Gesellschaftsspiele waren angesagt - Spiele der Römer

Spiele der Römer – Gesellschaftsspiele waren angesagt

Wenn man an die Römerzeit denkt und dann den Begriff „Spiele“ nutzt, denkt fast ein jeder der sich mit der Epoche der Römer beschäftigt hat, an die Gladiatorenkämpfe in Arenen wie Avenches in der Schweiz, an Wagenrennen in Stadion wie dem von Afrodisias oder Theateraufführungen wie im imposanten Theater von Aspendos.

Weit gefehlt, denn im antiken Rom nahmen Spiele einen deutlich höheren Stellenwert ein als heutzutage, selbst wenn wir die modernen Computerspiele mit einbeziehen. Spielen und Spiele gehörten absolut zum Alltag, mit gleichem Stellenwert versehen wie die Arbeit. Die Kinder spielten auf der Straße, die Jugendlichen trainierten am Tiber in Rom und die Erwachsenen saßen entweder auf den Stufen öffentlicher Gebäude wie Hierapolis oder trafen sich gezwungenermaßen zu Hause, da zum Beispiel die Würfelspiele zu Zeiten der Republik Rom gänzlich verboten waren, zum geselligen Beisammensein.

b_450_450_16777215_00_images_geschichte_antike_spiele-roemer-afrodedias.jpgEin beliebter Spruch zu römischer Zeit also nicht von ungefähr: „Si tibi tessella favet ego te studio vincam“ (auch wenn dir das Glück der Würfel günstig gesinnt ist, besiege ich dich mit der Überlegung). Der Römer unterschieden im Groben in zwei Arten von Spielen:

  • Die des Circus, sprich Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen und große Schlachten, dazu zählten auch große Sportveranstaltungen, Wagenrennen, Theater und Ertüchtigungswettkämpfe. Diese Spiele wurden in erster Linie als Schauspiele für das Volk veranstaltet.
  • Die andere Gruppe war die Gruppe der Gesellschaftsspiele, zum Beispiel mora, ludus (oder lusus), latronum, tabula und viele mehr.

Gesellschaftsspiele – simple und einfache Utensilien

b_450_450_16777215_00_images_geschichte_antike_spiele-roemer-aspendos.jpgZu Zeiten der Römer benötigte man nicht besonders viele Utensilien, um sich die Zeit zu vertreiben. Ein paar Bohnen oder kleine Steine, ein Ball, ein Stock, ein Reifen oder eine lange Leine waren oft schon genug, um den Kindern für ihren Spaß am Spiel zu ermöglichen. Die älteren Kinder waren oftmals noch genügsamer. Kein großes Gemecker und Gezeter aufgrund von Langeweile und nichts mit sich selbst anfangen können. Ganz abgesehen von Spielen im Freien.

Bei den Römern besonders beliebt waren Würfel- und Brettspiele, von denen wir heute allerdings nicht mehr die genauen Regeln kennen, hier gibt es kaum Überlieferungen. Ein uns besonders weit verbreitetes Spiel, vergleichbar unserem Mühlespiel, war auch damals schon unter dem Begriff „merels“ bekannt.

Die Gitter-Spielbretter, die schon während der hellenistischen Zeit bekannt waren, bestanden zumeist aus einem Gitternetz, das aus mehreren horizontalen und vertikalen Linien bestand. Dieser unserem heutigen Damebrett gleichende Spieltisch wurde für verschiedene Spiele verwendet. So konnte man zum Beispiel beim ludus latrunculorum (ins Deutsche mit Soldat, Söldner übersetzt) mit 30 verschiedenen Figuren, die entweder wie die Bauern beim Schach verschoben wurden (mandrae= einfache Figur) oder auch springen konnten (latrones= vornehme Figur), eine Schlacht austragen. Dessen Gewinner durfte sich nun Imperator nennen.

Nicht selten konnte man den Gewinner eines solch anspruchsvollen Spiels hinterher auf dem Rücken des Verlierers durch die Straßen reiten sehen. Eine weitere Version davon nennt man petteia, sie wurde entweder auf einem 8×8- oder einem 8×12-Felder-Brett gespielt, unterliegt aber überwiegend denselben Regeln. Auf einem 8×8-Felder-Brett spielte man auch das ludus calculorum, bei dem die Gegner versuchen mussten, fünf ihrer Steine in eine Reihe zu legen, egal ob horizontal, vertikal oder diagonal. (Praktisch: Man konnte es auch als Rechenbrett verwenden.) Bei 5×5 Feldern nannte man es pente grammai. Viele dieser Spiele stammten ursprünglich aber aus Griechenland.

Tabula – der Vorläufer des modernen Spiels Backgammon

b_450_450_16777215_00_images_geschichte_antike_spiele-roemer-duo.jpgEbenso spielte man auf einem Brett mit 12 Linien im je eigenen Spielfeld das duodecim scripta (was ebenfalls zwölf Linien bedeutet) und dem heutigen Backgammon ähnelt, jedoch mit drei Würfeln gespielt wird. Beide Parteien durften abwechselnd vom ersten bis zum 24. Spielfeld vorrücken, wobei die Spielzüge nach einem genau festgelegten Spielplan vollzogen wurden. Um zu gewinnen, benötigte man nicht nur Glück in Bezug auf die Würfelsumme, sondern auch Geschicklichkeit in der Handhabung der Spielsteine, die die Spielzüge durchführen sollten. Dieses Spiel hatten allerdings nicht die Römer selbst entwickelt, sondern sie übernahmen es von dem altägyptischen „Senet“, gestalteten es aber spannender, indem sie die Regeln verfeinerten.

Eine Variante dieses Spiels war das tabula, bei dem man nun auch die Steine des Gegners schlagen durfte. Im Gegensatz zu unserem heutigen Backgammon spielte man es noch mit drei Würfeln. Aber auch dieses Spiel fiel unter die staatliche Kontrolle der Glücksspiele und wurde verboten. Allerdings funktionierte das auch zur damaligen Zeit nicht, und das Spiel erfreute sich im privaten Kreis oder in Tavernen hinter verschlossenen Türen größter Beliebtheit. Zur Kaiserzeit wurde diese Kontrolle wieder gelockert; so war es zum Beispiel das Lieblingsspiel des Kaisers Claudius, der, da er sich gern schriftstellerisch betätigte, ein Buch darüber oder über Glücksspiele im Allgemeinen verfasste, welches allerdings nicht überliefert wurde.

b_450_450_16777215_00_images_geschichte_antike_spiele-roemer-avenche.jpgDerselbe Spieltisch kann aber auch ebenso gut für das Würfel- und Knochenspiel verwendet werden. Das Wort alea, das man mit Würfel übersetzt, bezeichnet den Wurf selbst, oder auch das Glücksspiel im Allgemeinen. Würfel wurden als tesserae bezeichnet. Die Eins wurde canis, der Hund, genannt, der Rest aber mit seinem eigentlichen Zahlenwert. Diese Würfel waren aus Elfenbein oder Knochen gefertigt. Während des Spieles wurde entweder mit der Hand oder mit einem Becher gewürfelt, wobei der Becher beliebter war, da er die Möglichkeiten des Betrügens verringerte, und es wurden zwei bis drei Würfel gleichzeitig geworfen. Um das Glück auf seine Seite zu ziehen, rief man dabei entweder den Namen eines Gottes bzw. einer Göttin oder seiner Geliebten, was unter Jugendlichen natürlich immer wieder zu Heiterkeitsausbrüchen führte und ganz allgemein die Stimmung hob.

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