Griechische Baustile in der Antike

Griechische Baustile

Die Architektur der Griechen richtete sich nach gewissen Vorschriften, die sich mehr und mehr zu speziellen Regeln verdichteten, ohne je schriftlich fixiert worden zu sein.

Grundlage hierfür war die zunächst an die griechischen Stämme und die von ihnen besiedelten Gebiete gebundenen landschaftlichen Stile,

die sich im Laufe des 7. und 6. Jahrhunderts v. Chr. mit der dorischen und der ionischen Ordnung ausbildeten.

Die dorische Ordnung war hauptsächlich auf dem griechischen Festland und in Großgriechenland verbreitet, war aber auch im restlichen dorischen Siedlungsgebiet, insbesondere Rhodos anzutreffen aber auch in Gebiet der heutigen Türkei wieAspendos, Halikarnassos, Knidos, Kyrene und Phaselis. Die Bezeichnung Dorische Ordnung geht auf die Dorer, einen der griechischen Volksstämme, zurück, in deren Siedlungsgebiet – großen Teilen der Peloponnes, auf Rhodos, Kreta und TeilenKleinasiens – der Baustil hauptsächlich entwickelt wurde. Demgegenüber war die ionische Ordnung vor allem im kleinasiatischen Ionien, auf den ionisch besiedelten Inseln der Ägäis und in Attika verbreitet.

Die Bezeichnung Ionische Ordnung ist abgeleitet von den Ioniern, dem älteren und von den Dorern aus dem ursprünglichen Siedlungsgebiet vertriebenen griechischen Volksstamm. Ionische Städte in der heutigen Türkei sind Nysa, Didyma, Milet, Efesus und Hierapolis. Im Laufe der Entwicklung verlor sich diese strenge landschaftliche Bindung und beide Säulenordnungen wurden im ganzen griechischen Architektur- und Kulturkreis eingesetzt.

Die korinthische Ordnung ist der jüngste der drei Baustile der griechischen Architektur. Ihre Entwicklung begann in historischer Zeit gegen Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. mit der „Erfindung“ des korinthischen Kapitells. Ihr kanonischer Formenapparat, der aus der ursprünglich reinen Säulenordnung eine in sich geschlossene Bauordnung machte, lag verbindlich aber erst in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. vor.

Die dorische Ordnung

Im Verlauf des 6. Jahrhunderts v. Chr. wurde der Formenapparat der dorischen Ordnung bis zur Vollendung entwickelt. Dieser zeichnete sich durch strenge, klar strukturierte Bauglieder und Formen aus.

Die zunächst nicht festgelegte Anzahl der Kanneluren einer Säule, die zwischen 16 und 20 schwanken konnte, wurde geradezu verbindlich auf zwanzig beschränkt. Die Schwellung des Säulenschaftes, die Entasis, ursprünglich dominierender optischer Effekt dorischer Säulen, verschwand im Laufe der Entwicklung gänzlich. Das Kapitell besteht aus dem unteren Teil, dem Echinus, der in früher Zeit wulstförmig ausladend, ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. zunehmend als Kegelstumpf geformt ist, und der quadratischen Deckplatte, dem Abakus.

Das Gebälk ist im Wesentlichen zweigeteilt in den Architrav aus glatten Steinbalken mit abschließender Taenia und einen Fries. Dieser dorische Fries, der auch Triglyphenfries oder Triglyphon genannt wird, besteht aus einer gleichmäßigen Abfolge von Triglyphen und Metopen, die entweder glatt gearbeitet und bemalt gewesen sein konnten oder als Träger von Reliefschmuck dienten. Die Anordnung des Triglyphenfrieses bezieht sich in der Regel auf den Säulenabstand, so dass über jeder Säule und über jedem Interkolumnium, dem lichten Abstand zweier Säulen, eine Triglyphe angeordnet war.

Auf den Triglyphenfries folgt das Dach, das mit dem horizontal verlaufenden Geison weit über die darunterliegenden Bauglieder herausragt. An der Unterseite des Geisons hängen die Mutuli, flache Platten, die je drei mal sechs Guttae aufweisen. Auch hier dominiert die Struktur der dorischen Ordnung: Jeder Triglyphe und jeder Metope ist jeweils ein Mutulus zugeordnet. Die sich nach oben anschließende Sima, die Traufleiste des griechischen Daches, ist nach außen hochgewölbt und sitzt sowohl auf dem Geison der Langseiten als auch auf den Schräggeisa der Giebelseiten. Sie kann mit Rankenfriesen, Anthemien oder geometrischen Ornamenten verziert sein.

Insgesamt verfolgte die Entwicklung eine Streckung der Proportionen. Die einst gedrungenen Säulen unter mächtigen Gebälken wichen mehr und mehr schlank emporstrebenden Ausführungen. Die flach gedrückten, wulstigen Kapitelle streckten sich. Das Verhältnis Säulenhöhe zu unterem Säulendurchmesser verschob sich ebenso drastisch wie das Verhältnis Säulenhöhe zu Gebälk.

Die ionische Ordnung

Die ionische Ordnung erreichte nie die geschlossene Strenge allgemein gültiger Regeln ihrer Gestaltung, wie sie die dorische Ordnung auszeichnet. Zu unterschiedlich waren ihre Anfangsbedingungen im zersplitterten Siedlungsraum. Erst im 4. Jahrhundert v. Chr. kommt es zur Ausbildung einer Art ionischen Kanons, betrieben vor allem von kleinasiatischen Architekten in bewusster Auseinandersetzung mit der dorischen Ordnung und zur Abgrenzung.

Die Säule erhebt sich nicht wie in der dorischen Ordnung direkt auf dem Stylobat, sondern besitzt eine Basis. Die ionische Basis besteht in der Regel aus einer quadratischen Bodenplatte, der Plinthe, und einer Abfolge von Wulsten, Torus genannt, und Hohlkehlen, Trochili. Im Verhältnis zu dorischen Säulen sind ionische Säulen wesentlich schlanker und verjüngen sich nur leicht. Bei den Kanneluren bleibt zwischen den Auskehlungen ein schmaler Steg stehen. Die Anzahl der Kanneluren beträgt meist zwischen 20 und 24, wobei 24 Kanneluren die klassische Anzahl darstellen. Doch kann sie deutlich höher liegen. Das Kapitell weist über einem schwach ausgebildeten und meist mit Eierstab verzierten Echinus ein Polster mit seitlich zu Schnecken eingerollten konkav geschnittenen Voluten auf. Ein flacher Abakus schließt das Kapitell ab.

Der Architrav ist glatt oder in bis zu drei leicht vorkragenden Stufen, Fascien, gegliedert. Darüber folgt entweder ein einfaches Gesims mit Zahnschnitt als kleinasiatisch-ionische Variante oder ein attisch-ionischer Fries, der glatt oder skulptiert sein kann. Ein einfach geschwungenes Geison schließt das Gebälk ab. Die Traufrinne, Sima, der ionischen Ordnung konnte aufwendig dekoriert sein und figürliche Friese ebenso tragen wie Rankenfriese oder Anthemien.

Die ionische Ordnung stellt sich wesentlich schmuckfreudiger dar als die dorische. Allenthalben wurden zwischen den Baugliedern vermittelnde Wellenprofile eingesetzt, die meist mit Perlstab, Eierstab, lesbischem Kyma oder anderen Ornamentformen geschmückt waren.

Die korinthische Ordnung

Auf kompositer oder attischer Basis mit Plinthe erhebt sich der ionisch kannelierte Säulenschaft mit 24 Kanneluren. Der Schaft trägt das korinthische Kapitell. Den Kapitellkörper, Kalathos genannt, umgeben zwei versetzt angeordnete, unterschiedlich hohe Kränze aus je acht stilisierten Akanthusblättern. Aus den Eckblättern entwickeln sich sogenannte Caules, die jeweils zwei unterschiedlich stark gebildete Pflanzenstängel entlassen. Der kräftigere, Volute genannte Stängel wächst der Kapitellecke entgegen, während der kleinere, Helix genannte Stängel sich zur Mitte der jeweiligen Ansichtfläche des Kapitellkörpers wendet. Die Voluten stützen gleichsam den Abakus, dessen Seitenflächen konkav geschwungen sind. Eine Rosette oder Abakusblume ziert die Mitte jeder der vier Abakusseiten.

Eine Eigenart der korinthischen Säule in der griechischen Architektur war es, je nach landschaftlicher Einbindung sowohl mit einem ionischen als auch mit einem dorischen Gebälk kombinierbar zu sein. Selbst für Vitruv (IV,1,1-3) war die korinthische Ordnung noch eine reine Säulenordnung, die nach Belieben mit einem ionischen oder dorischen Gebälk verbunden werden konnte.

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