"Oktoberfest Antalya" abgesagt!

Touristenattraktion

Für den langjährigen Veranstalter des türkischen "Oktoberfestes Antalya", Özgür Emeklioglu, war die Nachricht aus dem Büro des OB, das mittlerweile etablierte Kulturfest nicht mehr zu unterstützen, ein schwerer Schlag.

Ohne die offizielle Unterstützung der eigenen Stadtverwaltung und „die moralische Unterstützung anderer Größen aus der Regierung“ sei eine solche Festival-Organisation nur schwer machbar.

Die türkische Nachrichtenagentur Dogan hatte am Dienstag ein Gespräch mit Özgür Emeklioglu gesucht, denn immerhin fünf Jahre lang hatte man die türkische Version des Münchner Oktoberfestes zelebriert, trotz bereits länger andauernder Proteste einiger weniger. Vor allem konservativer Bewohner der Urlauberdestination und Teile der immer frommer agierenden politischen, damaligen Opposition der AKP hatten moniert, dass mit besonders niedrigen Alkoholpreisen beim Fest die Besucher zum Trinken animiert würden.

Laut Veranstalter Emeklioglu hat das jeweils im September abgehaltene Oktoberfest der Region Antalya ein werbewirksames, multikulturelles und nachhaltiges Image zu prägen unterstützt. Hunderte verschiedener Branchen hätten davon gar finanziell profitiert, betonte er im Gespräch. Zigtausende Besucher aus dem In- und Ausland hatte das Oktoberfest jeweils angezogen. Das Ende des Festivals bedeutet damit einen weiteren Einnahmenverlust für die lokale Wirtschaft. Das in Kraft getretene strikte Werbe- und Sponsoringverbot für Alkoholmarken und die seit dem Vorjahr geltenden rigorosen Verkaufsbeschränkungen für alkoholische Getränke tun ihr übriges, um Firmen, Gastronomiebetrieben und Ladenbesitzern das Leben schwer zu machen.

Bereits im Vorfeld der Kommunalwahlen im Frühjahr hatte der jetzige Bürgermeister von Antalya, Menderes Türel, gegen das Festival Stimmung gemacht. Schon damals hieß es, dass das Fest nicht mit der türkischen Kultur in Einklang stünde. Mit dem Sieg der regierenden AKP bei den Wahlen Ende März fiel die Urlaubsmetropole an die konservative Partei und die „Oktoberfest“ damit in Ungnade. Trotz jährlich rund 50.000 Besucher.

Bereits im Jahr 2011 hatte der Verein „Grüner Halbmond“ eine Kette mit Gebetsperlen am Magistratsgebäude der Stadt angebracht um gegen das „Oktoberfest“ und die ihrer Meinung nach "Alkohol geschwängerten Werbebotschaften" zu protestieren. Angesichts zweier Todesfälle durch gepanschten Alkohol sei eine Neuauflage fahrlässig, kritisierte die Wohlfahrtsorganisation. Medienberichten zufolge hatte der Verein darauf insistiert, dass das Fest nicht mit der türkischen Kultur in Einklang stünde. Schon vor zwei Jahren zog eine andere Gruppe von Oktoberfestgegnern mit “Orangensaft statt Alkohol“-Slogans gegen die Veranstaltung ins Feld. Ein Sprecher der Gruppe argumentierte damals gegenüber der türkischen Zeitung „Hürriyet“, das in „Zeiten des steigenden Terrors“ ein solches Fest nicht abgehalten werden sollte.

Unter der Ägide des ehemaligen Bürgermeisters der säkulären Partei CHP, Mustafa Akaydin, konnte sich das Festvergnügen in den vergangenen Jahren in der Region Antalya etablieren. Die damalige CHP-Stadtregierung hatte die Forderung zurückgewiesen und in einer Presseerklärung klargestellt, dass Antalya jährlich Millionen an ausländischen Urlaubern anziehe und sich mittlerweile tausende Ausländer in der Region niedergelassen hätten. Die Stadtverwaltung habe auch an sie zu denken. Wie richtig!

 

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