Osman Okkan - Von Atatürk zu Erdogan - Ferides Reise

Osman Okkan - Von Atatürk zu Erdogan - Ferides Reise

Es ist schon wieder eine ganze Weile her, dass wir mit Osman Okkan, persönlich zusammen getroffen waren, vielleicht war die letzte Begegnung sogar die im Rahmen der mehrtägigen Seminarveranstaltung in Adrasan, wo es um die dokumentarisch filmische Vorstellung verschiedener türkischer Autoren und deren Werke ging.

Zwar gab es einige Telefonate, so das es Informationsfluss gab, allerdings ohne ein persönliches Zusammentreffen.

Im Rahmen eines der jüngsten Werke des Dokumentarfilmers Osman Okkan und seines Teams haben sie die junge Deutsch-Türkin Feride während ihrer Reise durch das Land ihrer Eltern begleitet und dabei auch in eindrucksvollen Aufnahmen größtenteils unbekannte Seiten eines Landes gezeigt, aus dem fast drei Millionen Menschen bei uns in Deutschland leben. Kaum jemand der ersten Übersiedler hatte seiner Zeit die eigene Heimat aus freien Stücken verlassen, vielmehr zwangen Lebensumstände und kaum Einkommen eine riesige Zahl von Türken dazu, die Heimat zu verlassen. Mittlerweile leben unzählige Türken in Deutschland, die nur noch wenig über das Heimatland ihrer Eltern wissen oder sich nur einseitig zu den Vorgängen in der Türkei informieren können.

Feride ist eine junge Kölnerin mit türkischen Eltern, die Journalistin werden will. Während ihres Praktikums in einem Journalistenbüro in Istanbul macht sie sich auf zu einer geschichtlich kulturellen Reise durch die Türkei. Dabei erfährt sie viel mehr über die Türkei und über die jüngere Geschichte des Landes, als es in den türkischen Geschichtsbüchern steht. Sie nimmt die Zuschauer mit auf diese Reise, sie trifft Journalisten, Intellektuelle und Wissenschaftler und bekommt dabei sehr persönliche und spannende Eindrücke über die verschiedenen Kapitel der türkischen Geschichte. Nach ihrer Reise sieht Feride die türkische Gesellschaft mit etwas anderen Augen und kann viele Konflikte besser verstehen, die immer wieder zu Spannungen zwischen Türken, Kurden und Armeniern führen, mittlerweile zu einer tiefen Spaltung im Land geführt haben.

Feride trifft sich mit der Kolumnistin Halime Kökce und erfährt, wie Präsident Erdogan an die Macht kam. Bei den Wahlen 2002 gewann die AKP, Erdogans islamisch orientierte Partei, die Parlamentswahlen. Recep Erdogan geht schon nach einigen Jahren im Amt mit großer Härte gegen die Opposition, aber auch gegen Jugendliche und Intellektuelle vor. Feride trifft auch eine oppositionelle Journalistin und einen armenischen Intellektuellen, der die AKP-Regierung berät. Sie beobachtet, wie tief die türkische Gesellschaft in diesen Tagen gespalten ist: Türken, Kurden, und weitere Minderheiten, die ihre Sprache sprechen und ihre Kultur ausleben wollen und mit massiver staatlicher Gewalt konfrontiert werden. Auch die Haltung der AKP-Regierung bei der Flüchtlingsfrage und das Verhältnis der Türkei zur Europäischen Union sind Themen, die Feride beschäftigen, eine Reise durch ein Land voller Spannungen und Widersprüche.

Doch Feride ist am Ende ihrer Reise nicht pessimistisch.

Ein Film von Osman Okkan

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