. Manchmal haben die Maschinen einen Baum stehen gelassen, der wie verloren aus dem Trümmerfeld ragt. „Seit dem byzantinischen Kaiser Theodosius II. wurde hier Gemüse und Obst angebaut“, sagt der rundliche 42-Jährige. „Das alles wurde an wenigen Tagen vernichtet. Kein einziger Archäologe war zugegen, obwohl man hier nur an der Erde kratzen muss, um auf römische Artefakte zu stoßen.“

Jetzt im August gibt es, ähnlich wie im Gezi Park, auch hier vereinzelt Proteste. Allerdings geringer in der Anzahl und von den Medien kaum beachtet. „Im Gezi-Park sollen einige Bäume für die Rekonstruktion einer Osmanischen Kaserne gefällt werden, und hier wird ein bedeutender Teil osmanischer Geschichte einfach eingeebnet“, sagt Günhan Börekci. „In Wahrheit geht es immer um Immobilienspekulation, nicht umGeschichte. Es gab hier im 18. Jahrhundert 344 Gärten, 1300 Menschen arbeiteten darin und versorgten ganz Konstantinopel mit Obst und Gemüse“.

Allerdings hat sich etwas in der Türkei geändert, und das hat mit der Gezi-Bewegung zu tun. Als ob die Menschen aus einer Art Narkose erwacht wären, entstehen überall im Land Bürgerinitiativen, um sich gegen Bauprojekte zu wenden, die als unsozial oder umweltschädlich empfunden werden. Eine interessante und spannende Entwicklung.

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