Heinrich mit BTurtle auf Tour – gegen Plastikmüll in Meeren

Heinrich mit BTurtle auf Tour – gegen Plastikmüll in den Meeren

Es war der 2. September 2009, später Nachmittag, der Tag, der mein Leben auf den Kopf gestellt hat. Zugeben es war sehr heiß auf Chalkidiki und ich hatte wenig getrunken.

Dimitri, von dem ich seinerzeit einen Acker für meinen Kräuterteeanbau gepachtet hatte und ich hatten Melonen an ein Hotel auf Sithonia ausgeliefert. Wir machten noch einen Strandspaziergang und wollten ein Radler trinken, wie wir es schon so häufig bei den Temperaturen getan hatten.

Aber dazu sollte es nicht mehr kommen. Grade als wir anstoßen und uns zuprosten wollten, versagte mir die Stimme. Das kleine Wörtchen “Jammas“ kam einfach nicht mehr über meine Lippen. Im gleichen Moment sackte mein rechter Arm nach unten und auch mein rechtes Bein knickte ein. Ich hatte keine Ahnung was grade mit mir geschah. Plötzlich komplett hilflos zu sein und anderen bei vollem Bewusstsein das Heft des Handelns zu überlassen, war sehr grausam. Dimitri meinte im ersten Augenblick, ich würde einen meiner zahlreichen Scherze machen. Aber nach kurzem Zögern, wurde ihm klar, es ist ernst und er griff unmittelbar ein.

Der Hoteleigner, der sich ganz in der Nähe aufhielt und den Vorfall mitbekam, hat sofort auf “Egefaliko“, Schlaganfall getippt. Seine Schwester hatte ein paar Jahre zuvor auch einen gehabt. Von daher waren ihm auch die Symptome bekannt.
Dann lief alles wie am Schnürchen. Innerhalb von wenigen Minuten war die Ambulanz vor Ort und stabilisierten mich, bevor sie mich nach Poligiros ins Kreiskrankenhaus brachten. Dimitri war zwischenzeitlich in meine Wohnung gefahren um meine Papiere zu holen und kam mit seiner Frau Kassiani zum Krankenhaus. Ich habe im Krankenhaus in Poligiros meine beiden Freunde klar erkannt, konnte aber immer noch immer nicht sprechen.

Am nächsten Morgen bin ich dann in der Papageorgiou Klinik in Thessaloniki aufgewacht. Scheinbar hatte man mich für den Transport betäubt.

Mein erster Gedanke, nachdem ich festgestellt hatte, dass noch alles dran ist, auch wenn davon nur noch die Hälfte funktioniert, war: “DAS WAR`S NOCH LANGE NICHT!“.

Aufgrund der nicht vorhandenen Rückreiseversicherung im Krankheitsfall habe ich 10 Wochen im Papageorgiou verbracht. Das war immer das erste was ich bei der Online-Buchung weggeklickt habe. So hätte ich zum Beispiel ein gebrochenes Bein eingipsen lassen und wäre geflogen. Aber wer denkt denn an einen Schlaganfall. Ich habe mich topfit gefühlt. So bin ich Mitte Mai in Hamburg noch meinen letzten Marathon in unter 4 Stunden gelaufen.

Dimitri hatte zwar meine persönlichen Papiere mit zum Krankenhaus in Poligiros genommen, nicht aber mein Adressmappe mit meinen Telefonnummern. Am nächsten Tag bekam ich auch Besuch von einer Angestellten des Deutschen Konsulats in Thessaloniki, die mir zusagte alles weitere für mich bezüglich des Rückfluges nach Deutschland in die Wege zu leiten.

Das wäre anfangs aber nur in Begleitung mit medizinischem Personal möglich gewesen. Die Kosten überstiegen, wegen der fehlenden Versicherung, mein Budget dann doch erheblich.

So bin ich dann insgesamt 10 Wochen in Thessaloniki in der Klinik geblieben und habe mit Blick durch das Fenster, von ferne die Flugzeuge beim Abfliegen beobachtet.

Meine Sprache kam am Morgen nach meinem Schlaganfall zwar bruchstückhaft zurück, an flüssiges Sprechen war aber lange noch nicht zu denken. Aber es war ein erstes Anzeichen, das mit viel Anstrengung noch einiges möglich sein wird. Das sich die Lähmung meiner rechten Körperextremtäten zu einem späteren Zeitpunkt auch auf akzeptables Niveau erholen sollten, sah ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Erst nach zehn Wochen konnte ich sehen, wie sich bei totaler Konzentration meine Fingerspitzen kaum wahrnehmbar bewegen. Aber ich empfand es damals als Meilenstein.

Dat ick`n Düvel no maol wedder fande Schüpp sprung`n bün 

b_450_450_16777215_00_images_camper-und-touren_222ac15a-6b6a-43aa-955b-c8295a9f65ac.jpgDie ersten Wochen hatte ich auch keinen Telefonkontakt nach Deutschland. Es war nicht das erste Mal, das ich länger als geplant weggeblieben bin, ohne meine Freunde großartig zu informieren. Ich nannte es immer Heinrich`s Spontanität. Etwa nach dreieinhalb Wochen bekam ich überraschend einen Anruf. Es war Lea. Eine sehr gute Freundin aus Bremen. Ich war sehr gerührt. Ich habe kaum ein Wort herausgebracht. Sie hat entscheidenden Anteil daran, dass ich wieder das bin was ich jetzt bin. Wir haben dann alle paar Tage kurz telefoniert. Und Kassiani und Dimitri kamen auch einmal die Woche den langen Weg von Plana auf Chalkidiki nach Thessaloniki.

Wie schon gesagt, nach 10 Wochen bin ich dann zurück nach Düsseldorf geflogen, wo Achim und Silke mich am Flughafen in Empfang nahmen und mich direkt nach Oldenburg ins Evangelische Krankenhaus brachten. Im Vergleich zum Papageorgiou, die modernste Klinik in Thessaloniki, war das eine andere Welt. Wir kamen am frühen Abend an. In der Notaufnahme wurde eine Eingangsuntersuchung durchgeführt und dann kam ich auf ein zwei Bettzimmer. Ab dem nächsten Morgen wurde ich dann tagelang von Kopf bis Fuß durch gescheckt, um die Ursache meines Schlaganfalls festzustellen. Das wurde in Griechenland zu keinem Zeitpunkt gemacht. Der Stationsarzt dort war sogar Deutscher, aber einen solchen Untersuchungsaufwand habe ich trotzdem nicht erlebt.

Am dritten Tag wurde im EV dann auch ein Ultraschall meines Herzens durchgeführt. Dabei stellte man das Foramen Ovale, eine Öffnung, die die beiden Herzvorhöfe miteinander verbindet und die sich eigentlich wenige Tage nach der Geburt schließt. Das hat zu einer sog. Paradoxen Embolie geführt.

Inzwischen ist es mit einem Amplatzer-Okkluder, einem Schirmchen verschlossen. Ich habe also Plastik im Herzen. Der Eingriff war Routine. Durch die Leiste rein, hoch ins Herz, aufgespannt, fertig! Er wurde im Klinikum Oldenburg durchgeführt.

Anschließend folgte die Frühreha in Evangelischen und sechs wöchige Reha in der Reha Klinik in Oldenburg Kreyenbrück.

Am 14. Januar 2010 war ich wieder zuhause.

An dieser Stelle möchte ich allen an meinem Genesungsprozess beteiligten Personen und Einrichtungen meinen herzlichsten Dank aussprechen. Namentlich Kassiani und Dimitri, die sich rührend während meiner Zeit im Papageorgiou in Thessaloniki gekümmert haben.

Lea, die durch ihre stets gute Laune erheblichen Anteil daran hat, dass ich mich nicht habe hängen lassen. Achim, der meinen chaotischen Papierkram für mich erledigt hat als ich in der Klinik lag, täglich zu Besuch kam, mir Wäsche brachte und anfangs als ich wieder zuhause war, mit mir einkaufen gefahren ist. Cosima, Regina und Bernd, die mir auf liebevolle Art Kraft für meinen Kampf zurück ins Leben gegeben haben.

Allen, “Efcharisto parapoli! Vielen Dank!“

Ohne euch wäre ich bei weitem nicht der, der ich jetzt wieder bin.

b_450_450_16777215_00_images_camper-und-touren_712ae08b-a1f9-4305-af6f-49e53cf9b1ce.jpgIch will aber auch nicht die medizinischen Einrichtungen und Rehabilitationseinrichtungen wie Papageorgiou in Thessaloniki, Evangelisches Krankenhaus Oldenburg, Klinikum Oldenburg, Reha Klinik Oldenburg und die Logopädie Gabi Aussum vergessen. Sie haben auch jeweils auf ihrem Gebiet dazu beigetragen, “dat ick`n Düvel no maol wedder fande Schüpp sprung`n bün.“  (Für alle nicht Plattschnacker: “dass ich dem Teufel noch mal wieder von der Schüppe gesprungen bin.“)

Nach weiteren eineinhalb Jahren ließen sich keine erkennbaren Verbesserungen mehr feststellen. Ich war austherapiert.

Eine gewisse Einschränkung wird zwar für die Zukunft bleiben, aber das habe ich akzeptiert und kann damit leben. Auch mit der Tatsache keinen großen finanziellen Rahmen, wegen meiner bescheidenen Rente zur Verfügung zu haben. Da ist halt Kreativität gefragt. Wenn meine Kreativität versagt, spätestens dann bin ich tot. Das wichtigste für mich ist, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können und von niemanden abhängig zu sein.

Vieles nimmt halt die vierfache Zeit in Anspruch aber: “SO WHAT!“ Mich treibt ja keiner.

Das einzige was ich hin und wieder sehr bedauere, ist, nie wieder joggen zu können. Meine Fußhebeschwäche lässt es einfach nicht mehr zu.

Radfahren und Begegnungen mit Müll in der Umwelt

b_450_450_16777215_00_images_camper-und-touren_trike-heinrich.jpgDafür habe ich vor einigen Jahren das Fahrradfahren wiederentdeckt. Z. Z. zwar mit einem einfachen Dreirad, aufgrund meines kaum noch vorhandenen Gleichgewichtssinns, aber immerhin.  Dabei fällt mir, wenn ich so durch die Welt radele, zunehmend auf, wie vermüllt die Umwelt inzwischen ist. Vor allem Plastikmüll. Und auch hier im hohen Norden in Oldenburg.

Sekundenschnell produziert, dann häufig nur wenige Minuten genutzt und achtlos weggeworfen, werden viele Plastikprodukte auch nach Jahrhunderten noch sichtbar sein.

Dabei könnte es, da es ja eigentlich auch ein Rohstoff ist, überall in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden würde. Technisch ist das alles machbar. Wir dürfen so grundsätzlich keinen Tag mehr weiter machen. Denn schon heute ist der Plastikmüll in unserer menschlichen Nahrungskette angelangt.

So haben Untersuchungen an der Universität Furtwangen gezeigt, das in Salzproben von jeweils einem Kilogramm Steinsalz kein Mikroplastik vorhanden ist, in 30 Jahre altem Meersalz von, auf Fuerteventura  entnommenen Proben, fast 100 Mikrogramm und in einer gegenwärtigen Probe 300 Mikrogramm. Heißt im Klartext, dass man in Meersalzproben aus derselben Saline den dreifachen Gehalt an Mikroplastik nachweisen können, in nur drei Jahrzehnten. Ebenso zeigen Untersuchungen am Meeresforschungsinstitut in Villefranche sur Mer an der Cote d` Azur das 85 % der Feuerquallen Plastikstücke in ihren Mägen haben. Feuerquallen sind die Lieblingsbeute vieler Fische die täglich bei uns auf den Tellern landen.

Ich selbst kann aus körperlichen Gründen leider nicht mehr großartig Plastik einsammeln, möchte aber trotzdem Zeichen setzen. Denn wie lautete doch mein Leitspruch seit meinem Hirninfarkt: “DAS WAR`S NOCH LANGE NICHT“. Ich gestehe, ich möchte noch etwas von diesem wundervollen Planeten sehen und dabei vielleicht meine Mitmenschen animieren sorgsamer mit der Umwelt umzugehen. Denn wir haben nur diese eine Welt. 

Um das machen zu können brauche ich Unterstützung. Aber, will ich auch wieder etwas zurückgeben. Deshalb habe ich mit Gleichgesinnten vor geraumer Zeit den gemeinnützigen Verein “Heinrich auf Tour für saubere Meere e. V.“ gegründet.

b_450_450_16777215_00_images_camper-und-touren_IMG_1462.jpgIch bin dabei die Speerspitze unseres Vereins und möchte auf weltweiten Touren, unterwegs mit einem Liegerad Trike auf das Thema aufmerksam machen und auch herausfinden, wie andere Nationen das Thema Plastikmüll angehen. Darüber berichten und in Einzelaktionen versuchen, das Bewusstsein der mir begegnenden Menschen hinsichtlich der Vermüllung der Umwelt durch Plastik zu erhöhen. Das kann im Bildungs-, im Forschungsbereich oder auch ein Projekt sein, das sich schon konkret mit Gewässerreinigung beschäftigt.

Auf unserer Vereinswebsite: www.heinrich-auf-tour.de haben wir auch einen BLOG geschaltet, wo wir täglich auch bebildert über unsere Tour berichten werden.

Um unser Vorhaben in die Tat umzusetzen, sind wir auf Spenden angewiesen. Wir bitten euch, uns finanziell bei der Anschaffung des Liegerad Trike`s und des restlichen Equipments, wie Kamera zur Video- und Fotodokumentation, Laptop zum täglichen Upload der Tourberichterstattung und Smartphone für die Steckennavigation und Kommunikation zu unterstützen.

Den Geldgebern bieten wir auf unserer Website Platz für ihr Logo etc. an, das direkt mit der eigenen Internetpräsenz verlinkt ist.

JEDER EURO IST WILLKOMMEN!

Der Firma GENTLE TENT sagen wir auf diesem Weg bereits sehr herzlichen Dank für das SPONSORING ihres Fahrradanhängers B-TURTLE, der uns unterwegs als Übernachtungs-Minicaravan zur Verfügung steht.

Viele Grüße im Namen des “Heinrich auf Tour für saubere Meere e. V.“ Teams

Heinrich Otte

Viele Grüße, euer “Heinrich auf Tour für saubere Meere e. V.“ Team

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