Formaler Aufbau des Schulsystems in der Türkei

Formaler Aufbau des Schulsystems in der TürkeiFormaler Aufbau des Schulsystems in der Türkei

Das türkische Schulsystem ist stufenförmig aufgebaut und weitgehend durchlässig. Das deutsche Schulsystem dagegen ist vertikal gegliedert: Die Schullaufbahn des Kindes entscheidet sich schon relativ früh. In der Türkei können prinzipiell alle Stufen - bei Bestehen der entsprechenden Prüfungen - bis zur Hochschule durchlaufen werden.

Vorschulerziehung

Die Vorschulerziehung ist freiwillig für Kinder, die noch nicht im Schulpflichtalter sind. Wichtige Ziele: Vorbereitung der Kinder auf die Grundausbildung und darauf, Türkisch korrekt und flüssig zu sprechen. Die Kosten für die staatlichen Kindergärten werden - je nach Art der Erziehungsanstalt - teils von den Eltern, teils vom Staat bestritten. Die Kosten für die privaten Kindergärten bestreiten die Eltern.

Grundbildung in Grundschulen (Ilkokul)

Die Schulpflicht beginnt mit sechs Jahren, die Grundschule dauert acht Jahre

Gymnasien im Überblick

Nach erfolgreicher Beendigung der achtjährigen Grundschule können weiterführende Schulen - Gymnasien - besucht werden, oder es kann unmittelbar eine betriebliche Berufsausbildung begonnen werden.

Die folgende Liste zeigt die Gymnasien des türkischen Bildungssystems im Überblick.

1. Staatliche Gymnasien

(a) Klassische Gymnasien

(b) Naturwiss. Gymnasien

(c) Anadolu Gymnasien

2. Private Gymnasien

3. Technische Gymnasien

(a) Technische Gymnasien

(b) Gymnasien für industrielle Berufe

(c) Anadolu-Technische Gymnasien

4. Gymnasien für Handel und Tourismus

(a) Gymnasien für Tourismus und Gastronomie

(b) Berufsgymnasien für Handel

(c) Abendgymnasien für Handel

5. Andere Berufsgymnasien

(a) Lehrergymnasien

(b) Gymnasien für Geistliche und Prediger (Imam-Hatip)

(c) Sonstige Berufsgymnasien für:

(I) Landwirtschaft

(II) Gesundheitswesen

(III) Polizei

(IV) Kataster

(V) Finanzen

(VI) Eisenbahner

(VII) Meteorologie

(VIII) Konservatorium

Neben den staatlichen Grundschulen gibt es private Schulen, darunter Minderheitenschulen (z. B. griechische, jüdische und armenische Schulen) und eine Reihe von ausländischen Schulen. Manche von diesen Schulen sind kombiniert mit einem Gymnasium.
In der letzten Erziehungsreform von 1997 wurde die gesetzliche Schulpflicht von 5 Jahren auf 8 Jahre erhöht. Danach findet der Übergang in die vierjährige Sekundarstufe II statt, in der alle Schüler seit 2004/05 eine zweite Fremdsprache wählen müssen.

2004 bemühte sich die AKP-Regierung intensiv um den erleichterten Hochschulzugang der Berufsschulabgänger. Ziel der Bemühungen ist es vor allem, den Abgängern der Imam-Hatip-Schulen den Zugang zu nicht-theologischen Studienfächern zu erleichtern. Die Imam-Hatip-Schulen gelten seit der Erziehungsreform von 1997 als Berufsschulen der Sekundarstufe II, in der Vorbeter (Imame) und Prediger ausgebildet werden. Im Februar 2006 wurde nun dieses Vorhaben der AKP-Regierung durch das Urteil des ersten Verwaltungsgerichts gestoppt. Es urteilte, dass ein Abschluss auf einer religiösen Imam-Hatip-Schule nicht zu einem Studium an einer Universität berechtigt.

Im Schulwesen der Türkei bestehen aufgrund mangelnder Finanzierung und der hohen Zahl schulpflichtiger Kinder erhebliche Defizite. Ca. 25 % der türkischen Bevölkerung sind im schulpflichtigen Alter. Die wirtschaftliche Kluft zwischen dem Osten und dem weiter entwickelten Westen der Türkei wirkt sich auch auf das Schulsystem aus. So besteht im Osten eine große Zahl von einzügigen Schulen mit mehr als 50 Schülern pro Klasse. Dazu gibt es Probleme, die die Türkei als Ganzes betreffen. Beispielsweise sind die Eltern aufgrund von fehlenden Betriebsmitteln in den Schulen gezwungen, erhebliche finanzielle Mittel zur Unterstützung der Schulen aufzubringen. Daher ist die türkische Bildungspolitik im Moment noch weit von ihrem Ziel der 100%-Einschulungsquote entfernt. Lediglich 93 % aller schulpflichtigen Kinder gehen zur Schule; benachteiligt sind überwiegend Mädchen, von denen laut einer Weltbank-Studie ca. 600.000 nicht eingeschult sind. Im Jahre 2000 waren ungefähr 6 % der Männer und 18 % der Frauen in der Türkei Analphabeten.

In der PISA-Studie aus dem Jahr 2006 liegt die Türkei im unteren Drittel der teilnehmenden Staaten: Mathematik: Platz 29 (vgl. Deutschland Platz 14) Lesefähigkeit: Platz 28 (vgl. Deutschland Platz 14) Naturwissenschaften: Platz 29 (vgl. Deutschland Platz 8)

An den türkischen Schulen und Hochschulen herrschte Kopftuchverbot, sowohl für die Schüler und Studenten als auch für die Lehrkräfte. Dieses Verbot wurde mit Polizeigewalt durchgesetzt und war in den letzten Jahren immer wieder Thema hitziger Debatten. 2006 wurde das Verbot durch das erste Verwaltungsgericht in einem Urteil bestätigt und sogar noch weiter ausgedehnt. Mittlerweile ist durch die Parlamentsmehrheit der AKP-Regierung das Kopftuchverbot aufgehoben.

Schulpartnerschaft

Schulpartnerschaft Sollten Sie Interesse am Aufbau einer Schulpartnerschaft mit einer türkischen Schule haben, können Sie sich hier die "Handreichung für eine Schulpartnerschaft mit der Türkei" herunterladen oder wenden Sie sich direkt an den Urheber!

Gottfried BÖTTGER
Pädagogischer Austauschdienst (PAD) der Kultusministerkonferenz
Nationale Agentur für EU-Programme im Schulbereich
Graurheindorfer Str. 157, D - 53117 Bonn
Tel.: +49-228-501-213 Fax: +49-228-501-301
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