Thermenbau der alten Römer - Beispiel Sardes

Thermenbau der alten Römer

Zwischen dem 2. und 4. Jh. n. Chr., der Blütezeit der sogenannten Kaiserthermen, wurde für die meisten Gebäude in Römischen Reich (siehe Sardes) ein handgefertigter Backstein verwendet.

Damit wir grundlegend über dessen Herstellung informiert sind, lassen wir kurz Herrn Leone Battista Alberti, einen Baumeister aus der Renaissance zu Wort kommen: "Ziegel aus ein und der selben Erde werden viel fester, wenn die Masse wie der Brotteig erst gärt und sie von allen, auch den kleinsten, Steinchen gereinigt wird.

Die Ziegel werden dann beim Brennen so hart, das sie bei großem Feuer die Härte eines Kieselsteins annehmen. Und sie bekommen, sei es durch das Feuer beim Brennen, oder durch die Luft beim Trocken, ebenso wie das Brot eine harte Kruste. Daher ist es von Vorteil, sie dünn zu machen, damit sie mehr Kruste und weniger Mark bekommen."

Ziegel- und Backsteine waren also sehr beliebtes Baumaterial, ebenso Puzzolan, ein loses, erdähnliches Material, aus welchem sich hervorragend Mörtel anfertigen ließ. An Mörtel und ganz besonders an Zement, hatten die römischen Baumeister ihren Gefallen gefunden. So entstand zum Beispiel der Opus Cementitium, der als Beton in der antiken Architektur eine bedeutende Rolle spielte. Aber auch Glas wurde verwendet. Ein Gemisch aus Quarzsand, Kalk und Pottasche ergab das erste brauchbare Glas. Zwar wurde von diesem Glas nicht all zu häufig Gebrauch gemacht da es für Fenster nicht stabil genug war, in Räumen aber, in denen man unbedingt die wärmende Kraft der Sonne ausnutzen wollte, fand es des öfteren Verwendung. Die meisten Lichtöffnungen und Fenster waren einfacher Weise ganz offen, wovon auch immer die jahreszeitlich bedingten Öffnungszeiten abhingen. In den beheizten Räumen allerdings wurde mit Glas gearbeitet. Zum Stichwort Marmor ist zu sagen, das dieser häufig nur als Außenverkleidung der Gebäude gedient hat, da es sich bei diesem Material um ein relativ kostspieliges Baumaterial handelte. Seine Verwendung wurde im Laufe der Entwicklung und mit steigendem Reichtum des Römischen Reiches immer häufiger.

Die Ausführungen im Thermenbau

Die Planung und Durchführung der Bauarbeiten in den alten Römischen Städten war nicht immer ganz einfach. Die kleinen Balnea und Privaten Badestuben waren noch relativ einfach in die schon vorhandene, äußerst unüberlegt angelegten Städte wie Rom zu integrieren, die sich im Laufe der Zeit entwickelten und nicht wie zum Beispiel Sardes oder Perge nach einem kompletten Ursprungsplan angelegt worden waren. Mit den großen Thermenkamen nun allerdings die ersten Probleme. Der Bauplatz war knapp, und besonders im Stadtkern und in den bevorzugten Lagen kaum zu bekommen. Da die Thermen möglichst günstig liegen und dabei noch repräsentativ wirken sollten, war es nicht immer ganz einfach, für die Architekten eine nach ihren Vorstellungen gefertigte Traumtherme zu errichten. Oftmals mussten sich die Ingenieure den örtlichen Gegebenheiten anpassen und die Gebäude mehr oder weniger in Lücken "hineinquetschen". War das Platzproblem erst einmal gelöst, stellte sich ein weiteres Problem: die Wasserversorgung. Das Herbeischaffen des Wassers war nicht einfach. Da es den Technikern der damaligen Zeit aber nicht an Einfallsreichtum mangelte, gelang es, die Städte mit Wasser regelrecht zu überfluten. Wasser, welches mit Hilfe von unzähligen Aquädukten herangeführt wurde, konnte in der ganzen Stadt verteilt werden. So war es ebenfalls Aufgabe der Kaiser in ihrer Amtszeit für eine ausreichende Wasserversorgung zu sorgen, da davon auch ihr Ruf und ihr Ansehen innerhalb des Volkes abhing. Zur Zeit der Plünderung Roms durch die Goten im Jahre 410 n. Chr. versorgten 11 Aquädukte, 1212 Brunnen, 11 große kaiserliche Thermen und 926 öffentliche Bäder die Stadt. Nie zuvor hatte eine Stadt über derartige Wassermassen verfügt. Hierzu lassen wir am besten noch einmal einen zeitgenössischen Schriftsteller zu Wort kommen. Plinius  (23 n. Chr.- 79 n. Chr.) schreibt:

"Doch wer die Fülle des Wassers sieht, das so geschickt in die Stadt geleitet wird, um öffentlichen Zwecken zu dienen - Bädern, Häusern, Rinnsteinen, Vorstadtgärten und Villen; wer die hohen Aquädukte betrachtet, die erforderlich sind, um die richtige Beförderung zu garantieren; wer an die Berge denkt, die deshalb durchstoßen, und die Täler, die aufgefüllt werden mussten, der wird zugeben, das der Erdkreis nichts Bewundernswerteres aufzuweisen hat."

Die Ausstattung der Thermen

Für die meisten Badeanlagen lässt sich eine grundlegende Einteilung der verschiedenen Räume durchführen. Als Badegast zog man sich um oder aus, bevor man den Badevorgang begann. Die Umkleideräume (man badete unbekleidet) der antiken "Schwimmbäder" waren die sogenannten Apodyteria (Apodyterium). Die Apodyteria waren oft mit kleinen an der Wand verlaufenden Sitzbänken versehen, die den Badegästen das Umkleiden erleichterten. Die abgelegte Kleidung konnte in kleinen, abschließbaren Wandnischen den sogenannten Loculi aufbewahrt werden. In manchen großen Bädern gab es sogar einen Angestellten, den Capsarius, der die Kleidung bewachte.

Dem Apodyterium folgte das Frigidarium, ein meistens rechteckig geformter Raum, der nie beheizt wurde und dessen Becken, die Piscinen, kaltes Wasser enthielten. Ebenso standen Marmorsessel bereit, in denen man sich mit kaltem Wasser übergießen lassen konnte. Von diesen Marmorsesseln soll es in den Caracalla-Thermen 1600 Stück gegeben haben. Es bestand ebenso die Möglichkeit, sich massieren zu lassen. Das Frigidarium war meistens der größte Raum der Thermen, überragte die anderen und war außerdem oft reichlich verziert. Es liegt also nicht fern, das Frigidarium als den Aufenthaltsraum der Thermen zu bezeichnen. Parallel zum Frigidarium gab es oft eine große Sporthalle, Palästra oder Gymnasion genannt.

In der Palästra betätigte man sich vor dem Baden sportlich. Funde zeugen von Ballspielen, Muskel- und Turnübungen. Aber auch die uns durch die Olympischen Spiele bekannten, von den Griechen überlieferten Sportarten, wie zum Beispiel Speerwerfen, Ringen, Wettlauf und Diskuswerfen, wurden praktiziert. War man nach dem Sport erschöpft, konnte man in das Frigidarium zurückgehen und sich im kalten Wasser erfrischen. An das Frigidarium schloss sich das Tepidarium an. Es handelte sich um einen lauwarmen Raum, der auch als Durchgangs-, übergangs-, oder Anpassungsraum zwischen Kalt- und Warmbad bezeichnet wurde. Selten befanden sich Wasserbecken im Tepidarium. Der Raum war im Verhältnis zu den anderen Räumen der Thermen relativ klein. Man verweilte demnach nicht sehr lange dort, meistens nur so lange, bis sich der Körper an die höhere Temperatur gewöhnt hatte. Gab es in der Gesamtanlage aber kein gesondertes Salbzimmer (unctorium), konnte auch das Tepidarium diese Funktion übernehmen. Hatte man sich langsam an die erhöhte Temperatur gewöhnt, konnte man den Badevorgang fortsetzten, indem man in das Caldarium eintrat, welches den heißesten Raum der Thermendarstellte.

Das Caldarium wurde, um die Wärme der Sonne zu nutzen, immer nach Süden oder Südwesten hin gebaut und mit kleinen Nischen versehen. Es war immer durch eine Hypokaustenanlage beheizt, wodurch die Temperatur am Boden problemlos 50-60 Grad betragen konnte. Aus diesem Grunde trugen die meisten Badegäste Holzsandalen. Die Nischen waren mit kleinen Wannen versehen, die heißes Wasser enthielten, in denen man Heißbäder nehmen konnte. Es bestand auch die Möglichkeit, sich von einem Bademeister oder einem Sklaven mit heißem Wasser übergießen zu lassen. Waren die Thermen sehr groß, oder hatte man beim Bau über genügend Geld verfügt, so gab es oft auch ein separates Schwitzbad, das Laconicum. Ein kleines, rundes Räumchen, welches wiederum mit Nischen versehen war, in denen man sich niederlassen konnte. Wie uns Funde aus den Thermä Stabiane in Pompeji zeigen, war das Laconicum offensichtlich nicht mit einer Hypokaustenanlage, sondern mit einem Holzkohleofen beheizt worden, der eine enorme Hitze brachte und somit besser geeignet war. Wie aber schon erwähnt, besaßen nicht alle Thermen diesen Raum. War er nicht vorhanden, so mussten sich die Badegäste mit der Hitze des Caldarium begnügen. Die meisten Badegäste nutzen nach dem Heißbad oder dem Laconicum oft das Natatio, um sich durch einen Sprung ins kalte Wasser zu erfrischen. Das Natatio war ein großes Schwimmbecken, das meistens nicht überdacht und nach Norden ausgerichtet war, so das das Wasser eine erfrischend kalte Temperatur hatte. Die nun folgenden Räume waren meistens nur in großen, luxuriös ausgestatteten Thermen vorhanden und bedürfen daher keiner weiteren Erklärung. Wie schon beim Tepidarium erwähnt, gab es oft ein separates Salb- und Massagezimmer, in denen man sich auch einölen lassen konnte. Massiert wurde von hauseigenen Masseuren, oder wiederum von mitgebrachten Sklaven. Ebenfalls vorhanden waren Arztpraxen, in denen zeitweise auch Operationen und zahnärztliche Behandlungen durchgeführt wurden. Selbstverständlich waren die Ärzte oder Balneologen (wie sie auch genannt wurden) gerne zu Beratungen bereit, was den Badevorgang und die Abfolge der Räume betraf. 

Zur Entspannung standen in den größeren Anlagen oft Bibliotheken und Vortragsräume zur Verfügung. Die Badegäste hatten somit die Möglichkeit sich nach dem Baden in den Bibliotheken zu bilden oder in den Vortragsräumen einem Dichter oder Philosophen zuzuhören, bevor sie ihren Badevorgang fortsetzten. Als letztes wären noch die Imbissstuben, die Ruheplätze- und Räume und die Garten- und Grünanlagen zu erwähnen, von denen es oft Zahlreiche gab.

Die Heizung und Hypokausten der Thermen

Erwähnt wurde die Heizung in Bezug auf die Warmbaderäume bereits, die mit Hypokausten bezeichnet wurde. Bei den sog. Hypokaustenanlagen handelte es sich um Heizungen die die Temperatur in den einzelnen Räumen derThermen aufrecht erhalten sollten. Hypokaustum ist Griechisch und bedeutet von unten geheizt. Die meisten der Thermenräume hatten einen Fußboden der auf Stützen gebaut war, die aus Backsteinen bestanden. Es entstand also ein Hohlraum zwischen dem Fußboden und dem wirklichen Boden. Dieser Hohlraum wurde von heißer Luft durchströmt, die in einem oder mehreren zentralen Öfen, mit Hilfe von Holzfeuer erzeugt wurde. Von den Ingenieuren geschickt geplante Luftkanäle im Mauerrwerk leiteten die heiße Luft in die jeweiligen Räume. Diese Heizungen sind grob betrachtet mit unseren heutigen Fußbodenheizungen vergleichbar. Der antike Architekt Vitruv schreibt darüber: "Die hängenden Fu0böden der Bäder müssen so angelegt werden, das zuerst aus Ziegelplatten von 1,5 Fuß ein Bodenbelag gelegt wird, der zum Unterfeuerungsofen so geneigt ist, das ein Ball, den man hineinwirft, nicht innen liegen bleiben kann, sondern ganz von selbst zum Heizkammervorraum (Preafurnium) zurück rollt. So wird sich die Flamme leichter unter dem schwebenden Überbau verbreiten. Auf dem Pflasterboden führe man aus achtzölligen Ziegeln Pfeiler auf, so in Abständen verteilt, das Ziegelplatten von 2 Fuß darüber gelegt werden können. Die Pfeiler aber sollen eine Höhe von 2 Fuß haben. Sie sollen mit Lehm der mit Haaren durchknetet ist, geschichtet werden, und darüber sollen 2 Fuß lange Ziegelplatten gelegt werden, die den Estrich tragen."

Ausschmückung und Verzierung in den Thermen

>Die großen, imposant wirkenden Räume der Thermen waren keinesfalls kahl und ungeschmückt. An den Böden befanden sich große, farbenreiche Mosaike, die durch eigens dafür ausgebildete Mosaikleger gelegt wurden und durch deren herausragende Fähigkeiten oft dauerhafter wurden als die Gebäude selbst, die sie schmückten. So findet man heute häufig nur die Mosaike in den Ruinen antiker Badestätten. Mosaike waren meistens farbige Muster, stellten aber auch oft religiöse-, kaiserliche- oder hygienische Zeremonien dar, wodurch auch die meisten Theorien über den Ablauf des Badens und die Vorgänge in den Thermen belegt und begründet sind. Sie befanden sich auch häufig an den Wänden und besonders in den feucht-heißen Räumen, wo sie die Wandmalereien ersetzten, da diese sich den ungünstigen Bedingungen gegenüber nicht als widerstandsfähig erwiesen.

Selbstverständlich gab es auch Statuen, die den jeweiligen Kaiser oder den Erbauer der Anlage zeigten und natürlich Götterbilder. Aber nicht nur Einzelpersonen, sondern auch ganze Geschehnisse und Gruppen wurden in Plastiken und Statuen in denThermen aufgestellt. Die Lakoongruppe zum Beispiel stammt aus den Thermen des Trajan und ist heute in den vatikanischen Museen zu sehen. Die meisten Skulpturen standen im Badebereich und waren in Lebensgröße gefertigt. Selten kamen auch Kolossalstatuen vor, wie zum Beispiel in den Caracalla-Thermen, die sogar mit sieben Exemplaren ausgestattet waren. In den restlichen Räumen, in denen Wasser und Hitze nicht vorherrschten, konnten sogar Teppiche an den Wänden und auf den Fußböden ausgelegt werden. Die oft zahlreich vorhandenen Ruhesessel wurden mit Tierfellen bequemer gemacht.

Die Architekten der damaligen Zeit verstanden es sehr gut, die Thermenräume innen so zu gestalten und zu verzieren, das die einzelnen Kunstwerke sich ergänzten und somit ein einziges Großes bildeten. Stuckornamente und Gravuren spielten bei der Verbindung der einzelnen Werke eine große Rolle.

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