Weltberühmte Brücke „Stari most“ über den Fluß Neretva

Weltberühmte Alte Brücke „Stari most“ über den Fluß Neretva

Obwohl der aus dem Vielvölkerstaat Jugoslawien hervorgegangene junge Staat Bosnien-Herzegowina noch nicht wirklich als Zielort des Tourismus bekannt ist, so zieht es die etwas mutigeren Reisenden dieses Landes doch in jedem Fall bis zur Stadt Mostar und seinem wohl bekanntestem Wahrzeichen, der Brücke Stari most.

Auch uns ging es im Rahmen unserer Projektarbeit zur Entwicklung des Campertourismus auf dem Balkan ähnlich, doch einen Abstecher nach Mostar zu machen, zumal wir auf dem Weg von Shkodra über Dubrovnik nach Omis, dem eigentlichen Ziel der heutigen Etappe, sowieso nach Bosnien-Herzegowina hinein mussten. Unterwegs, kurz vor der Stadt Neum in Bosnien-Herzegowina ist wieder so eine „Merkwürdigkeit“ zu beobachten, die unsere moderne Zeit, besser deren Konflikte halt manchmal so mit sich bringen, wie wir es in Deutschland mit der Zwei-Staatenlösung und der Abtrennung Berlins auch über Jahrzehnte erfahren mussten. Ein geteiltes Land, womit dieses Mal Kroatien gemein ist.

Ein Zugang zum Meer bei Neum

Auf dem Weg von Dubrovnik Richtung Omis ist eine Grenzkontrolle zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien zu passieren, die dem Land Bosnien-Herzegowina einen Zugang zum Meer ermöglicht, wobei man etwa 8 Kilometer weiter erneut auf eine Grenzkontrolle stößt, um wieder nach Kroatien hinein zu fahren: Kroatien geteilt!

Wie auch immer, einmal aus Kroatien heraus und nach Bosnien-Herzegowina hinein, liegt es auf der Hand, doch den Abstecher nach Mostar zu unternehmen. Schon wenig später gelangt man in die Stadt Neum, biegt dort nach rechts ab in Richtung Hutovo, gelangt an die Staatsstraße R426, der man bis zur Einmündung in die M 17 folgt und erreicht nach etwa 85 Kilometern die Stadt Mostar. Natürlich sollte es gleich ins Stadtzentrum gehen, wo wir voller Vorfreude gespannt auf die so bekannte Brücke waren.

Planer und Architekt Mimar Hayreddin

b_450_450_16777215_00_images_bosnien-herzegowina_bosnien-herzegowina-stari-most.jpgDie Brücke Stari most gilt seit Jahrhunderten als eine Art symbolischer Brücke zwischen Ost und West. Sie wurde 1556 bis 1566 von dem osmanischen Architekten Mimar Hayreddin im Auftrag des osmanischen Sultans Süleyman I als Einbogenbrücke erbaut. Hayreddin war Schüler des wohl bedeutendsten osmanischen Architekten Mimar Sinan. Einer unbelegten Legende zufolge testete Hayreddin vor dem Bau der eigentlichen heute als „Stari Most“ bekannten Brücke das neue Konzept des Brückenbaus in kleinerem Maßstab. Dazu wurde in der Nähe des eigentlichen Standortes eine baugleiche Miniatur errichtet, die heute noch existiert. Bis dahin war der Architekt nur durch den Bau von Moscheen bekannt geworden. Diese Miniatur trägt den Namen Kriva Ćuprija und überspannt den Fluss Radobolja.

Die Brücke Stari most überspannt hingegen die Neretva etwas oberhalb der Mündung der Radobolja und verbindet den mehr muslimisch geprägten Ostteil mit dem stärker katholisch geprägten Westteil der Stadt. Mit einer lichten Weite von 28,7 Meter und 19,00Meter Höhe (im Scheitelpunkt über der Neretva) war sie zur Zeit ihrer Erbauung im Jahr 1566 ein Meisterwerk der Ingenieurbaukunst.

Erstes Weltkulturerbe in Bosnien-Herzegowina

Nicht nur wegen ihrer architektonischen Einmaligkeit, sondern auch aufgrund der großen Symbolkraft der Brücke wurden das Bauwerk und seine historische Umgebung am 15. Juli 2005 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen und sind damit die erste Welterbestätte in Bosnien-Herzegowina. Die UNESCO würdigte die Brücke als „Symbol der Versöhnung und internationalen Zusammenarbeit […] und […] Symbol für das Zusammenleben von verschiedenen religiösen, kulturellen und ethnischen Gemeinden“. Zudem ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention. Wir werden in einem späteren Artikel auf diese Umstände noch gezielt eingehen.

Imposante Konstruktion in Form einer Ellipse

b_450_450_16777215_00_images_bosnien-herzegowina_bosnien-herzegowina-stari-most-1.jpgDer Bogen mit der Form einer Ellipse und einem kleinen Knick im Scheitel hat eine lichte Weite von 28,7 Meter und eine Pfeilerhöhe von 12,00 Meter. Im Scheitel betrug die Dicke 0,77 Meter bei einer Bauwerksbreite von 4,00 Meter. Zwei Hohlräume im Bogen verminderten das Eigengewicht der Brücke und ermöglichten so die schlanke Bogenkonstruktion. Der Bogen endet in Stützpfeilern aus Kalkstein, die über Flügelmauerwerk mit den Ufermauern verbunden sind, was zu einem monolithischen Eindruck führt.

Die Steinblöcke der Brücke wurden bei der Rekonstruktion durch Klammern aus nichtrostendem Stahl von 10 cm Länge verbunden, die durch das Eingießen von Blei im Stein fixiert wurden. Diese Technik der Verbindung der Steine durch eiserne Dübel und ihres Fixierens mittels Ausgießens durch Blei war schon vom damaligen Architekten Mimar Hayreddin verwendet worden und sollte deshalb auch beim Wiederaufbau zur Anwendung kommen.

Anekdoten und Mythologie um Hayreddin

Hayreddin hatte die fertiggestellte Brücke nie gesehen. Alten Legenden zufolge sei Hayreddin nach einem Einsturz der Brücke zur Strafe der Kopf abgeschlagen worden. Zuvor war die Brücke bereits zweimal in den Fluss gefallen, weshalb die Bevölkerung sagte: „Der Fluss lässt sich nicht überspringen.“ Hayreddin zog sich unweit der Stadt Mostar zurück, in das Gebiet Bijelo Polje (Weißes Feld), und wartete auf die Nachricht seiner Emissäre, die den Abbau des Gerüstes überwachten. Nachdem ihm die Nachricht überbracht wurde, dass mit der Brücke alles in Ordnung sei, ritt er über das Bergmassiv Velež Richtung Türkei. Während der Reise erkrankte er an Gelbsucht und starb an der Krankheit in Jedrenè im heutigen Bulgarien.

Laut einer weiteren Legende wurde für den Bau der Brücke ungewaschene Schafwolle, Eiweiß und Honig als Bindemittel (Mörtel) benutzt, weshalb im gesamten Gebiet Eierverzehr absolut verboten war. Angeblich wurden 300.000 Eier verwendet.

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