Besuch des Keltenmuseums in Hochdorf - Keltenwanderweg

Besuch des Keltenmuseums in Hochdorf - Keltenwanderweg

Sehr ausgiebig hatten wir während unserer Camper-Kulturreise auch Ausgrabungsstätten aus der griechischen und römischen Antike aufgesucht, hatten über deren Verbreitungsgebiete und kulturelle Errungenschaften diskutiert und waren so auch immer wieder auf die Kelten und ihr Kulturgut gestoßen.

Nicht allen kulturell interessierten Lesern wird bekannt sein, das die Kelten in ihren Wanderungen bis nach Zentralanatolien gelangt sind und gar große Gebiete um das heutige Ankara herum besiedelt haben. Hier wurden sie allerdings mit Galater bezeichnet und noch heute weisen bestimmte Begrifflichkeiten in der Umgangssprache auf deren keltischen Ursprung hin.

Kein Wunder also, das wir die Zeit unseres Aufenthalts in Deutschland gemeinsam mit den Reiseteilnehmern Heidi und Rainer aus dem Raum Stuttgart nutzen wollten, den Spuren der Kelten etwas tiefer gehend zu folgen, gerade auch weil es hier in der Region etliche Grabhügel aus keltischer Zeit gibt und im Jahr 1978 gar ein völlig unberührtes keltisches Hügelgrab gefunden wurde. Die darin aufgefundenen Artefakte waren der Anlass zum Bau eines Museums, in dessen architektonischer Gestaltung auch Elemente des Grabhügels aufgegriffen wurden. Der Metallbogen an der Front des Gebäudes stellt den Grabhügel dar, die nach gebaute und mit Repliken ausgestattete Grabkammer befindet sich unter diesem Bogen an der gleichen Stelle wie sie einst im richtigen Grab vorgefunden. Die Repliken wurden mit eisenzeitlicher Technik hergestellt, die originalen Funde befinden sich im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. Das Keltenmuseum in Hochdorf ist eine der vielen Stationen am Keltenwanderweg.

Da das Grab vor der Ausgrabung nicht ausgeraubt worden war, konnten hier besonders spektakuläre Funde gemacht werden. Der Tote war mit reichlich Beigaben ausgestattet. Das Grab war reichhaltig mit Textilien ausgeschlagen; wahrscheinlich waren die meisten Objekte ursprünglich in Textilien wie eingepackt.

Auf einem vierrädrigen Wagen, der mit verzierten Eisenblechen beschlagen war, fanden sich eine Axt, eine Lanze und ein Eisenmesser sowie aufgestapeltes Speisegeschirr mit drei Bronzebecken und neun Tellern.

Zu der persönlichen Habe des Toten zählen außerdem:

  • ein importierter 500 Liter fassender Bronzekessel, ursprünglich zu zwei Dritteln mit Honigmet gefüllt
  • ein umfangreiches Trinkservice mit neun Trinkhörnern, die mit Goldbändern verziert waren
  • eine goldene Trink- und Schöpfschale
  • ein Bronze/Eisen-Dolch mit Goldbelag
  • ein Köcher mit einer bronzenen und dreizehn eisernen Pfeilspitzen
  • ein Täschchen mit Nagelschneider, Rasiermesser, Kamm und Angelhaken
  • ein Hut aus Birkenrinde
  • ein Goldhalsring und -armband
  • fünf Perlen aus Bernstein
  • Schlangenfibeln aus Bronze und Gold
  • Gürtelblech aus Gold

Die Goldbeschläge der Schuhe wurden eigens für die Bestattung hergestellt und dienten ausschließlich der Präsentation des Bestatteten.

Das spektakulärste Fundstück jedoch ist die 2,75 m lange Bronzekline. Sie wird von acht weiblichen Figuren mit einem Rad zwischen den Beinen getragen. Die Rückenlehne ist figürlich verziert, die Darstellungen zeigen drei Schwerttänzerpaare und zwei Wagen, auf der jeweils eine Figur steht.

Im Sommer findet im Freilichtmuseum regelmäßig ein Programm rund um die Eisenzeit statt. Es gibt eine vom Keltenmuseum veranstaltete Vortragsreihe, und im Museum werden im Wechsel Sonderausstellungen über ähnliche Funde oder spezielle Themen wie z. B. Goldschmuck gezeigt.

Wer diese Region des keltischen Stammlandes erkunden möchte, dem sei auch der Wanderweg empfohlen, über den wir in Kürze berichten werden.

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