Mit Tänzen und Rosen die Herzen erobert

Mit Tänzen und Rosen die Herzen erobert

Nicht immer in traditionellen türkischen Festtagsgewändern traten die Mädchendes türkischen Tanzvereins auf und erfreuten die Senioren.

Anschließend überreichten die Gäste jedem eine rote Rose. Der Tanzverein ist ein Zentrum der Integrationsbemühungen. 
Der Tanzverein „Dostluk ve Baris Dernegi“ aus der Kreisstadt Euskirchen ist zwar ein türkischer Verein, doch er steht allen Nationalitäten offen und will sich aktiv an Integrationsbemühungen im Kreis beteiligen.

EUSKIRCHEN - In traditionellen türkischen Festtagsgewändern traten die Mädchen vor wenigen Wochen im Marienheim auf und erfreuten die Senioren durch ihre Folklore-Tänze. Anschließend überreichten die jungen Gäste jedem der hochbetagten Zuschauer in der Bad Münstereifeler Wohneinrichtung eine rote Rose.

Wer vom türkischen Tanzverein in Euskirchen hört oder überhaupt nur oberflächlich von türkischen Integrationsbemühungen in die deutsche Gesellschaft, dem bleibt zumeist verborgen, dass vielen der in der Kreisstadt lebenden Südeuropäer bewusst ist, dass Integration über Sprache und Bildung vor sich geht. Und dass ausgerechnet der türkische Tanzverein „Dostluk ve Baris Dernegi“ ein Zentrum der Integrationsbemühungen ist.

Sprache des Geburtslands - Deutschland erlernen

b_450_450_16777215_00_images_turkey_tanzgruppe-1.jpgMehmet Öner, 42 Jahre alt und einst Deutschlands erster auslandsstämmiger Polizeibeamter, ist heute Sozialbetreuer im türkischen Tanzverein und ganz stark an der Integration seiner Landsleute in die deutsche Gesellschaft interessiert. „Wir wollen, dass unsere Kinder über dieSprache ihres Heimatlandes, also ihres Geburtslandes Deutschland, integriert werden können. Deutsch soll die Muttersprache unserer Kinder aus der zweiten und dritten Generation sein, türkisch die nächste Sprache, die sie lernen.“

Deshalb geht der türkische Tanzverein neue Wege. Er sucht Kontakt zu Seniorenheimen, um die Kinder dort mit älteren Menschen zusammenzubringen.

„Viele der Senioren haben kaum noch soziale Kontakte nach außen, weil sie von ihren Verwandten selten besucht werden können. Viele unserer Kinder haben ihre Großeltern in der Türkei, also weit weg. Die türkischen Omas und Opas leben als Rentner in ihrem Heimatland. Unsere Kinder aber können gerade älteren Menschen durch Besuche Freude bereiten. Und die Omis und Opis hier in den Altenheimen können sozusagen als Ersatzopis und Ersatzomis dienen und so die Integration unserer Bevölkerungsgruppe in die hier lebende Gesellschaft vorantreiben“, sagt Öner.

Unlängst, so Öner und der Vorsitzende des Tanzvereins, Osman Yildiz, habe man mit einem ersten Auftritt im Marienheim beim so genannten Erdbeerfest den bisherigen Weg verlassen, und nicht mehr fast ausschließlich bei Hochzeiten oder multikulturellen Festen getanzt. Der türkische Tanzverein will künftig stärker in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten.

„Wir glauben, dass es vielleicht so etwas wie Patenschaften zwischen Senioren und Kindern aus unseren Tanzgruppen geben kann“, macht sich Öner für das Anliegen des Vereins stark.

Der türkische Tanzverein sei übrigens auch für deutsche und andere Kinder offen, denn durch die gemeinsame Freude am Tanz solle auch der Zusammenhalt zwischen Eltern aller Nationen gestärkt werden. Man wolle so auch den demographischen Veränderungen in der Gesellschaft Rechnung tragen, sagt Mehmet Öner.

In entsprechenden Demografie-Arbeitskreisen werde zwar viel geredet, aber Handfestes komme selten dabei heraus, kritisiert Mehmet Öner. Das bewege sich alles noch auf einer eher theoretischen Ebene. Die Türkische Gemeinschaft in Euskirchen aber wolle sich öffnen und zur Integration und dem friedlichen Zusammenleben in der Kreisstadt beitragen.

Vor diesem Hintergrund haben zwei Tanzgruppen von „Dostluk ve Baris Dernegi“ beim großen Fest des Stadtsportbundes im Euskirchener Erftstadion unlängst ihr Können gezeigt und viel Beifall eingeheimst.

Von Bernd Zimmermann

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