Aquileia - Handelsstadt mit antikem Hafen

Aquileia - Römische Handelsstadt

Wir hatten Aquileia in seiner heutigen Größe zunächst als ein kleines, provinzielles Städtchen weit ab vom Meer kennen gelernt und waren entsprechend erstaunt, als wir während unseres Rundgangs erfuhren, welche große Bedeutung dieser Stadt, vor allem auf Grund ihres Handelshafens, einst zukam.

Von etwa 3.000 pensionierten Soldaten in einigen Kilometern Entfernung zum Meer im Jahr 181 vor Christus gegründet, gab es Verbindungen zum Meer durch den seiner Zeit mächtigen Fluss Natissa, heute Natisone-Torre, sowie einigen künstlich angelegten Kanälen. Schnell entwickelte sich, auch aufgrund der verkehrstechnisch günstigen Lage, ein reger Handel von Waren und "Gütern".

Transportgüter der Zeit - Sklaven, Vieh und Wein

b_450_450_16777215_00_images_italy_trieste_aquileia-harbour-1.jpgAus dem Hinterland an die Küste transportiert, kamen hier Sklaven, Nutzvieh und tierische Häute an, die zum Verkauf oder Handel mit importierten Produkten angeboten wurden. Über den Seeweg erreichten Olivenöle, Weine und diverse Luxusgüter die Hafenstadt Aquileia. Dieser Handel mit den verschiedensten römischen Provinzen brachte schnellen Reichtum und damit den Aufstieg zur mächtigen Handelsmetropole mit sich, dessen Hafenstruktur zum Modernsten der damaligen Zeit gehörte. So gab es verschieden hoch gelegene Pieranlagen, mit Hilfe derer man auf die unterschiedlichen Pegelstände des Flusses reagieren konnte, gab es Lagerhallen sowie auch die direkte Anbindung an das römische Straßensystem. Überhaupt war die gesamte Stadtplanung bereits typisch "römisch" angelegt, zwei sich kreuzende Hauptachsen, denen dann das Straßenraster der Stadt untergeordnet wurde. Der Lageplan zeigt das System in aller Deutlichkeit.

Decumanus maximus - Hauptorientierungsachse

b_450_450_16777215_00_images_italy_trieste_aquileia-harbour-2.jpgIn der römischen Landvermessung (eine Grundlage der meisten Stadtneugründungen wie auch bei der Anlage von Heerlagern) der gromatischen Praxis legte man einen decumanus maximus (DM), eine Hauptorientierungsachse an, die sich nicht immer an astronomischen, sondern auch an topografischen Gesichtspunkten orientierte. Meist wurde der decumanus dort angelegt, wo die größtmögliche Ausdehnung einer anzulegenden Stadt möglich war, oder dort, wo es schon eine bestehende Straße gab. Die orthogonal dazu stehende Achse war der cardo maximus (CM). An diesen beiden Hauptstraßen orientierte man sich bei der Neuanlage von Städten. Mit dem groma genannten Vermessungsgerät wurde ein Koordinatensystem angelegt, das als Grundlage der weiteren anzulegenden Straßen und Parzellen der Stadt fungierte. Der decumanus maximus wurde in einer Breite von 40 römischen Fuß (12 Meter) angelegt. Das entsprach immer der doppelten Breite des cardo maximus.

Technisches Können in der Römerzeit

b_450_450_16777215_00_images_italy_trieste_aquileia-harbour-4.jpgIm Zusammenspiel von Hafenanlage und Straßenanbindung lag der Grundstein des Erfolgs der Hafenstadt Aquileia am seiner Zeit 48 Meter breiten Fluss Natissa, der auch den Bau von Schiffen in integrierten Dockanlagen ermöglichte. Die Pieranlagen, die fast durchgängig aus Sandsteinblöcken gefertigt waren, zeugen noch heute von der Qualität der handwerklichen Ausführungen der Steinmetze. Teilweise durch metallene Bügel miteinander verbunden, weisen die Blöcke auch Befestigungsmöglichkeiten für anlegende Schiffe auf, so das schnelles Be- und Entladen möglich war. Gut im Bild zu sehen, ist auch das Nutsystem in den Sandsteinblöcken, die für zusätzliche Stabilität im Piersystem sorgten. Durch den etwa zwei Meter Höhendifferenz betragenen Unterschied der beiden Pieranlagen konnte bei Niedrigwasser der untere Pier auch als Kai zum Entladen und Abtransportieren der Güter dienen.

Aquileia genannt "Decumano di Aratria Galla"

b_450_450_16777215_00_images_italy_trieste_aquileia-habour-3.jpgZum zügigen Abtransport der Waren, war die Hauptachse, hier in Aquileia mit "Decumano di Aratria Galla" bezeichnet, bis an den Hafen herangeführt worden. Die Fortsetzung dieser Hauptachse ist auch unweit des Informationszentrum zur antiken Stadt in einem Teilstück freigelegt worden, so das man hier ein echtes Stück Römerstraße betrachten kann. Überhaupt sollte man sich für den Besuch des Örtchens Aquileia die notwendige Zeit nehmen, alle Artefakte im Zusammenhang zu sehen, damit der einstigen Bedeutung der Stadt Rechnung getragen werden kann. Es gibt unzählige weitere Details, die den Besuch sehr lohnenswert machen.

Der langsame "Untergang" der Stadt erfolgte, trotz vieler kriegerischer Attacken von Völkern aus dem Norden und Osten, eher auf natürliche Art und Weise durch Verlandung, wie oft an Flüssen geschehen. Auch diese Tatsache ist leicht nachzuvollziehen, wenn man die heutige Breite des einst mächtigen Flusses Natissa betrachtet.

Stadtrundgang durch den Lagunenort Grado
Glockenspiel im Glockenturm von Aquileia

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