Deutsche Ingenieurskunst für die Türkei / von Tim Gelewski

Deutsche Ingenieurskunst für die Türkei / von Tim Gelewski

Hochtechnologie: Rodenkircher Horst Wieting will Transrapid-Strecke betreiben – Verhandlungen laufen. Um seine Pläne zu verwirklichen, hat er eine Akteingesellschaft gegründet.

Bald beginnt die Ausschreibung für das Projekt, das ihm eine Herzensangelegenheit ist.

Rodenkirchen - Der Transrapid.

Dieser Hochtechnologie-Zug, der mit bis zu 550 Kilometern pro Stunde beinahe lautlos über Führmagnete dahinschweben kann. Einst das Vorzeige-Projekt deutscher Ingenieurskunst – dennoch sind hierzulande mehrere Versuche gescheitert, eine Strecke für den Regelbetrieb zu bauen. Der Rodenkircher Horst Wieting glaubt weiter an die Magnetschwebebahn. So sehr, dass er im Dezember 2010 eine Aktiengesellschaft mitgegründet hat, deren erklärtes Ziel es ist, in derTürkei eine Strecke zu bauen und zu betreiben.

„In der Türkei ist das politische Klima für den Transrapid einfach besser. Mein Eindruck ist, dass Projekte dort vom Staat schneller verwirklicht werden“, erklärt der 68-Jährige. Von Antalya bis nach Alanya, rund 130 Kilometer lang soll die Strecke werden. Kosten: über fünf Milliarden Euro.

Entscheidung naht

b_450_450_16777215_00_images_turkey_transrapid-china.jpgVon der türkischen Bahn, die vom Staat betrieben wird, gebe es bereits eine Absichtserklärung. Aktuell arbeitet die Euro Rapid TR AS, so der Name der Aktiengesellschaft in deren Vorstand sich Wieting engagiert, an einer Machbarkeitsstudie. Die Endfassung soll im dritten Jahresquartal vorliegen. Als man das Projekt in der Türkeivorstellte, war das Medienecho riesig.

Wieting: „Wenn die Bahn die Studie jetzt positiv annimmt, wird das Projekt ausgeschrieben. Wenn alles gut geht, wollen wir Betreiber der Strecke werden.“

Bis dahin finanziert Wieting „sein“ Projekt mit seinen Partnern, zwei Türken und fünf Deutschen, aus eigener Tasche.

In Antalya betreibt die Firma ein Büro um Investorenanfragen vor Ort bearbeiten zu können.

Der Rodenkircher gerät beim Thema Transrapid ins Schwärmen. Wenn er beginnt, von dem Hochgeschwindigkeitszug zu erzählen, leuchten seine Augen.

„Zu Beginn der 1980er Jahre habe ich an der Transrapid-Versuchsanlage im Emsland die Stromversorgung mit aufgebaut“, erinnert sich der Elektromeister. Seither habe ihn das Thema nie ganz losgelassen. „Das Antriebsprinzip auf Basis des Linearmotors war damals sehr innovativ“, doziert Wieting und kritzelt mit Bleistift die Skizze eines Motors auf ein Stück Papier.

Um Chancen werben

Richtig begonnen habe sein Engagement aber erst, als er 1998 dem Rodenkircher Freundeskreis Transrapid beitrat. Den hatten technikbegeisterte Berufsschullehrer aus Brake im selben Jahr ins Leben gerufen.

Am 9. Juni 2000 trat er dann der ebenfalls in Rodenkirchen gegründeten Gesellschaft zur Förderung der Magnetschwebetechnologie bei. Diese setzte es sich zur Aufgabe, für die Chancen dieser „Zukunftstechnologie“, so Wieting, zu werben. „Das Eisenbahnsystem ist schließlich überaltert.“

In gewisser Weise sei ihm der Transrapid auch ein „patriotisches Anliegen“. „Es ist eine deutsche Entwicklung. Da steckt viel Forschung und Ingenieurskunst drin.“

Keine Garantien

Bislang habe ihn sein Engagement nur Geld gekostet. Langfristig wolle er natürlich welches verdienen. Seine Argumente für das erhoffte Gelingen sind so einfach wie schlüssig. Wieting: „Die Strecke soll von Antalya aus dietürkische Riviera entlang verlaufen. 21 Millionen Touristen besuchen die Region jährlich. Denen könnten stundenlange, anstrengende Bustouren erspart werden. Der Transrapid schafft die 130-Kilometer-Strecke in 38 Minuten.“

Wieting versprüht Zuversicht, ist sich aber auch des Risikos bewusst: „Die Gespräche in der Türkei waren positiv, aber – eine Garantie, dass alles klappt, gibt es nicht.“

Nordwest Zeitung Deutschland

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