Geograph Pomponius Mela und der Bodensee

Pomponius Mela Weltkarte 40 AD

Der Ausweitung des Römischen Reiches bis hinein nach Anatolien, den Vorderen Orient sowie nach Nordafrika folgt teilweise parallel auch die Ausweitung des römischen Reichsgebiets über die Alpen.

In den Jahren 16 / 15 vor Christus erfolgten die römischen Alpenfeldzüge, in deren Verlauf das gesamte Bodenseegebiet in das Römische Reich eingegliedert wurde. Im Verlauf der Feldzüge war es gar zu einer Seeschlacht auf dem Bodensee gekommen.

Vergleichbar auch zu den anderen Regionen ihres Weltreiches, waren römische Ingenieure schnell mit der Vermessung des Landes, dem Anlegen von militärischen Straßen sowie der Errichtung ihrer Verteidigungslinien dem Aufbau ihrer Kastelle bei der Hand. Das Anlegen der Straßen erfolgte meist schon während der Feldzüge um den Nachschub zu sichern. Vermesser und Bauarbeiter, meist aus Gruppen von Sklaven bestehend, bildeten dazu Einheiten, die sich auf das Anlegen von Straßen spezialisiert hatten. Einer dieser Vermesser war der römische Geograph Pomponius Mela, der sich als Erster mit dem Bodensee auseinandersetzte, sich um die Namensgebung und erste Vermessung kümmerte. Seine Aufzeichnungen aus dem Jahr 43 vor Christus beschreiben den See bereits als zweigeteiltes Gewässer, den Lacus Venetus als Obersee und den Lacus Acronius als den Untersee, die beide vom Rhein durchflossen werden.

Plinius der Ältere - Lacus Raetiae Brigantinus

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_baden-wuerttemberg_bodensee-1.JPGErstmals um das Jahr 75 nach Christus bezeichnet der Naturforscher Plinius der Ältere den Bodensee mit Lacus Raetiae Brigantinus, wohl aufgrund des für die Römer wichtigen Ortes Brigantium (Bregenz), der schon kurz darauf die Stadtrechte erhielt und später auch den Sitz des Präfekten bildete. Der Name Brigantium geht wohl ursprünglich auf die hier am See lebenden Kelten vom Stamm der Brigantier zurück. Hier in Brigantium wurde auch die Bodenseeflotte der Römer stationiert. Mit der zunehmenden Präsenz der Römer wurden auch die Hügel rund um das heutige Lindau besiedelt. Da die Uferregionen des Bodensees stark versumpft waren und durch das Schmelzhochwasser immer wieder überflutet wurden, wurden weitere Siedlungen, meist etwas höher gelegen, errichtet. Hierzu zählen die Städte Constantia, das heutige Konstanz sowie Arbor Felix, das heutige Arbon.

Mit dem zunehmenden Machtverlust und dem Rückzug des Römischen Reiches bis zur Rheingrenze im Verlauf des 3. Jahrhunderts drangen in der Folge verstärkt die Alemannen an das Nordufer des Bodensees. Nach und nach wurde auch das Südufer von den Alemannen als neues Siedlungsgebiet annektiert. Mit der zunehmenden Christianisierung und der dann erfolgten Gründung der Abtei Reichenau sowie der Errichtung eines Bischofssitzes in Konstanz stieg die kulturelle Bedeutung der Bodenseeregion kontinuierlich an. Auch der Umschlag von Waren im deutsch-italienischen Handel hatte der Bodenseeregion viel Aufschwung gebracht. Jetzt wird der Bodensee lateinisch mit Lacus Potamicus bezeichnet.

Rückzug des Rheingletschers ermöglicht Bodensee

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_baden-wuerttemberg_bodensee-2.jpgDabei geht die Entstehungsgeschichte des Bodensees bis auf die Würm-Eiszeit zurück. Ursprünglich war der Rhein ein riesiger Gletscher, der aus dem alpinen Rheintal austretend das Zungenbecken formte, in dem heute der Bodensee liegt. Nach der Eiszeit zunächst ein großer See, erfolgte durch den Rückgang des Rheingletschers sowie durch die kontinuierliche Bodenerosion die Absenkung des Seespiegels und die damit verbundene Trennung in zwei Seen. Dieser Prozess benötigte einige tausend Jahre und sorgte für die Trockenlegung des heutigen Seerheintals. Erst mit dem Rückzug des Rheingletschers war eine Besiedlung durch Menschen möglich geworden. Funde von Steinwerkzeugen deuten auf erste Nutzung des Seeufers durch Menschen auf die Mittelsteinzeit zwischen 8.000 – 5.500 vor Christus hin, meist waren dies Jäger und Sammler. Siedlungsspuren aus der Zeit gibt es nicht.

Erste Siedlungsspuren sind aus dem Neolithikum in Form von Pfahlbauten als Ufersiedlungen bekannt. Solche Feuchtbodensiedlungen ließen sich hauptsächlich an der Konstanzer Bucht, am Obersee und am Überlinger See nachweisen. Ein bekanntes Museumsdorf aus Pfahlbauten bestehend gibt es bei Unteruhldingen, worüber wir später noch berichten werden. Auch während der Jungsteinzeit und der Bronzezeit wurden bis etwa 800 vor Christus immer wieder Ufersiedlungen angelegt. Erst mit Beginn der Eisenzeit ändert sich auch das Siedlungswesen. Mit der Entwicklung der Grabhügel, die meist vor der Landwirtschaft geschützt im Wald liegen, entsteht eine neue Siedlungskultur, die mit Hallstattzeit beschrieben wird. Die jetzt am Bodensee siedelnden Menschen entstammen meist keltischen Ursprungs. Mit dem Rückgang der Grabhügelkultur werden auch die Besiedlungsspuren dünner. Aus der sogenannten  Latènezeit um 450 vor Christus gibt es kaum Funde am Bodensee. Erst später gibt es Aufzeichnungen aus denen die Gruppen der Siedler am Bodensee namentlich bezeichnet werden. So spricht man von den südlichen Bodenseeanrainern von Helvetiern, von Rätern im Alpenrheintal und von Vindelikern im Nordosten des Sees. Der bedeutendste Ort war schon zu dieser Zeit das keltische Brigantion, heute Bregenz sowie auch Konstanz.

Seeschlacht auf dem Bodensee - kaum vorstellbar

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_baden-wuerttemberg_bodensee-3.jpgNach dem Untergang des Römischen Reiches mit den unterschiedlichsten Neuansiedlern am Bodensee wurde die Dynastie der Staufer in der Region zunehmend stärker und einflussreicher. Sie hielten am Bodensee ihre Reichstage ab, womit der Bodensee wieder an Bedeutung zunahm. In Konstanz schlossen der staufische Kaiser und die Vertreter des Lombardischen Bundes den Friedensvertrag nach langjährigen Streitigkeiten.

Eine weitere, kaum vorstellbare Seeschlacht, gab es während des dreißigjährigen Krieges auf dem Bodensee, bei der österreichische Truppen versuchten, hier vorgedrungene schwedische Truppen zurückzuschlagen.

Nach den sogenannten Koalitionskriegen zwischen 1798 und 1802, die überwiegend die Bodenseeregion betrafen, gab es eine Neuordnung der staatlichen Verhältnisse, die fast dem heutigen Verhältnis entsprechen.

Mit einer Uferlänge beider Seen von 273 Kilometern Länge und einer Fläche von 536 km2 ist der Bodensee der drittgrößte See Mitteleuropas, nach dem Plattensee in Ungarn und dem Genfer See in der Schweiz. Etwa 173 Kilometer Ufer bilden die Grenze zu Deutschland, 28 Kilometer zu Österreich und 72 Kilometer zur Schweiz. Das Wassereinzugsgebiet beträgt etwa 11.500 Quadratkilometer und erstreckt sich im Süden bis nach Italien hinein. Zwischen Friedrichshafen und Romanshorn beträgt die Breite 14 Kilometer und an seiner tiefsten Stelle zwischen Fischbach und Uttwil misst der Bodensee 254 Meter.
Die heute wohl bekannteste Attraktion im Bodensee neben dem Rheinfall bei Schaffhausen befindet sich auf der Insel Mainau mit seinen mediterranen Pflanzen im Schlosspark. Graf Bernadotte umschrieb die Insel wie folgt:
„Sie ist eine kokette kleine Dame, diese Mainau, die stets und ständig große Aufmerksamkeit fordert, noch mehr Liebe und vor allem unaufhörlich neue Kleider.“ 

– Lennart Bernadotte

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Reiseführer Bodensee

Die Landschaft rund um den Bodensee besticht durch ihren fast mediterranen Charme: blühende Obstgärten, sonnendurchflutete Rebhänge, mittelalterliche Städtchen mit winkeligen Gassen, malerische Dörfer hinter Moränenhügeln – der Süden ist zum Greifen nahe.
Badener, Schwaben, Bayern, Österreicher und Schweizer sorgen für eine multikulturelle Atmosphäre in der boomenden Region. Kulturreisende wandeln auf den Spuren einer jahrtausendealten Geschichte, Fahrradfahrer umrunden den See und Wassersportler nutzen die schier unerschöpflichen Möglichkeiten.

Hans-Peter Siebenhaar - Michael Müller Verlag, 360 Seiten, farbig, 156 Fotos, herausnehmbare Karte (1:250.000), 40 Detailkarten, ISBN 978-3-95654-951-98. 8.Auflage 2021Buch: 18,90 EUR

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