Über Ermenek im Taurus nach Mut

Über Ermenek im Taurus nach Mut

Erneut ruft uns die XCTurkey Competition nach  Mut und Karaman. Am frühen Morgen beschließen wir, nicht den obligatorischen Weg über Manavgat Richtung Seydesehir zu wählen, sondern von Demirtas kommend  den Taurus zu überqueren. Jetzt, Ende April sollte die Route komplett Schnee- und Eisfrei sein, also geht es gegen 8.00 Uhr morgens los.

Wir fahren bei Demirtas ins Gebirge hinein, zunächst immer Richtung Sapadere Canyon. Kurz vor der Gabelung zum Canyon biegen wir nach links, fahren durch den Ort hindurch und stehen nach weiteren 12 Kilometern vor einer Gabelung ohne jegliche Beschilderung. Wir fahren zurück bis zum letzten Gebäude und erfahren, das der Weg über den Taurus von hier wegen einer Anzahl von Erdrutschen aufgrund der Schneeschmelze noch nicht passierbar ist. Es gibt nur die Möglichkeit auf die alte Konya Passstraße Richtung Taskent bis zur Gabelung mit der Landstraße D 340  auszuweichen, um dann nach rechts Richtung Mutund Mersin abzubiegen. Allerdings gibt nur einen Waldweg, den wir nutzen müssen, um an die Passstraße Richtung Konya zu gelangen. 

Die Abhänge im ersten Streckenverlauf, die einen herrlichen Blick in das Dim Tal erlauben, sind schon Atemraubend. Ohne jegliche Befestigung führt die Straße vorbei  an Abhängen oder auf Überhängen entlang, die das Herz jedes Fahrers höher schlagen lassen. Entsprechend wenig Verkehr gibt es auf dieser nicht ungefährlichen Fahrtroute. Wir gelangen wenig später in das Yailatal  Gökbel bei Yalci in dem viele Bewohner Alanyas den Sommer verbringen. Kleine Häuschen, die jetzt überwiegend leer stehen, sind in den Tälern zu sehen. Hier wird während der heißen Sommermonate nicht nur gelebt sondern auch ausgiebig Gartenbau betrieben. Neben  zahlreichen Obstsorten wird vor allem Gemüse angebaut, das dann zu den Wochenmärkten an der Küste transportiert und verkauft wird. Eine Vielzahl von Obstbäumen zeigt sich in herrlicher Blütenpracht, die sonst kleinen Bachläufe sind zu reißenden Wasserströmen geworden. Nach den Yaila Tälern müssen wir eine weitere Passüberquerung bei  Camici  angehen, die bis auf 1.925 Meter Höhe führt. Hier gibt es noch reichlich viel Schnee, der die Hänge der jetzt baumlosen Region bedeckt. Und kalt ist es hier, man glaubt es kaum: 3° zeigt das Thermometer trotz herrlichen Sonnenscheins und nur 55 Kilometer vom Strand entfernt.

Wenig später kommen wir an die schon erwähnte Straßengabelung Mersin – Taskent, wo wir nach rechts RichtungMut / Mersin abbiegen. In herrlichen Serpentinen geht es zunächst immer an steil abfallenden Berghängen Kilometer weit nach Süden. Dann wechselt die Landschaft und die Farben der Steine, sehr viel weicheres Felsmaterial erlaubte den vorzeitlichen Siedlern hier ähnliche Behausungen zu gestalten, die man sonst inKappadokien findet: in die Felsen eingetriebene Wohnungen und Lagerstätten. Immer wieder finden wir solche Wohnsiedlungen am Wegrand. Ab hier begleitet uns ein zunehmend breiter werdender Bachlauf, der letztendlich kurz vor Ermenek zu einem Stausee aufgestaut wird. Die Straße steigt stetig an und so haben wir einen herrlichen Ausblick auf den tief unten im Tal liegenden See, der türkisfarben schimmert.

Wenig später kommen wir in Ermenek an und sind fasziniert von der Vielzahl der vielen mittelalterlichen Gebäude, die den eigentlichen Stadtkern bilden. Fast von der Zeit vergessen scheint der Ort zu sein. Die wenig zur Verfügung stehende Zeit erlaubt uns leider heute keinen Aufenthalt, doch es ist schon beschlossene Sache, das wir in Kürze noch einmal wieder kommen und dann einen ausgiebigen Stadtrundgang mit ausgiebiger Berichterstattung, machen werden. 

Ermenek, eine Kleinstadt mit heute ca. 10.600 Einwohnern, liegt in einer Höhe von etwa 1200 m am Zusammenfluss der  zwei Quellflüsse des Göksu.  2009 wurde die die Ermenek-Talsperre gebaut. In der Antike war die Stadt Teil der Landschaft Isaurien und wurde nach dem römischen Feldherrn Germanicus benannt, worauf der ursprüngliche Name Germanicapolis zurück zu führen ist. Ermenek stand unter römischer und später unter byzantinischer Herrschaft. Der Name Germanicopolis änderte sich später unter den dann herrschenden armenischen Rubeniden im 12. Jh zu Germanig um. 1228 eroberten die türkischen Rum-Seldschuken unter ihrem Herrscher Kai Kobad I. Ermenek. Nach dem Niedergang der Rum-Seldschuken wurde Ermenek Teil des Fürstentum der Karaman. Der Name änderte sich mit der Zeit von Germanig zu Ermenek um. Im 15. Jahrhundert wurden die Karamanen von den Osmanen geschlagen und Ermenek wurde Teil des Osmanischen Reiches.

Wir fahren weiter jetzt durch ausgedehnte Waldgebiete immer wieder eröffnet sich der Blick auf den Göksu Nehri, der unten im Tal verläuft. Es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde, das wir durchfahren können. Weitere Felsen links zeigen eine so immense Zahl an Felsenwohnungen und Lagerstätten, die hoch oben am Berg zu erkennen sind. Einen Punkt, den wir später auch in Mut ansprechen wollen, welche Volksgruppen sich hier in grauer Vorzeit wohl angesiedelt hatten. 

Das Gelände fällt jetzt stetig ab und der Wald geht mehr und mehr in Obstplantagen über, die von nun an unseren Weg bis in die Stadt Mut begleiten. Mut ist bekannt für seinen erfolgreichen Anbau von Aprikosen, die Türkeiweit gehandelt werden. Wenig später sitzen wir erneut beim Kaymakam Mustafa Sahin und das Thema Obst kommt auf den „Tisch“. Im wahrsten Sinne des Wortes, allerdings nicht, wie man vermuten könnte, in Form von Früchten, sondern als stilisiertes Logo, denn  man bereitet gerade ein Label vor, das zukünftig die Produkte der Region zieren soll. Wir erhalten eine Auswahl bereits erstellter Ideen vorgelegt und sollen nun unsere Meinung dazu mitteilen. Wir werden sehen, was sich daraus entwickelt.

Unsere Gespräche entwickeln sich in die richtige Richtung und alles scheint bereits gut vorbereitet. Keine Fragen hinsichtlich der Unterkünfte, auch die Startplätze sind gut vorbereitet. Wir diskutieren weitere Details und verabschieden uns dann Richtung Hotel. Wir erhalten zum Abschluss des Gesprächs eine Muschel vom Kaymakam geschenkt, die bei Bohrungen aus rund 1.800 Metern Tiefe und rund 100 Kilometer vom Meer entfernt  zu Tage gefördert wurde. Wie alt mag wohl diese Muschel sein?

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