Kızılırmak – längster Fluss der Türkei ein Feuchtbiotop

Kızılırmak – längster Fluss der Türkei und ausgedehntes Feuchtbiotop an der Mündung!

Wenn man über die großen Flüsse der Türkei spricht, denkt man unmittelbar an die beiden großen Wasserläufe Euphrat und Tigris. Beide Flüsse verlassen jedoch nach relativ kurzen Strecken bereits wieder das türkische Hoheitsgebiet.

Mit seinen 1.355 Kilometern ist der Kızılırmak der längste der Flüsse, die allein über türkisches Hoheitsgebiet fließen. 

Die Quelle des Kızılırmak liegt hoch im ostanatolischen Hinterland etwa 120 Kilometer östlich von Sivas in der Umgebung der Berge Kızıl Dağ und Kumanlı Dağ, wobei der Erstgenannte auch zur Namensgebung in doppelter Hinsicht beigetragen hat: erstens in der gleichen Namensgebung von Fluss und Berg und zweitens mit dem Farbbegriff kızıl für rot, denn das mineralische,  eisenhaltige Tonmaterial der Berge verfärbt auch das Flusswasser rot.
Nur etwa 150 Kilometer sind es von der Quelle des Kızılırmak bis zur Quelle des Euphrats.

Der Kızılırmak - Verlauf des Flusses durch Zentralanatolien

Im ersten Teilbereich des Flussverlaufs geht es kontinuierlich, wenn auch in Schleifen, in west- südwestlicher Richtung durch Zentralanatolien. Der Kızılırmak verändert dann seine Fliesrichtung in einem weiten Bogen, der bereits in der Antike mit Halys Bogen bezeichnet wurde, nach Norden und durchquert dabei den neuzeitlichen Stausee Hirfanli bevor er das Pontische Gebirge durchschneidet. Wenig später durchfliest der Kızılırmak auch den Altınkaya-Stausee. Beide Stauseen dienen der Stromgewinnung sowie der lokalen Wasserversorgung. Nordwestlich von Samsun mündet der Kızılırmak mit einem breiten Mündungsdelta in das Schwarze Meer. Bis zum nördlich gelegenen Bafra konnte sich so über Jahrtausende ein riesiges Feuchtbiotop entwickeln, das heute als besonders schützenswertes Feuchtgebiet mit ausgedehnten Vogelbrut- und Überwinterungsgebieten bekannt ist.

b_450_450_16777215_00_images_turkey_central_anatolia_kizilirmak-river-2.JPGBereits bei den Hethitern war der Fluss so bedeutend, das er in Aufzeichnungen mit dem Namen Marassanta erwähnt wurde. Der Name wechselte in der Antike zu Halys, was wohl auf den relativ hohen Salzgehalt des Flusswassers zurückzuführen ist, den aus dem Griechischen stammend bedeutet Halys „salziger Fluss“. Immer wieder kam es entlang des Flusses zu Streitigkeiten der verschiedenen antiken Völker, für die der Verlauf des Kızılırmak eine natürliche Grenze darstellte. Im 6. Jahrhundert vor Christus bildete der Fluss die Westgrenze des Mederreichs. Der doppelsinnige Spruch des Orakels von Delphi gegenüber dem Lyderkönig Krösus, er werde beim Überschreiten des Halys „ein großes Reich zerstören“, bezieht sich auf die Funktion des Flusses als Landesgrenze zwischen den Lydern und den Persern, die den Medern zeitgeschichtlich folgten: Krösus zerstörte schließlich sein eigenes Reich, als er im Jahr 547 vor Christus gegen Kyros II. zu Felde zog, womit Kyros das persische Reich bis an die Ägäis ausweiten konnte.

Bafra - römische Stadtgründung an der Mündung des Kızılırmak

Wenig später hatten die Römer an der Mündung des Kızılırmak eine erste Stadt angelegt, die heute, weit ab vom Meer, mit Bafra bezeichnet wird. Die zunehmende Abholzung entlang des Flusses hatte schon vor Christus starke Bodenerosionen zur Folge, die dann für die Verlandung des Flussdeltas sorgten. So entstand das heutige, riesige Delta in wenigen Jahrhunderten wobei die Flussmündung etwa 15 Kilometer weiter ins Meer hinaus verlegt wurde. Ein ähnlich großes Feuchtgebiet wie das des Kızılırmak ist auch bei der Verlandung des Flusses Großer Menderes in der Ägäis entstanden.

Aufgrund seiner saisonal sehr unterschiedlichen Wasserstände mit ausgedehnten Sandbänken, Stromschnellen und Untiefen ist der Kızılırmak nie als Wasserstraße im Sinne von Schifffahrt nutzbar gewesen. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnte allerdings Bafra noch von See her mit Schiffen erreicht werden.

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