Amphipolis - Zölle auf Holz & Bergwerke machten es reich

Amphipolis - Zölle auf Holz und Bergwerke machten es reich

Nach unserem Zwischenstopp am Monument des Löwen von Amphipolis fuhren wir weiter am Strymonas entlang ins Landesinnere, wo uns dann zunächst der Marmariou Turm am Ortseingang von Amphipolis ins Auge fiel.

Etwas weiter der Straße folgend, stießen wir auf das Museumsgebäude zur Stadtgeschichte (leider geschlossen) mit dem dahinter liegenden imposanten Teilstück der antiken Stadtmauer, wo ein Fußweg entlang des Mauerbaus führt, so das der Besucher beeindruckt von der Mächtigkeit der Befestigungsanlage eine Vorstellung der Bedeutung Amphipolis erhält.

Während des Peloponnesischen Kriegs erlangte Amphipolis zusätzlich große Bedeutung, unter anderem wegen der Beschaffung von Holz für den Schiffbau, den Einnahmen aus den Bergwerken der Umgebung, verschiedenen Zöllen sowie der strategischen Position. Schon bei der Anfahrt war uns die Lage der Stadt als strategisch sehr günstig gelegen aufgefallen, da hier der Flusslauf im großen Bogen um den Stadthügel herum verläuft, womit ein natürlicher Schutz bereits durch den Fluss entstand.

Allerdings ergab sich die Stadt im Jahr 424 v. Chr. kampflos den Armeen des Spartaners Brasidas, weil der athenische Strategos Thukydides, der später als Historiker bekannt wurde, zu spät mit seiner Armee eintraf, um die Stadt noch für Athen zu retten; er musste daraufhin ins Exil gehen. Im Jahr 422 v. Chr. griff der athenische General Kleon den Besetzer Brasidas bei Amphipolis an. In der Schlacht, in der Sparta Sieger blieb, kamen beide Generäle ums Leben. Kurz darauf wurde der Frieden von Nikias zwischen Athen und Sparta geschlossen. Die Einwohner bestatteten den Spartaner innerhalb der Mauern. Sie betrachteten ihn als den zweiten Gründer ihrer Stadt und verehrten ihn mit Spielen und kultischen Feiern als Heros.

Im Jahr 356 v. Chr. wurde Amphipolis von Philipp II. von Makedonien erobert. Da die Athener an ihren Ansprüchen auf die Stadt festhielten, spielte der Konflikt um Amphipolis in den Folgejahren (bis 338 vor Christus) eine wichtige Rolle für die Entwicklung der makedonisch-athenischen Beziehungen.

In der Zeit der Diadochenkriege nahm Kassander im Jahr 316 v. Chr. den minderjährigen Sohn und legitimen Thronfolger Alexander des Großen, Alexander IV. Aigos mit dessen Mutter Roxane, der ersten Ehefrau Alexander des Großen, in Amphipolis unter Hausarrest und ließ beide dort 310/309 v. Chr., durch den Befehlshaber Glaukias ermorden, womit das makedonische Herrschergeschlecht der Argeaden endete.

Im Dritten Makedonisch-Römischen Krieg standen sich der römische Feldherr Lucius Aemilius Paullus und der Makedonische König Perseus in der Schlacht bei Pydna gegenüber. Nach dieser verlorenen Schlacht flüchtete Perseus mit seinem Gold nach Amphipolis, Aemilius Paullus nahm die Stadt ein und setzte ihn in Gefangenschaft, damit endete das Makedonische Königreich. Im Jahre 167 vor Christus verhandelte die Senatskommission in Amphipolis über die Aufteilung der Gebiete und die Stadt wurde zum Protektorat Roms erklärt.

Amphipolis wird auch in der Apostelgeschichte im Neuen Testament als Reisestation des Apostels Paulus und seines Mitarbeiters Silas erwähnt (Apg 17,1 EU). Nach einer Blütezeit in der Spätantike, in der es zahlreiche Kirchenneubauten, aber auch bereits einen Bevölkerungsrückgang gab, kam es im frühen Mittelalter zu einem allmählichen Rückbau der Stadt in den unruhigen Zeiten der Invasion der Slawen. Zunächst wurde die untere Stadt aufgegeben und die Bewohner zogen sich in den Bereich um die Akropolis zurück, später führte der Rückgang der Bevölkerung zu einem kompletten Verlust der städtischen Strukturen. Letztmals wird im späten 8. Jahrhundert ein Bischof von Amphipolis erwähnt.

Nur wenige hundert Meter Flussabwärts, wir waren zunächst daran vorbei gefahren, gibt es ein weiteres riesiges Teilstück der Stadtmauer, wo es neben der üblichen Befestigungsanlagen auch noch Reste runder Mauertürme gibt. Als ein Highlight können hier sicherlich die Überreste einer ehemaligen hölzernen Brückenkonstruktion bezeichnet werden, die man im Uferschlamm bei Ausgrabungen gefunden und restauriert hat.

Da auch noch Teilstücke des römischen Viadukts erhalten sind, wollten wir auch diese aufsuchen, was allerdings trotz Allrad, grob stolligem Reifenprofil und mehrfachen Versuchen nicht möglich war, so schlammig war der Fahrweg und so steil ging es bergaufwärts. Wir mussten die Auffahrt abbrechen (sehr ungern) und hatten sogar bei der Abfahrt große Probleme, da absolut kein Grip im Untergrund vorhanden war. So war es eher eine Rutschpartie den Berg hinab. Wir kommen wieder.

Marmariou Turm: 40°49'43.3"N 23°50'30.9"E 40.828694, 23.841931

Brückenkonstruktion: 40°49'43.2"N 23°50'04.8"E 40.828670, 23.834657

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