Billroda feiert 875 Jahre – ein Dorf gibt sich die Ehre

Billroda feiert 875 Jahre – ein Dorf gibt sich die Ehre

Am 30. Mai 1148 wurde Billroda erstmals urkundlich erwähnt – zumindest gibt es die erste Erwähnung eines Ortes als "Bilrieht", was in der Beschreibung sowohl der Zeit als auch der Gegend Billrodas entsprechen würde.

In einer Urkunde des Erzbischofs Friedrich von Magdeburg ist die Rede von einem „Edlen Friedrich von Bilrieth“ und somit liegt der Schluss nahe, dass es einen Ort Bilrieth gegeben haben muss aus dem besagter Edelmann stammte. In dieser Urkunde wird die Verleihung von vier Hufen Land an den Altar der Heiligen Justus und Clemens in der Stiftskirche zu Bibra durch den Edlen Friedrich von Bilrieth bestätigt. Diese Urkunde wird im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden verwahrt. Im Urkundenbuch des Erzstifts Magdeburg von George Adalbert von Mülverstedt wird entsprechend der 30. Mai 1148 angegeben. Wissenschaftlich bewiesen ist dies jedoch alles nicht. Wie auch immer.

Jetzt gibt es vom 23.06 – 25.06.2023 ein Dorffest, zudem wünschenswerterweise auch hoffentlich zahlreiche Gäste kommen werden.

Billroda – Ortsentstehung auf gerodeter Waldfläche?

billroda 7Obwohl noch recht viel gesunder Wald in der Umgebung Billrodas direkt an der Landesgrenze zum Freistaat Thüringen vorhanden ist, entstand Billroda wohl nicht als Rodungsdorf, trotz der Namensendung, des so genannten Sufix. Die Endung -ried im alten, ursprünglichen Namen deutet eher auf Rohr oder Röhricht, somit auf eine schilfige, nasse Gegend hin, die auch heute noch am Ortsrand im Verlauf des Baches Lossa anzutreffen ist.

Das Suffix -roda als Bestandteil im Ortsnamen Billroda steht allerdings für einen Ort, der auf einer gerodeten Fläche entstand. Meist steht vor dem -roda der Name des Rodenden, ob es im Fall Billrodas einen „Bill“ gegeben hat? Besonders häufig kommt dieses Suffix in Thüringen vor. Die so bezeichneten Orte wurden meist im späten Mittelalter im Hügelland oder Gebirgsvorland gegründet. Eng verwandt ist das Suffix -rode, welches hauptsächlich nördlich des Harzes vorkommt, während -roda ausschließlich südlich dieses Gebirges verbreitet ist.

Billroda im Dreißigjährigen Krieg und danach

Es wird davon ausgegangen, dass während des Dreißigjährigen Krieges Ansiedlungen in und um Billroda durch Seuchen, wie Pest und Cholera fast komplett ausstarben. So gibt der Name Wüstung Kalthausen, unterhalb der Windmühle gelegen, einen Hinweis auf einen solches Geschehen. Die im Tauhardtschen Wald liegenden Riesengräber weisen darauf hin, dass dort die von der Seuche hingerafften Menschen begraben wurden.

Blühende Gemeinde durch den Abbau von Kali

billroda 9Anfang des 20. Jahrhunderts wurde aus dem verschlafenen Bauerndorf eine blühende Gemeinde - Grund dafür war die Erschließung des Kalibergbaus in der unmittelbaren Umgebung. Am 24. Januar 1910 wurde durch die Erschließung des Kalischachts „Gewerkschaft Rastenberg“ die Produktion der Kalisalze aufgenommen. In der Zeit von 1911 bis 1913 baute man die Schächte "Burggraf" und "Bernsdorf", in denen ebenfalls Kali abgebaut wurde. Handwerker und Arbeiter dominierten jetzt das Dorfleben. In der Rastenberger Flur entstanden vier moderne Wohnhäuser, versorgt mit Wasser und Strom. In unmittelbarer Nähe der Schächte wurden Baracken für die Arbeiter errichtet. Die neue Gemeindeschenke war nun Mittelpunkt für ein reiches Vereinsleben.

Der Schacht hatte eine Tiefe von ca. 660 Metern. Als neues Wahrzeichen ragte ein 32 Meter hohe Wasserturm in den Himmel. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Zeit des Kalisyndikats aufgrund der ausländischen Konkurrenten jedoch schnell zu Ende. Die Kalischächte der Umgebung hatten jedoch auch den Bahnbau von Laucha nach Kölleda bewirkt. Doch die Blütezeit währte nur kurz, bereits Mitte der 1920er wurden die Schächte wieder geschlossen. Dort, wo Anfang des 20. Jahrhunderts Kali-Bergleute lebten, findet sich heute eine malerische Bungalowsiedlung. Alte Mehrfamilienhäuser an der Straße „Gewerkschaft“ künden noch von der Blütezeit des Kalibergbaus.

Billroda als Außenstelle des KZ Buchenwald

billroda 3Im zweiten Weltkrieg waren die alten Kalischächte Lager für das Heereszeugamt sowie Schauplatz von Zwangsarbeit als Außenstelle des KZ Buchenwald. Das Denkmal „Schacht Burggraf“ kündet heute von diesem dunklen Kapitel. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Schacht Burggraf als Lager für das Heereszeugamt Naumburg genutzt. Ab November 1944 entstand hier das SS-Außenkommando Billroda des KZ Buchenwald, in dem bis zu 500 Häftlinge Zwangsarbeit unter und über Tage verrichten mussten. Diese wurden u. a. zur Verlagerung der Produktion der Gustloff-Werke Weimar in die Salzstöcke eingesetzt (Gustloff-Werke III Billroda). Anfang April wurde das Lager geräumt, die Häftlinge wurden in einem Fußmarsch zurück ins Hauptlager nach Buchenwald geführt. Bei diesem Marsch kam es zu einem alliierten Flugzeugangriff, bei dem Bewacher und auch einige Häftlinge zu Tode kamen.

billroda 4Nach Kriegsende kam es beim Plündern untertage zu einem Brand mit mehreren Toten.

Zu DDR-Zeiten wurde deren Grab als Grabstätte von KZ-Häftlingen geehrt, wobei nicht geklärt ist, ob es sich um ehemalige Häftlinge, Zwangsarbeiter oder gar Aufseher des Lagers handelte.

2006 wurde von der Interessengemeinschaft "Schacht Burggraf" nahe der ehemaligen Schachtanlage eine Gedenkstätte für die Häftlinge des Lagers errichtet und eingeweiht, welche der Bildhauer Peter Fiedler gemeinsam mit Schülern des Landesgymnasiums Schulpforte gestaltete.

billroda 6Heute ist Billroda ein eher ruhiger Ort, der überwiegend von der Landwirtschaft geprägt ist, die Umgebung lockt allerdings zum Wandern und Radfahren geradezu ein. Rund 500 Einwohner leben hier. Doch mindestens einmal im Jahr verwandelt sich Billroda in ein Mekka der Laufenthusiasten.

Immer Anfang Mai lädt die SG Finne Billroda zum Finnelauf ein, den viele Läufer traditionell als letzten Test vor dem Rennsteiglauf nutzen. Auf verschieden langen Routen kämpfen die Läufer um die besten Zeiten (Wir haben bereits mehrfach berichtet).

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