Das Bremer Haus - attraktiver & gesuchter Wohnraum

Das Bremer Haus - heute attraktiver & gesuchter Wohnraum

Jede Stadt hat besonderen Viertel - einige dieser Viertel sind weit über die Landesgrenzen hinweg bekannt, wieder andere dämmern über Jahre dahin, bis man sie als attraktive Wohngebäude neu entdeckt.

Jeder Besucher in Bremen kennt das bekannte Rathaus, den Roland, die Bremer Stadtmusikanten oder das Havenhaus am Vegesacker Hafen. Auch das Schulschiff Deutschland am Vegesacker Ufer der Lesum gehört zu den bekannten Adressen. Sehenswert sind auch das Schloss Schönebeck, die Wasserburg Haus Blomendal sowie der U-Boot-Bunker Valentin im Ortsteil Farge. Sehenswert ist auch die  'Skyline'  von Blumenthal: die Türme der katholischen Kirche St. Marien, der evangelisch-lutherischen Martin-Luther-Kirche und der evangelisch-reformierten Kirche und der Wasserturm, alle im Zeitalter des neugotischen Bauens im Stil der Backsteingotik entstanden. Hoch interessant und weltberühmt.

Weit weniger bekannt sind dagegen die zwischenzeitig ungeliebten gewesenen Reihenhäuser aus der Gründerzeit, die, zumindest in Bremen, aufgrund ihrer Bauweise mit Erkern und Wintergärten und modern renoviert, heute zu gesuchten Wohnobjekten der Stadt wurden. Teilweise an die so genannten New Towns in England erinnernd, stellt man bei der Recherche fest, das hier auch tatsächlich der Ursprung zu suchen ist. Das Bremer Haus ist ein Reihenhaustyp, der in England zur Entwicklung neuer Großstädte um das Ballungszentrum London herum seine Wurzeln hat.

Das Bremer Haus war, in verschiedenen Größen und durchaus in leicht versetzter Bauweise geplant, für alle sozialen Bevölkerungsgruppen gedacht und bestimmte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre den Wohnungsbau in Bremen. Ganze Straßenzüge sind im Zuge der großen Nachfrage in den Stadtteilen Schwachhausen, Steintor, Ostertor und der Neustadt entstanden. Hier findet man hauptsächlich den etwas aufwendigen, großen Typ des Bremer Hauses, der für wohlhabende Bürger errichtet wurde. Hohe Decken, die Stuckgipsarbeiten in Vollendung aufweisen, großzügige Wintergärten und Aufgangstreppen, da sich der Wohnraum meist über dem als Halbgeschoss gebautem Keller befindet, sind typische Details dieser Reihenhäuser. In den Arbeitervierteln wie Walle und Gröpelingen findet man den kleinsten Typ dieser Reihenhäuser mit 1–2 vollen Etagen und niedrigeren Geschosshöhen.

Wir nutzten unsere Anwesenheit in Bremen, um uns gemeinsam mit Laura, die gerade in eine Straßen mit den wunderschön hergerichteten, so typischen Bremer Reihenhäusern umgezogen ist, um uns diese Bauten etwas genauer anzuschauen. Zunächst einmal sind wir überrascht von der Helligkeit in den Räumen, die über die Wintergärten beiderseits exzellent belichtet werden. Beim Blick aus dem Fenster in den Zwischenraum zwischen den Reihenhäusern sind Kleingärten zu sehen, die von den jeweiligen Bewohner mehr oder weniger grün, hier in Bremen eher mehr grün, bepflanzt sind. Selbst Balkone sind oft so zugewachsen, das man auf ein Meer aus Pflanzen und Blüten trifft, selbst noch zu Beginn Oktober.

Auch zur Straßenseite hin gibt es kleine Vorgärten, so das nicht unbedingt das Gefühl einer zu engen und zu dichten Bebauung entsteht. Die vielen unterschiedlichen Farbgestaltungen tragen erheblich dazu bei, das man sich auf Anhieb wohl fühlt. Natürlich stören die vielen Autos das Bild der Idylle in den eng zu geparkten Kopfsteinpflasterstraßen tatsächlich, lässt sich in unserer Gesellschaft aber wohl nicht mehr verändern. Teilweise sind dazu noch so viele Fahrräder geparkt, das man sich kaum noch traut, sich die Anzahl der Bewohner im Straßenzug vorzustellen. Aber es macht Spaß, sich Farbgestaltung, Kreativität in der Garten- und Eingangsgestaltung anzuschauen, die so manchen, sicherlich oftmals falschen Rückschluss zulassen. Grün und Blütenpracht, dazu die fast schon obligatorische Sitzbank für den Bremer Klönschnack, einfach prachtvoll.

Etwas Besonderes lernten wir auch am Sonntag noch hinzu, denn es befanden sich zahllose Artikel zum Verschenken auf dem Bürgersteig. Hier werden am Sonntag die Gegenstände platziert, die noch funktionstüchtig und unbeschädigt auf einen neuen Besitzer hoffen. Der Passant nimmt sie sich mit, wenn er Gefallen daran gefunden hat, mal ist es eine Kaffeekanne, dann ein Bügeleisen. Eine tolle Idee, zur Nachahmung empfohlen.

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