Die Pontos Griechen - ein antikes Händlervolk

Die Pontos Griechen

Auf unseren Reisen durch die antiken Orte der Türkei sind wir oft auf den Begriff Pontos Handelsregion oder Pontos Griechen gestoßen.

Was aber war die Pontos Handelsregion oder wer waren die Pontos Griechen? Etwas Recherche in der Historie half, dieser Frage auf den Grund zu gehen.

Erste griechische Exkursionen freier Händler auf der Suche nach Gold und Erzen lassen sich in der Ägäis bis in das Jahr um 1.000 vor Christus zurückverfolgen. Vor allem von Milet aus wurde der Handel weiter ausgedehnt und mit Gründung der Siedlung Sinope entstand eine erste griechische Handelskolonie am Schwarzen Meer. Die gute Lage als Hafen und der einfache Zugang in das Hinterland sorgten für rasches Wachstum Sinopes zum bedeutenden Handelszentrum. Weitere griechische Handelsposten an der pontischen Küste wurden im 8ten Jahrhundert vor Christus schrittweise zu permanenten Siedlungen ausgebaut, die sich im Laufe der Jahrhunderte zu bevölkerungsreichen Zentren für Seehandel und Kultur entwickelten. Persönlichkeiten wie Herakleides Pontikos oder Diogenes von Sinope waren bekannte Persönlichkeiten der Pontos Region.

Iasons Reise - die Argonautensaga

b_450_450_16777215_00_images_turkey_mithridates-VI-im-louvre.jpgDie überlieferte Argonautensage über die Reise Iasons und der 50 Helden nach Kolchis, die Reise des Herakles auf dem Schwarzen Meer, die in der Odyssee beschriebenen Abenteuer des Odysseus im Lande der Kimmerier, die Bestrafung des Prometheus durch Zeus am Kaukasus und andere griechische Mythen mit Bezug auf diese Region belegen die Existenz antiker Handelsrouten.

Archäologische Funde und zahlreiche schriftliche Quellen der Antike und Postantike dokumentieren die wirtschaftliche Aktivität der pontischen Städte, ihr Verhältnis zu den Mutterstädten (Metropolen) und ihre Beziehungen untereinander wie auch zu den indigenen Völkern.

Die politische und kulturelle Dominanz der griechischen Städte am Pontus wird vor allem durch die Betrachtung der weiteren Entwicklung der indigenen Völker der Region offenbar, die im Laufe der Jahrhunderte zu großen Teilen griechischeKultur und griechisches Denken annahmen. In seiner Anabasis beschreibt Xenophonseine Erlebnisse im „Zug der Zehntausend“ den strapazen- und verlustreichen Rückzug griechischer Söldner nach der Schlacht bei Kunaxa durch das ganze Perserreich hindurch bis zum Erreichen der griechischen Städte des Schwarzen Meeres, wie beispielsweise Herakleia Pontike, einer griechischen Stadt von Kolonisten aus Megara. Xenophon liefert hierin ausführliche Berichte über Land und Leute, Sitten und Gebräuche.

In der Zeit Alexanders des Großen und seiner Nachfolger war die wirtschaftliche Macht der griechischen Städte auf ihrem Höhepunkt. Die Auswirkung der hellenistischen Kultur auf die eingeborenen Völker war enorm und hatte sie grundlegend in ihrer sozialen und kulturellen Entwicklung beeinflusst. Im 1. Jahrhundert v. Chr. erhob der pontische König Mithridates Eupator die griechische Sprache zur offiziellen Amtssprache seines Reiches und somit zur offiziellen allgemeinen Verkehrssprache der zahlreichen, und dadurch vielsprachigen, indigenen Völker Kleinasiens, was deren Hellenisierung spätestens jetzt nach sich zog. Das Königreich Pontos erlangte seine größte Ausdehnung unter Mithridates VI. 

Christianisierung durch Andreas und Petrus

Die Apostel Andreas und Petrus brachten das Christentum bereits sehr früh in die Region des Pontus. Dabei war der Status des Griechischen als allgemeine Verkehrssprache der Region bei der Christianisierung vor allem auch der hellenisierten indigenen Gemeinschaften eine willkommene Hilfestellung sowohl anfangs für die Apostel, als auch später für die Kirchenväter. Ihr Sprachraum erstreckte sich über die türkische Schwarzmeerküste bis hin zu angrenzenden Teilen Georgiens  und verbreitete sich im Zuge von Wanderungsbewegungen über die Kaukasusregion  hinaus bis nach Russland. Auf der anderen Seite führte die Christianisierung der hellenisierten indigenen Bevölkerung zur endgültigen Annahme der griechischen Identität und Kultur. So verschmolzen sie mit den Griechen zu einer einheitlichen Kultur, die auf der gemeinsamen Basis des Christentums gründete.

Die christlichen Pontos-Griechen lebten an der türkischen Schwarzmeerküste bis im Jahre 1923 der Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland  und der Türkei im Rahmen des Vertrags von Lausanne durchgeführt wurde. Die muslimischen  Pontos-Griechen leben bis heute noch dort, sind türkische Staatsbürger und haben türkische Namen angenommen. Charakteristisch für die pontischen Griechen ist das pontische Griechisch, das viele von ihnen heute noch sprechen. Ihre Bezeichnung lässt sich von der antiken Bezeichnung des Schwarzen Meeres ableiten: Pontos Euxinos.

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