Ausstellung in Didim ruft die Justiz auf den Plan

Ausstellung in Didim ruft die Justiz auf den Plan

Anlässlich der Protestaktionen gegen den rigiden Regierungsstil der AKP Regierung unter Recep Tayyip Erdogan im Mai und Juni dieses Jahres hatte es eine Vielzahl politisch motivierter Karikaturen zu den Unruhen gegeben, die jetzt in einer Dauerausstellung in Didim dem interessierten Publikum vorgestellt werden sollten.

Die örtliche Justiz sah darin eine Beleidigung der Regierung und konfiszierte die ausgestellten Karikaturen.

karikaturen 1Wie in der türkischen Presse berichtet wurde, hatte die Staatsanwaltschaft Didim an der Südwestküste der Türkei veranlasst, die Karikaturen einzusammeln und parallel dazu ein Vorermittlungsverfahren gegen die Organisatoren wegen des Verdachts auf Beleidigung der Regierung eingeleitet. Unter der Vielzahl der politisch motivierten Karikaturen, die angeblich beleidigenden Charakter hätten, befand sich auch eine Arbeit des Karikaturisten Murat Ahmet, der im Vorfeld bereits von der deutsch-türkischen Karikaturenzeitschrift "Don Quichotte" ausgezeichnet wurde.

Der Herausgeber der Zeitschrift "Don Quichotte", der in Deutschland lebende Erdogan Karayel kritisierte dann auch entsprechend heftig das Vorgehen der Justiz aufgrund von "Karikaturen". Es sei eine Schande für sein Land, das die Staatsmacht so massiv reagieren würde. Solch eine Reaktion auf politische Karikaturen sei in Deutschlandvöllig undenkbar.
Selbst wenn, wie ein örtlicher Politiker der AKP Regierungspartei zitiert wurde, eine der Karikaturen eine Beleidigung des Ministerpräsidenten enthalten würde, ist dies kein Grund, Presse und Meinungsfreiheit insgesamt zu beschränken.

karikaturen 3Gerade in der Darstellung der Karikatur besteht die Möglichkeit der friedlichen Auseinandersetzung mit den tagesaktuellen Vorkommnissen und Geschehen. Diese Auseinandersetzung durch das Einsammeln der Karikaturen und das Eröffnen eines Ermittlungsverfahrens ist weit weg jeglichen Gedankens an Presse- und Meinungsfreiheit, die mit dem angeblichen Demokratisierungsprozess in der Türkei überhaupt nicht in Einklang zu bringen ist. Warum erlaubt man den Bürgern nicht, sich selbst ein Bild zu machen?

Braucht der mündige Staatsbürger diese Art von Bevormundung? Einmal mehr zeigt die regierende AKP mit ihren politischen Organen, wie sie es wirklich mit der Demokratisierung des Landes meint. Zeigt nicht gerade die Maßnahme der Beschlagnahme von Karikaturen wie Recht die regierungskritischen Demonstrationen in ihrer Aussage gegen den autoritären Führungsstil Erdoğans hatten? Es ist immer der einfachste Weg, der Opposition oder ausländischen Kräften zu unterstellen, man würde die Bevölkerung aufhetzen. Wie wäre es denn, sich mit den Darstellungen ernsthaft auseinander zu setzen?

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