Spazierfahrt nach Langenberg – eine Ausfahrt mit der FJ 1100

Spazierfahrt nach Langenberg – eine Ausfahrt mit der FJ 1100

Nach einigen Jahren der Abstinenz, auch bedingt durch die aufwendige und entfernt stattfindende Projektarbeit, sollte es endlich wieder einmal eine kleine Tour per Motorrad geben.

Zwar schon 40 Jahre alt, lieben wir unser Schätzchen FJ 1100 und möchten es auch nicht missen, selbst wenn es überwiegend stillsteht. Zuverlässig anspringend, auch nach länger Winterpause, brauchte der Motor einige Minuten des Warmlaufens und schon ging es los.

Zielort der heutigen Ausfahrt per Motorrad sollte das kleine Städtchen Langenberg sein, das typisch für die Region eine Altstadt mit schiefergedeckten Häusern in Fachwerkbauweise besitzt. Abgesehen davon lockte das sonnige Wetter auch zu einem Besuch in das dortige Eiscafé, das über einen guten Ruf hinsichtlich seiner Qualität genießt. Wir parkten das Motorrad am Ortseingang und wandten uns zunächst Richtung Stadtzentrum.

Auf dem Weg in die mit Schiefer gedeckte Altstadt von Langenberg

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_nordrhein-westfalen_langenberg-fachwerk.jpgEin recht komplexes Gebäude links an der mit Kopfsteinpflaster gedeckten Straße war uns unmittelbar aufgefallen, zumal die breite Eingangspforte ins Innere lockte. Das Bürgerhaus, wie uns eine anwesende junge Dame über den Sinn und Zweck des Gebäudes erläuterte, sei eine Schenkung von Adalbert und Sophie Colsman an die Stadt Langenberg gewesen, war in den Jahren 1913–1917 erbaut worden, der Name des Architekten war Arno Eugen Fritsche. Der Große Saal, mächtig in seinen Ausmaßen, ist mit einer Konzertorgel ausgestattet, der kleine Saal wird das Bergische Zimmer genannt. Heute gibt es zahlreiche Veranstaltungen in dem Gebäude, die von musikalischen Events bis zu Theatervorführungen und Lesungen reichen. Einst gab es sogar eine Sporthalle im Untergeschoss.

Der historische Stadtkern um die Alte Kirche mit imposanten Fachwerkhäusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert ist schlicht sehenswert: nicht zuletzt nimmt Langenberg an dem Förderprogramm des Landes Historische Stadtkerne in Nordrhein-Westfalen teil. Um den Altstadtkern hat sich, vorwiegend im 18. Jahrhundert, ein Kranz von Fabrikantenvillen, meist in großen Gärten gelegen, erhalten. Für den Entwurf wurden namhafte Architekten von auswärts zugezogen. Die ortsbildprägenden Villen mit ihren Gärten wurden vom Geltungsbereich des „historischen Stadtkernes“ ausgeklammert.

Den Ortskern bildet die Hallenkirche

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_nordrhein-westfalen_langenber-stadtkirche.jpgDen Mittelpunkt bildet die Alte Kirche, eine Hallenkirche für die reformierte Gemeinde im Stil des bergischen Barocks, die um 1725 nach Plänen des Baumeisters Johann Michael Moser aus Unna unter Einbeziehung des gotischen Chorabschlusses aus dem 15. Jahrhundert neu erbaut worden war. Die reich geschnitzte Kanzel mit Schalldeckel ist ein Werk des Schreiners Arnold Wilhelm Beckmann und repräsentiert die Stellung des Wortes in der reformierten Kirche an Stelle eines Hochaltars. Der Turm mit der charakteristischen Zwiebelhaube wurde erst 1751 vollendet.

Die Katholische Kirche Sankt Michael, war zwischen 1899–1900 aus rotem Backstein in neugotischem Stil an Stelle eines ersten Vorgängerbaus aus dem Jahr 1725 errichtet worden, der Architekt war Prälat Joseph Prill aus Essen.

Die Neue Kirche – sie ist heute eine „Eventkirche“, die 1877 nach Plänen von Julius Carl Raschdorff anlässlich der Vereinigung der lutherischen und der reformierten Kirchengemeinden erbaut worden war, ist ein neoromanischer Sandsteinbau. 1899 wurde der Innenraum durch das Elberfelder Büro Cornehls und Fritsche aus Elberfeld umgestaltet. Nach 1979 wurde die kirchliche Nutzung aufgegeben und es gab Bestrebungen zum Abbruch der Kirche; groß angelegter Widerspruch sorgte dann im Jahr 2001 nach umfassender Renovierung und Umgestaltung für die Umnutzung als Veranstaltungsraum. Interessant auch der Stille Park, ein ehemaliger Friedhof der reformierten Gemeinde mit zahlreichen historischen Grabsteinen, der im Jahr 1808 als Ersatz für den Begräbnisplatz rund um die alte Kirche angelegt worden war. Die Leichenhalle wurde 1887 nach Plänen von Carl Schellen erbaut.

Öffentliche Gebäude und deren Umwidmung

Das ehemalige Rathaus an der Hauptstraße 94, war 1870 von Baumeister Wilhelm Bovensiepen aus Kupferdreh unter Bürgermeister Frowein erbaut worden; ebenfalls ein Backsteinbau allerdings im Rundbogenstil geplant und errichtet.

Auch das ehemalige Amtsgericht in der Hauptstraße 112, das 1878 von Architekt Julius Carl Raschdorff aus Köln erbaut worden war, ist ein Backsteinbau mit Elementen der Neorenaissance.

Die einst Städtische Badeanstalt genannte Anlage in der Vogteier Straße 28, war 1897 mit Mitteln aus der Bürgerschaft gebaut worden, heute dient das Gebäude als Jugendzentrum.

Die ehemalige Reichsbankfiliale in der Kamperstraße, erbaut im Jahr 1908; isat ein weiteres, sehenswertes Gebäude, dessen Planung durch Reichsbankbaudirektor Julius Habicht aus Berlin erfolgt war. Die Reichsbankfiliale ist ein qualitätvoller Bau mit Einflüssen des Neubergischen Stils.

Besuchens wert auch der Bismarckturm auf dem Hordtberg, der 1905/1906 nach Plänen von Arno Eugen Fritsche erbaut worden war. Wir wollten uns den Anstieg zum Bismarckturm in den schweren Motorradklamotten für einen kommenden Besuch aufsparen, so dass wir uns jetzt lieber unserem Eisbecher widmen wollten. Ein lohnenswerter Kurzbesuch.

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