Die Altstadt von Tokat und die Burg Dazimon

Tokat und die Burg Dazimon

Einer der interessantesten anatolischen Orte ist die Provinzhauptstadt Tokat, die heute ca. 114.000 Einwohner zählt. Die Altstadt am Burgberg und das Viertel rund um die Hatuniye Camii spiegeln den verfallenen Glanz einer langen Geschichtewieder.

Wohl schon in hethitischer Zeit bewohnt, in der Antike unter dem Namen Dazimon bekannt, war die Stadt bis in die osmanische Zeit hinein ein befestigter Knotenpunkt der Karawanenstrassen nach Zentralasien. Unter den Seldschuken und Mongolen war Tokat die sechstgrößte Stadt Anatoliens und als Handelsplatz mit Bagdad und Bursa vergleichbar. Die Verarbeitung von Kupfer und Leder sowie das Textilgewerbe bildeten die Grundlage des Wohlstands der Stadt.

b_450_450_16777215_00_images_turkey_blacksea_region_tokat-goek-medrese.jpgTokat, das antike Eudoxia, ist eine Stadt mit langer Geschichte, allerdings war nur seine Festung Dazimon von wirklich herausragender Bedeutung. Gegen 1021 erhielt Senekerim Arzruni von Sebaste Tokat als Lehen des byzantinischen Kaisers. Die armenischen Arzruniden waren vor den Seldschuken westwärts geflohen. 1045 ging Tokat durch Heirat an die Dynastie der armenischen Bagratiden. Von 1071 bis 1175 herrschten die turkmenischen Danischmenden. Vom 11. bis 13. Jahrhundert erlebte der Handel in Tokat seine Blüte. 1396 wurde das turkmenische Emirat Tokat osmanisch.

Die Jesuiten unterhielten ein armenisch-katholisches Kollegium und die armenischen Schwestern der Kongregation der unbefleckten Empfängnis ein Kloster. Im 17. Jahrhundert verglich der Reisende Evliya Çelebi den Wohlstand von Tokat mit Bursa und Aleppo. Im 19. Jahrhundert war Tokat eine der größten Städte der asiatischen Türkei. Um 1854 gab es eine größere armenisch-protestantische Gemeinde. Amerikanisch-protestantische Missionen entstanden ab 1864. Der allmähliche politische und wirtschaftliche Niedergang begann mit dem gleichzeitigen Aufstieg der Nachbarstadt Sivas. Am 1. Mai 1914 wird die Hauptgeschäftsstrasse von Tokat Opfer eines Brandes. Am 9. Mai 1915 werden die Armenier aus der Stadt deportiert. Mit dem Niedergang des Karavanenhandels und fortschreitender Technisierung verlor die Stadt zunehmend an Bedeutung. Die Erdbeben der Jahre 1939 und 1941 haben viele alte Bauwerke zerstört. Vom Verfall sind auch die alten Karawansereien betroffen, die einst der Stolz der Stadt an der Seidenstrasse waren. Bis in das 20. Jahrhundert wanderten viele Bewohner nach Amerika oder Europa aus.

Die Yazma Tücher von Tokat

Im Yazmacilar Hani waren einst die Werkstätten der berühmten Tuchdrucker von Tokat untergebracht. Der Bau wird inzwischen nicht mehr zur Produktion genutzt, die Werkstätten wurden in neue, moderne Gebäude an der Strasse nach Amasya verlagert. Dort werden die bedruckten Tokattücher (Yazma) deren repetive Muster ein wenig an südostasiatische Batik erinnern, weiterhin hergestellt. Allerdings ist die alte Technik, die Tücher mit Holzmodeln zu stempeln, weitgehend vom modernen Siebdruck verdrängt worden. Im Tas Hani und auch an anderen Stellen im Basar kann man sowohl die Tücher als auch noch originale Models kaufen.

Einige der Sehenswürdigkeiten von Tokat

•          Burg von Tokat: ursprünglich byzantinische Burg, von den Osmanen erneuert
•          Historische Altstadt mit zahlreichen osmanischen Gebäuden
•          Gök Medrese: seldschukischer Bau von 1275; hier befindet sich das Archäologische und Ethnographische Museum
•          Ulu-Moschee, 1679 erneuert
•          Taş Han: osmanische Karawanserei von 1631
•          Hıdırlık-Brücke: seldschukische Brücke
•          Ballıca-Höhle
•          Sebastopolis: antike Stadt bei Artova
•          Comana Pontica: antike Stadt bei Gümenek
•          Niksar (antik Neocaesarea), frühere Hauptstadt der Danischmenden

In der Umgebung von Tokat gibt es eine Reihe prähistorischer Siedlungshügel (türkisch höyük):

•          Maşat Höyük bei Yalınyazı
•          Horoztepe
•          Boyunpınar
•          Bolus Aktepe

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