Aphrodisias - Bildhauerschule und Aphrodite-Kult bei Geyre

Aphrodisias

Unsere Reise in die antike Stadt Aphrodisias führt uns auf die Hochebene unterhalb des 2308 Meter hohen Baba Dagi in die Nähe des umgesiedelten Ortes Geyre, etwa 60 Kilometer von Denizli entfernt.

Der Name Aphrodisias tauchte in historischen Aufzeichnungen erst im 3. Jahrhundert v. Chr. auf, besiedelt war die Stätte aber schon im 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Die Stadt lebte unter anderem vom Export hochwertigen Marmors.

Wo die Bewohner des Dörfchens Geyre noch bis in die sechziger Jahre zwischen antiken Ruinen lebten, haben Wissenschaftler inzwischen einen Teil der Stadtanlagen von Aphrodisias freigelegt und eine der besterhaltenen Städte der gesamten antiken Welt entdeckt.

Aufgrund der Grabungen lassen sich die Ursprünge der Stadt bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen. Ihren Namen erhielt sie jedoch erst in hellenistischer Zeit im 3. Jahrhundert v. Chr. Frühere Namen waren Lelegonopolis, Megalopolis und Ninoe. Im Hellenismus ging Aphrodisias auch eine Verbindung (Sympolitie) mit dem benachbarten Plarasa ein. Dies geschah dadurch, dass man gemeinsame Münzen prägte. Während der römischen Bürgerkriege des 1. Jahrhunderts v. Chr. konnte die Stadt ein gutes Verhältnis zu den jeweiligen Machthabern bewahren. So sicherten die drei Triumvirn Antonius, Octavian und Lepidus (Mitglieder eines Triumvirats) ihr in einem inschriftlich überlieferten Dekret 39 v. Chr. Freiheit (von der römischen Provinzverwaltung), Immunität von römischen Steuern und das Asylrecht zu. Weitere Inschriften geben Aufschlüsse über das Verhältnis von Aphrodisias zu Rom.

Begünstigt durch die nahe gelegenen Steinbrüche, erblühte eine umfangreiche Marmor-Industrie und eine berühmte Bildhauer-Schule; Aphrodisias war aber auch bekannt für feine Textil-Produkte (Wolle und Baumwolle). Die Stadt wurde, beginnend in augusteischer Zeit, in den ersten beiden Jahrhunderten n. Chr. wie viele kleinasiatische Städte mit zahlreichen öffentlichen Bauten versehen. Im 3. Jahrhundert wurde sie Hauptstadt der neu eingerichteten Provinz Caria.

Der Sieg des Christentums führte in der Spätantike zu einer Ächtung des Aphrodite-Kults. In byzantinischer Zeit wurde die Stadt in Stavropolis („Stadt des Kreuzes“) umbenannt, jedoch setzte sich der Name Caria durch, aus dem schließlich der türkische Name Geyre wurde. Zwischen dem 7. und 13. Jahrhundert bewirkten Kriege und Erdbeben den weiteren Niedergang der Stadt. Seit dem 15. Jahrhundert wurde Geyre wieder neu besiedelt.

Grabungsgeschichte von Aphrodisias

Erste Ausgrabungen fanden 1904-05 durch den französischen Eisenbahningenieur Paul Gaudin statt. Seit 1962 gräbt hier ein Team der New York University, zunächst unter der Leitung von Kenan Erim, heute unter R. R. R. Smith (University of Oxford).

Sehenswürdigkeiten in Aphrodisias

Zahlreiche und gut erhaltene Ruinen machen Aphrodisias zu einer der bedeutendsten archäologischen Stätten des östlichen Mittelmeerraums aus griechisch-römischer Zeit.

Der nachfolgende Rundgang beginnen wir auf dem ehemaligen Dorfplatz mit dem Museum. Zuerst gelangt man zum Tetrapylon, einem prachtvollen Zeremonientor mit kannelierten (spiralförmig verzierten) Säulen, die eine Spezialität der Bildhauerschule Aphrodisias waren. Die Pforte gehört zum Aphrodite-Heiligtum, das links im Hintergrund liegt. Rechts ist das Stadion zu sehen, es gilt unter Fachleuten als eines der besterhaltenen Stadien der gesamten antiken Welt und bot rund 25.000 Menschen Platz. Die tunnelförmigen Eingänge und seine 22 Sitzreihen rund um die Laufbahn sind gut erhalten.

Am Nordtemenos vorbei, einem Anwesen mit Innenhöfen, geht es zum Aphrodite-Tempel, der wahrscheinlich aus dem 1. Jh. v. Chr. stammt. In christlicher Zeit wurde er zur Kirche umgebaut. Südlich davon liegt der Bischofspalast, östlich das Odeion, das römische Rathaus. Reihen korinthischer und ionischer Säulen, durchsetzt mit Pappeln, gehören zur Agora, dem Markt. Im Westen liegen die Thermen des Hadrian, eine Badeanlage mit der üblichen funktionalen Gliederung.

Südöstlich davon lassen sich die Ruinen einer römischen Basilika erkennen sowie eine byzantinische Kirche mit schönen Marmorornamenten. Weiter führt der Pfad zum Theater mit einem Vorplatz aus weißem Marmor. Vom Hügel überblickt man das ganze Stadtgebiet. Im Süden schließen sich die Theaterthermen an, im Südosten eine weitere christliche Kirche. Danach gelangt man wieder zum Dorfplatz.

Augustus und Hadrian bauten den Aphrodite Tempel um

Zwei bis drei Stunden sollte man mindestens für diese 600 Meter hoch gelegene Grabungsstätte zur Besichtigung einplanen. Im Museum, das am ehemaligen Dorfplatz liegt, machen Besucher die Bekanntschaft mit Marmorstatuen, darunter eine der Stadtpatronin und ein bildschöner Apollo. Das hohe künstlerische Niveau dieser Arbeiten verwundert nicht, denn schließlich besaß Aphrodisias eine der berühmtesten Bildhauerschulen der alten Welt. Den Marmor fanden sie nahebei in einem Steinbruch. Mit den Römern kam ab dem 2. Jahrhundert v.Chr. der Ruhm, nicht zuletzt als Aphrodite-Kultstadt.

Unter Augustus und Hadrian wurde der Aphrodite Tempel weiter aus- und umgebaut. Weitere Sehenswürdigkeiten von Aphrodisias sind das Tetrapylon, das Odeon bzw. der Bischofs-Palast, die Agora, das Theater, die Bäder des Hadrian und das Sebasteion (das auf einen Kaiserkult hinweist).

Alexander von Aphrodisias stammt aus Aphrodisias und lebte zur Zeit der Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert. Er gehörte der aristotelischen Schule (Peripatetiker) an und gilt als der bedeutendste und wirkungsmächtigste Aristoteles-Kommentator der Antike (sein Ehrenname war "Kommentator"). Er war Schüler von Herminos, Sosigenes dem Peripatetiker und Aristoteles von Mytilene.

Erhalten sind Kommentare zur Topik, Ersten Analytik, Wahrnehmung, Meteorologie und Metaphysik. Er schrieb auch eigene Bücher über die Seele, das Schicksal, zur Ethik und zu naturkundlichen Fragen. Manche seiner Bücher sind nur noch in arabischen Übersetzungen erhalten.

Alexander hielt sich vom Synkretismus und Mystizismus seiner Zeit fern und vertrat einen "reinen", naturalistischen Aristotelismus, der bis zur Leugnung der Unsterblichkeit der Seele ging. Die Gegenstände oder Dinge galten ihm als ursprünglich und die Namen oder Begriffe nur als davon abgeleitete Abstraktionen. Im mittelalterlichen Universalienstreit wurde er somit zu einem Vertreter des Nominalismus.

Seine Schrift "Über das Schicksal" war dem Kaiser Septimius Severus und seinem Mitregenten Caracalla gewidmet, als Dank für die Berufung auf den aristotelischen Lehrstuhl in Athen. Dadurch kann die Entstehungszeit dieser Schrift auf die Jahre 198 bis 209 n. Chr. eingegrenzt werden. Zwischen den beiden extremen Standpunkten, wonach das Schicksal von vorneherein unveränderlich feststehe (Fatalismus) oder alles nur reiner Zufall bzw. Willkür sei, versucht er eine eigenständige, mittlere, aristotelische Position über das Schicksal und die menschliche Verfügungsgewalt zu entwickeln.

Ein dunkler Bereich des Regenbogens (zwischen Haupt- und Nebenregenbogen) wurde ihm zu Ehren "Alexanders dunkles Band" genannt.

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