Dağ Pazarı - Libanon Zedern und Basilika der Römer

Dağ Pazarı - Libanon Zedern und Basilika

Durch die Ausläufer des Taurus waren wir über wundervolle Passstraßen bei Ermenek bis in die Aprikosenstadt Mut gefahren und setzten dann unseren Weg in Richtung Karaman fort.

Patrick, unser Straßburger Paragliderfreund, hatte während eines Rundflugs in der Region Mut von den Ruinen einer Basilika und von einem herrlich schimmernden See berichtet, die er aus der Luft bei der Ortschaft Dağ Pazarı gesehen hatte.

Ruine der Basilika aus römischer Zeit

lebanon zeder 06Etwa 8 Kilometer nach dem Ortsausgang verließen wir die Kreisstraße und fuhren Richtung Dağ Pazarı immer höher in den Taurus hinein. Teilweise in engen Serpentinen der Straße folgend, ging es durch herrliche Waldlandschaft mit interessantem Baumbestand, besonders die für unser Auge ungewohnten Libanon Zedern erlangten unsere volle Aufmerksamkeit.

Wir erreichten schließlich den Canyon, in dem wir den See vermuteten, was trotz mehrfacher Haltepunkte und einiger Fußmärsche aber nicht belohnt wurde. Der See war nicht auffindbar, ohne Koordinaten waren wir hilflos. Trotzdem genossen wir die Aussicht in den Canyon hinein, betrachteten die heute selten aufzufindenden Libanon Zedern mit großem Interesse.

Wir fuhren dann weiter bis in das Dorf Dağ Pazarı hinein, um dort nach der Ruine der Basilika aus römischer Zeit zu schauen, von der Patrick ebenfalls berichtet hatte. Der Ort selbst liegt auf etwa 1400 Metern Meereshöhe, etwa 33 Kilometer nordöstlich von Mut und 48 Kilometer südöstlich von Karaman.

Tabula Peutingeriana, auch Peutingersche Tafel genannt

lebanon zeder 02Der "moderne" Ort Dağ Pazarı liegt etwa an der Stelle einer antiken Stadt, deren Name wahrscheinlich Koropissos war. In der Tabula Peutingeriana wird er als Coriopio an der Straße zwischen Iconium und Seleukia am Kalykadnos verzeichnet.

Ihr Status als polis geht aus einer Inschrift aus der Zeit des Pertinax hervor. Die Tabula Peutingeriana, auch Peutingersche Tafel genannt, ist eine kartografische Darstellung, die das römische Straßennetz (viae publicae) im spätrömischen Reich von den Britischen Inseln über den Mittelmeerraum und den Nahen Osten bis nach Indien und Zentralasien zeigt.

Die Straßenkarte ist nach Konrad Peutinger (1465–1547) benannt und zählt heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.

lebanon zeder 03Nach drei Seiten hin war der antike Ort durch die abfallenden Hänge zum Fluss Kavak Gözü hin geschützt, die Nordseite wurde durch eine Stadtmauer gesichert, die allerdings kaum noch erkennbar ist.

Innerhalb des Stadtgebietes sind Reste von Säulenstraßen, Häusern und Zisternen noch zu erkennen.

Während unseres Rundgangs durch das Dorf Dağ Pazarı finden wir in vielen Häusern Segmente von verbauten Säulen und Artefakten, die aus römischen Bauten hier wieder verwendet wurden.

Ähnlich wie auch schon in Mut fehlt es hier an jeglicher Untersuchung oder Erforschung der noch vorhandenen Bausubstanz um dessen Erhalt zu sichern. Unter den Bewohnern des Dorfes sah man die historisch wertvollen Gebäude wohl nur noch als kostengünstigen Lieferanten für Baumaterial an.

Blütezeit gar zum Sitz eines Bischoffs gereichte

lebanon zeder 04Wir treffen während unseres Rundgangs auf drei noch einigermaßen erhaltene Kirchenbauten: Vor der Stadt liegt eine Grabkirche extra muros, in der Stadt eine leider schlecht erhaltene dreischiffige Basilika mit Baptisterium, vielleicht die Bischofskirche, sowie eine noch hoch aufrecht stehende Kuppelkirche mit Umgang.

In der Spätantike war der Ort Sitz eines Bistums. Trotz noch am Bau zu erkennender Vermessungspunkte zur Bestandsaufnahme oder auch nur zur Einmessung anderer Gebäude befand sich die Ruine der Basilika in der Ortsmitte in einem erbärmlichen Zustand, der wohl auch nicht mehr zu restaurieren ist.

Auch Reste eines Aquädukts, das einst von Süden her Frischwasser in die Stadt brachte, sind noch zu erkennen.

lebanon zeder 07Nach einem Gespräch mit Dorfbewohnern zeigt man uns auch die spärlichen Überreste eines Hippodroms, einer Pferderennbahn, das im flacheren Gelände im Norden der Stadt errichtet war.

Trotz vielfachen Besuchs antiker Standorte ist man doch immer wieder überrascht, an welchen Orten man auf die Historie trifft.

Was mag einst die Siedler bewogen haben, hier eine Ortschaft anzulegen, die in ihrer Blütezeit gar zum Sitz eines Bischoffs gereichte.

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