Honky Tonk® - zurück zu den Wurzeln - Schweinfurt

Honky Tonk® - zurück zu den Wurzeln - Schweinfurt

Nach dem Besuch eines Freundes in Schweinfurt waren uns die zahlreichen Plakate und Fahnen aufgefallen, die auf das in kürze anstehende Honky Tonk® Musik-Festival hinwiesen.

Natürlich war uns der Begriff "Honky Tonk®" schon einige Male "über den Weg gelaufen", allerdings hatten wir bislang noch nicht die Möglichkeit zur Teilnahme an dieser speziellen Art von jährlich wiederkehrendem Musik-Events gehabt, die es mittlerweile in über 50 Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz gibt. Der Begriff "Honky Tonk®" entstammt dem Englischen in der Bedeutung von "Nachtclub mit Musik", was ansatzweise schon die musikalische Ausrichtung erkennen lässt.

Kneipen: Synergieeffekte und Werbemöglichkeiten vor Ort

schweinfurt honky tonk rathausplatzDie Idee ist so grandios wie grundsätzlich einfach nachvollziehbar: Kneipen, Bars und Vereine schließen sich zu einer Organisation zusammen und treten am Veranstaltungstag gemeinsam an. Der Besucher zahlt einen einmaligen Eintrittspreis und kann an sämtlichen Veranstaltungen der Kneipen und Clubs teilnehmen und mitfeiern. Die Veranstaltung wird gemeinsam beworben und meistens mit einem Rahmenprogramm durchgeführt, wie zum Beispiel Open-Air-Bühnen, Shuttlebusse und Straßenveranstaltungen, wobei der Schwerpunkt der Veranstaltung auf Live-Musik liegt. Bereits 1993 fand das erste deutsche Honky Tonk® in Schweinfurt statt. Das Veranstaltungskonzept breitete sich schnell in andere Groß- und Mittelstädte aus, da es gegenüber Einzelkonzerten eine größere Sogwirkung auf das Publikum hat und sich durch die Zusammenarbeit mit örtlichen Kneipen Synergieeffekte und Werbemöglichkeiten vor Ort ergeben. Mittlerweile ist "Honky Tonk®" eine eingetragene Marke. Veranstalter dieser Festivals ist die Blues Agency GmbH mit den Geschäftsführern Dominik Brähler und Ralf Hofmann, der inzwischen den Hauptgeschäftssitz nach Leipzig verlegt hat.

Unsere Bands waren klar Ulla Meinecke und MerQury

schweinfurt honky tonk kapelleNun aber genug der Vorrede und hinein in das Vergnügen. Gegen 18.00 Uhr waren wir in Schweinfurt eingetroffen und hatten uns dann kurz mit den Örtlichkeiten vertraut gemacht, denn das Zurechtfinden im Gewirr der Veranstaltungsorte in der "fremden" Stadt erschien uns zunächst recht problematisch. Ein Trugschluss, wie sich wenig später herausstellen sollte. Aus dem Internet hatten wir uns die Namen der teilnehmenden Veranstaltungsorte wie Kneipen und Bars und den Stadtplan ausgedruckt, so das wir eine Zuordnung und zeitliche Ablaufplanung organisieren konnten. Schließlich gibt es einige Highlights, die es nicht zu verpassen galt. Unsere Favoriten des Abends aus immerhin 33 auftretenden Bands waren klar Ulla Meinecke und MerQury, eine uns bislang unbekannte Queen Tribute Band. Immerhin stammen 19 der auftretenden 33 Bands aus der Region um Schweinfurt. Aber der Reihe nach.

Kontrollen der Bändchen

schweinfurt honky 2Zunächst ging es zum Marktplatz im Zentrum der Stadt, wo wir uns am Stand des Sponsors Suzuki unsere Eintrittbändchen abholten, die uns nun Einlass zu den verschiedenen Veranstaltungsorten verschaffen sollten. Überall herrschte bereits buntes Treiben, auch wenn die Zahl der Besucher noch gering war. Tische und Bänke füllten allerdings das Areal des Marktes, was den erwarteten späteren Andrang schon deutlich machte. Unser erster Rundgang verdeutlichte schon die Standorte an den Kneipen, Bars und Cafes, die bereits durch Metallzäune mit Sichtschutz deutlich vom öffentlichen Raum abgegrenzt waren. Jeweils an den Eingangs- und Ausgangsbereichen fanden die Kontrollen der Bändchen statt, die zum Betreten des Areals benötigt wurden und an verschieden Vorverkaufsstellen erworben werden konnten. Eine gute Lösung, wie sich im Verlauf des Abends zeigen sollte, noch dazu in der kommenden Woche in einer Bäckerei 20% Nachlass bei Vorlage des Bändchens auf den Einkauf gewährt werden sollte.

Honky Tonk® Festivals in Schweinfurt

schweinfurt honky tonk feuerwehrGegen 19.00 Uhr setzte die TG Big Band im Rathausinnenhof mit der klassischen Swingbesetzung mit Trompeten, Saxophonen, Posaunen und einer Rhythmusgruppe aus Klavier, Bass und Schlagzeug nach einer kurzen Anmoderation den Startpunkt des diesjährigen Honky Tonk® Festivals in Schweinfurt. Der Innenhof des Rathauses füllte sich zunehmend, auch der Marktplatz selbst wurde lebendig. Einige Aussteller und Verkaufsbuden boten hier ihre Beiträge zum Festival feil, besonderes Augenmerk wurde dabei dem komplett versilbertem Fahrzeug eines örtlichen Händlers zu Teil.

schweinfurt honky tonk reiner schoeneUm 20.00 Uhr war der Auftritt der Reiner Schöne Band auf der Mainbühne angekündigt, einer schwimmenden Pontonbühne, die durch die vorbeikommenden Schiffe und Boote immer leicht schaukelnd wirkte und so ein ganz besonderes Gefühl für die Musiker und die Zuschauer vermittelte. Allein der Steg auf die Bühne durch den breiten Schilfgürtel bot ein besonderes Bild für die Besucher und wohl auch ein Erlebnis für die Musiker, insbesondere für die hier später auftretende Ulla Meinecke. Der wohl vielen Lesern besser als Schauspieler bekannte Reiner Schöne (u.a. die deutsche Synchronstimme von Darth Vader aus Star Wars) zeigte hier auf der Bühne seine Qualitäten als Songwriter und Sänger im Bereich Blues.

Reiner Schöne Band - Liedermacher und Sänger

schweinfurt honky 1Aufgewachsen in Weimar und bereits auf dem besten Wege als Schauspieler und Liedermacher, flüchtete der DDR-Bürger Schöne 1968, nach einem Konzert in Berlin, in den Westen. Hier begann seine Karriere zunächst als Musicalstar „Berger“ in Hair, als Liedermacher und Sänger und weiter in dem Musical Jesus Christ Superstar (1972). 1970 nahm Schöne an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teil und belegte mit "Allein unter Millionen" einen geteilten zweiten Platz. Trotz dieses Erfolges erschien dieser Titel nie auf Platte. Sein größter Hit wurde die Single "Werd ich noch jung sein, wenn ich älter bin", deren Text von Konstantin Wecker stammt. Im Jahr 2002 kehrte Schöne nach fast zwanzig Jahren in den USA nach Deutschland zurück und setzte hier seine Karriere fort. Einer seiner letzten Hollywood-Filme war "Crash Dive" mit Michael Dudikoff. Durch die Mitwirkung in Kinofilmen wie "Null Uhr 12", "Otto - Der Katastrofenfilm", "(T)Raumschiff Surprise – Periode 1" sowie in Fernsehfilmen wie "Die Todesgrippe von Köln" und "Fast perfekt verlobt" wurde er schnell wieder präsent.

Von AC/DC bis ZZTop bot und die "Shaky Foundation" Songs

schweinfurt honky 3Gern wollten wir weitere Musikerauftritte erleben und machten uns nun auf den Weg entlang der Bühnen an den örtlichen Kneipen und Bars. So ergab sich ein kurzer Stopp am Mephisto, wo "Vicious Delicous" eine Mischung aus erdigem Rock mit tanzbaren Funk-Grooves und Rock´n Roll Riffs bot, zum Skatepark an der Stadtmauer, wo "Raw Idol" ein Programm von Rock bis Hardrock bot, wo im Fiddlers Green die Gruppe "Rosewould" ihr rockiges Programm von AC/DC bis ZZTop bot und die "Shaky Foundation" Songs über das ganz normale Gefühlskino-Chaos als Indie-Pop präsentierte. Kurz ein jeder Showact hätte weiteres Verweilen verdient. Uns lag, nach langer Zeit der Abstinenz aber sehr daran, pünktlich zurück zur Bühne am Main zu gelangen, da der Auftritt von Ulla Meinecke für 22.00 Uhr angesagt war. Immerhin lag das letzte live erlebte Konzert fast 30 Jahre zurück.

1979 zog Ulla Meinecke nach West-Berlin

schweinfurt honky tonk ulla meinickeFrüh zog Ulla Meinecke nach Frankfurt am Main, wo sie mit 18 Jahren ihr Abitur machte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits erste eigene Lieder geschrieben. Eine Begegnung mit Udo Lindenberg 1976 ermutigte sie, das kreative Hobby zum Beruf zu machen und nach Hamburg zu ziehen, wo sie Lindenbergs Büro leitete. Die erste LP Von toten Tigern und nassen Katzen erschien 1977, sehr von Lindenbergs Einfluss geprägt, der auch fast alle Musik schrieb. Eine weitere LP Meinecke Fuchs 1978 machte sie dann einem größeren Publikum bekannt und führte auch überregional zu einer wachsenden Zahl von Auftritten – teils gemeinsam mit Udo Lindenberg. 1979 zog Ulla Meinecke nach West-Berlin.

Edo Zanki schrieb den Hit "Die Tänzerin"

schweinfurt honky 5Die beiden folgenden Alben Überdosis Großstadt (1980) und Nächtelang (1981) wurden von Herwig Mitteregger produziert. Er komponierte auch den größten Teil der Songs; beide wurden enge Freunde. Mitteregger brachte Rosa Precht in Ulla Meineckes Band, dafür ermutigte sie ihn, eigene Texte zu schreiben und lieferte Spliff unter anderem die Songidee für den Titel Déjà vu. Die beiden LPs Wenn schon nicht für immer, dann wenigstens für ewig (1983; mit dem von Edo Zanki geschriebenen Hit Die Tänzerin) und Der Stolz italienischer Frauen (1985), in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Udo Arndt, bedeuteten für Ulla Meinecke den Durchbruch auf dem deutschen Markt – einschließlich nationaler Chartnotierungen. Sie erhielt die Goldene Europa und weitere Auszeichnungen, darunter den Deutschen Kleinkunstpreis.

Einmal mehr konnte Ulla Meinecke ihre Zuhörer begeistern

schweinfurt honky 4Und ähnliche Gedanken sind wohl einer Vielzahl von Besuchern durch den Kopf gegangen, denn die Mainbühne füllte sich rasch. Und so waren bereits vor 22.00 Uhr alle Tribühnenplätze besetzt, selbst die Zugangstreppe und die Treppenstufen boten kaum noch ein Durchkommen. Mit ein wenig Verspätung betraten dann Ulla Meinecke und ihre beiden Musiker die Bühne. Es wurde ein sehr ansprechender Konzertvortrag, der mit allerlei erlebten Ereignissen und Hoch- und Tiefpunkten des Lebens von Ulla Meinecke gespickt war. Beide Musiker ließen einen tiefen Einblick in ihr musikalisches Können zu, immer wieder war Zeit für kurze Soli an der Gitarre oder am Piano. Ein schönes Konzert im wahrsten Sinne des Wortes. Natürlich durfte zum Abschluss auch das von Edo Zanki geschriebene Lied "Die Tänzerin" in einer allerdings modernisierten Fassung nicht fehlen. Einmal mehr konnte Ulla Meinecke ihre Zuhörer begeistern.

Die Musik von Queen ist immer noch der absolute Renner

schweinfurt honky 7Unser Weg führte jetzt zurück in den Innenhof des Rathauses, wo schon aus der Ferne bekannte Queentöne zu hören sind: MerQury hatte schon zu spielen begonnen.

Diesmal war der Innenhof bereits so gefüllt, das es kaum noch ein Durchkommen zur Bühne gab. Selbst die seitliche Treppenanlage war gut besetzt.

Kein Wunder, die Musik von Queen ist immer noch der absolute Renner auf Live Veranstaltungen, zumal wenn gut interpretiert. Schnell war man in die tanzende und singende Masse integriert, egal welchen Alters.

Und unmittelbar kam auch die Stimmung des original Konzerts seiner Zeit im alten Londoner Wembley Stadion wieder auf, zumal sich die Reihenfolge der Songs fast 1:1 wieder spiegelten.

schweinfurt honky 8Längst ist die Band MerQury über den Status der Queen Tribute Band hinaus. Längst ist der Auftritt von MerQury nicht nur eine Huldigung an die britische Rockband Queen mehr. Mehr als 1.000 Shows in 15 Ländern haben MerQury selbst zu einer Größe im Pop- und Showgeschäft gemacht. Die Musiker um den Sänger Johnny Zatylny sind dabei genauso virtuose Künstler auf ihren Instrumenten, wie auch der Sänger selbst Freddy Mercury fast auferstehen lässt. Eine tolle Show. Was soll man mehr dazu sagen. Schade für denjenigen, der es nicht erleben konnte.

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