Anatolischer Leopard in der Türkei erschossen!

Längst galt der anatolische Leopard in weiten Teilen der Türkei als ausgestorben, denn laut Angabe von Bewohnern ist in der Region Diyarbakir im Südosten seit mindestens 100 Jahren kein Leopard mehr gesichtet worden.

Dabei waren Leoparden einst die Großkatzen mit dem am weitesten reichenden Verbreitungsgebiet weltweit. Überaus anpassungsfähig, waren Leoparden in der Lage, sich in verschiedenartige Lebensräume einzugliedern. Bereits vor drei Jahren war auch ein Leopard in der südostanatolischen Stadt Siirt getötet worden. Der Biologe Kilic von der Dicle-Universität in Diyarbakir sprach indes gleich von einem "Wunder" und forderte die Einrichtung einer Schutzzone.

Was war passiert?  Der Schäfer Kasim Kaplan war in der Provinz Diyarbakir von einem der seltenen anatolischen Leoparden angegriffen und verletzt worden. Sein ihm zu Hilfe eilender Verwandter erschoss daraufhin den Leoparden. Kasim Kaplan selbst wurde mit Verletzungen an Händen und Füßen ins örtliche Krankenhaus gebracht.

In Körpergröße, Nahrungsgewohnheiten und Aussehen unterscheiden sich einzelne Leoparden-Populationen stark – je nachdem, in welchem Lebensraum sie verbreitet sind. Etwa 27 Unterarten sind heute bekannt und beschrieben, wobei verschiedene Farbvariationen auch innerhalb von Unterarten auftreten können. Besonders auffällig sind komplett schwarz gefärbte Tiere. Diese so genannten schwarzen Panther kommen besonders häufig in feuchten Waldlebensräumen vor.

Präsident der Türkischen Republik Ismet Inönü als Vorreiter im Leopardenschutz

Einst war der "anatolische Leopard" auch an der Ägäis im Westen der Türkei verbreitet, doch wurden die Bestände durch Jagd stark dezimiert. Die Felle der erlegten Tiere wurden dann stolz in der Öffentlichkeit präsentiert. Hasan Bele, ein sich auf das Erlegen von Leoparden spezialisierter Jäger, hatte zwischen 1930 und 1950 angeblich 15 Leoparden in Anatolien erlegt. Unter dem Namen "Mantolu Hasan", der die Felle seiner Abschüsse wie Pelerinen über die Schultern legte, gingen seine Abschüsse als Nachricht um die Welt und führten zu ersten Diskussionen. Bele erhielt vom damaligen Präsidenten der Türkischen Republik Ismet Inönü als Auszeichnung ein neues Gewehr mit der Auflage geschenkt, es nie wieder gegen Leoparden einzusetzen. Nachdem Atatürk am 10. November 1938 verstorben war, wurde sein enger Weggefährte Ismet Inönü zweiter türkischer Staatspräsident. Inönü war bestrebt, die Modernisierung der Türkei fortzuführen und die außenpolitische Neutralität beizubehalten.

Leoparden sind außergewöhnlich kräftige, muskulöse Räuber. Auf Beutezug gehen sie in der Regel erst am späten Nachmittag oder am frühen Abend. Sie sind lautlose Schleichjäger und erbeuten auch Tiere, die weitaus größer sind als sie selbst. Ihre Beute zerren sie mit viel Kraft gern auf Bäume und verzehren sie dort in Sicherheit vor Konkurrenten. Ihr Nahrungsspektrum ist weit gefächert und reicht von Mistkäfern bis zu 900 Kilogramm schweren Elen-Antilopen. Auch Aas wird von Leoparden nicht verschmäht.

Das Fell der Leoparden war lange Zeit sehr begehrt und wurde zu teuren Pelzen verarbeitet. Der Weltnaturschutzunion IUCN zufolge wurden von 1976 bis 1990 jährlich etwa 86.000 Leopardenfelle gehandelt. Dank erfolgreicher Handelsbeschränkungen und verändertem Käuferverhalten ist der Pelzhandel mittlerweile jedoch keine Gefahr mehr für das Überleben der Leoparden. Hauptbedrohungen sind heute Zerstörung des Lebensraums und direkte Bejagung aus Angst vor Mensch-Leoparden-Konflikten. Um das Überleben der Leoparden sicherzustellen, fordert der WWF zudem ein Netzwerk von Lebensraum-Korridoren sowie eine verstärkte Forschung zur Populationsentwicklung und -biologie des Leoparden.

Relikte des Leopardenfangs auch im Taurus

Schon oft haben wir über die fortgeschrittene Kultur Anatoliens zur Zeit der Jungsteinzeit berichtet, wo Leoparden einen Kultstatus besaßen und entsprechend kunstvoll in Wandreliefs und Gemälden dargestellt wurden. Besonders in der antiken Ortschaft von Catalhüyük bei Konya waren Reliefs ausgegraben worden, die aus der Zeit von 7500 - 5700 vor Christus stammen. Im Römischen Reich waren Leoparden oftmals in Lebendfallen gefangen worden um dann in den Arenen im Kampf gegen Gladiatoren eingesetzt zu werden. Noch heute findet man im Taurus Gebirge Relikte der speziellen Steinfallen für Leoparden. Marcos Tullius Cicero, seines Zeichens römischer Philosoph und Politiker, hatte bereits im ersten Jahrhundert vor Christus  Informationen über Leoparden in Kleinasien gesammelt dokumentiert.

Im Februar 1967 war ein Leopard im Gebiet des Dorfes Seben in der Region von Ankara-Bolu von Ali Calayir getötet worden, im Januar 1969 hatte ein Bauer einen Leoparden in Samandag in der Hatay-Provinz vergiftet, der seinen Esel gerissen hatte. In der Kars Region wurde bei Karakale im Jahr 1970 ein Leopard erschossen, bis sich dann kaum noch weitere Spuren von Leoparden finden ließen. Im September war auch ein Leopard in der nordosttürkischen Provinz Trabzon gesichtet worden. Der letzte nachvollziehbare Beleg der Anwesenheit von Leoparden stammt aus dem Jahr 1974.

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