Tarkan – türkischer Poptitan und Anti-Staudamm Aktivist

Tarkan – türkischer Poptitan und Anti-Staudamm Aktivist

Als am 17. Oktober 1972 im rheinhessischen Alzey / Deutschland ein Kind in der Familie Tevetoğlu geboren wurde, hatte wohl niemand daran gedacht, das aus dem seiner Zeit gewählten Vornamen Tarkan mal so etwas wie ein Markenzeichen in der Musikgeschichte der Popmusik werden würde.

Tarkan Tevetoğlu verbrachte seine Jugendjahre im Rahmen seiner Familie in Alzey, ging dort zur Schule bis seine Familie 1986 beschloss zurück in die Türkeizu gehen. Bereits fünf Jahre später kehrte die Familie und mit ihr Tarkan nachDeutschland zurück. Schon von frühester Jugend an Musik interessiert, konnte Tarkan zusammen mit Mehmet Söğutoğlu 1992 ein erstes Album produzieren, das sich überraschend erfolgreich rund 700.000 mal verkaufen lies. Bereits zwei Jahre später konnte dieser Erfolg sogar noch verbessert werden, denn die zweite Plattenproduktion im Jahr 1994 lies sich sogar 3.000.000 Mal verkaufen.

Das erfolgreichste Album erschien im Jahr 1999 in Form eines sogenannten „Best of Tarkan“ Albums. Einer der Erfolgreichsten seiner Singles „Şımarık“ (Frech, Verwöhnt) war hierauf das Zugpferd. Mit dem Song „Şımarık“ gelang Tarkan der absolute Weltdurchbruch, erhielt in Monaco einen World Music Award und wurde in der Folge wohl zum bekanntesten türkischsprachigen Popsong aller Zeiten.

Wie für eine Vielzahl deutschstämmiger Türken gab es hinsichtlich des türkischen Militärdienstes auch für Tarkan ein Problem. Nach wie vor gibt es keine „Verweigerung“ oder sozialen Ersatzdienst, so das jeder den Militärdienst zu vollziehen hat. Erst Ende 2011 griff eine Regelung, die eine Befreiung vom Militärdienst ermöglichte: das Freikaufen. In Ausnahmefällen war das auch schon früher möglich, wenn denn das dazu notwendige Geld vorhanden war. Gegen Zahlung von 16.000 US$ konnte im Jahr 2000 auch Tarkan Tevetoğlu seinen Wehrdienst heftig verkürzen, denn damit war nur noch 1 Monat Militärdienst abzuleisten. Kurz darauf erschien sein viertes Album.

Nur kurz darauf geriet Tarkan Tevetoğlu erneut in die Schlagzeilen der Medien der Welt. Angeblich homosexuell veranlagt, versuchte ein Erpresser 135.000 US$ von dem nun reichen Tarkan zu bekommen. Mit der Verweigerung der Zahlung gab der Erpresser verdächtiges Fotomaterial an eine türkische Boulevardzeitung, was auch prompt veröffentlicht wurde. Zwar konnte der Erpresser aufgrund der Bilder gefasst werden, die vielen Artikel und Diskussionen ausgelöst durch die Berichte, flauten jedoch nicht so schnell wieder ab. Selbst nach diversen persönlichen Stellungnahmen, die zur Erläuterung der Bilder und damit zur Erledigung des Problems beitragen sollten, blieb immer ein etwas fahler Beigeschmack in der türkischen Öffentlichkeit hängen. Viele konservativ denkende türkische Kreise lehnen Tarkan deshalb als anerkannten Künstler ab, obgleich niemals eventuelle Homosexualität als Grund genannt wird, sondern die teilweise obszönen Texte und das viel zu lockere Bühnenauftreten während seiner Shows.

Als erster international anerkannter Popmusiker der Türkei gab Tarkan Konzerte in den Fußballstadien von Buenos Aires und Kairo, trat im Alexandra Palace in London und im Olympia in Paris auf. In Belgien, Frankreich, Russland,Deutschland, Bulgarien, Rumänien und Holland schafften seine Popsongs es unter die jeweils ersten fünf der Charts zu gelangen.
Aus Anlass der Teilnahme der türkischen Fußballnationalmannschaft an der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea spielte Tarkan den Song „Bir oluruz yolunda“ (Auf deinem Weg vereinen wir uns) ein, zu dem es auch einen Videoclip gibt. Vier Jahre später veröffentlicht Tarkan seinen ersten englischsprachigen Hit mit dem Titel „Bounce“, der auf seinem eigenen Label Hit Müzik in der Türkei erscheint. Das dazugehörige Album „Come Closer“ erscheint 2006 bei Universal. Wiederum ein Jahr später erscheint das Album Metamorfoz.

Ein erneutes negatives Erscheinen seines Namens in den Schlagzeilen der Boulevardzeitungen gibt es am 25. Februar 2010, als Tarkan gemeinsam mit weiteren türkischen Showgrößen bei einer Drogenrazzia in Istanbulverhaftet wird.

Zwischenzeitig hatte sich Tarkan für einige die Natur gefährdende Projekte stark gemacht, die ihm viele positive Schlagzeilen eingebracht hatten, so auch für das Projekt gegen den Staudamm am Ilisu, durch den die antikeStadt Hasankeyf überflutet werden wird.

Popstar Tarkan setzt sich gegen Staudamm-Projekt ein / Christine Tscherner

Er ist ein Superstar in der Türkei, Anti-Staudamm-Aktivist ¬- und wuchs in Alzey auf. Tarkan Tevetoglu, 36, wurde als Sohn türkischer Gastarbeiter in Deutschland geboren. Heute pendelt der erfolgreichste türkische Popsänger zwischen den Welten.

“Das ist doch Tarkan!" Mancher Alzeyer rieb sich in der vergangenen Woche bei den Fernsehnachrichten die Augen. In vorderster Linie der Staudamm-Gegner gibt der Popstar Interviews. Tarkan hat den Kampf gegen den umstrittenen Ilisu-Damm aufgenommen. Das Prestige-Projekt droht, durch europäische Geldgeber finanziert, dieantike Stadt Hasankeyf unter Wasser zu setzen. Für den Erhalt einer der ältesten Stätten der Menschheit macht sich Tarkan vor internationalen Fernseh-Teams stark.

Sein Einsatz zieht. Der Promi verleiht dem Kampf von Natur- und Kulturschützern Gewicht. “Alamanci", Deutschtürke, wird Tarkan manchmal von Freunden genannt. “Ein in Deutschland aufgewachsener Türke", das hört er lieber. In Alzey ist er nämlich geboren. Bis er 15 Jahre alt war, lebte er in der Volker-Stadt. Dann entschied sich die Familie zum Umzug in die Türkei. Fünf Jahre später kehrte sie wieder zurück ¬ kein Einzelfall unter Gastarbeitern.

Zurück in Deutschland entsteht mit einer türkischen Plattenfirma das erste Tarkan-Album. Der Erfolg ist durchschlagend. Er bricht mit dem klassischen türkischen Männerbild. Seine Musik vermixt westliche und orientalische Traditionen. Der Anti-Macho mit den rheinhessischen Wurzeln erobert mit türkisch-westlicher Popmusik einen Weltmarkt.

Millionenfache Platten-Verkäufe. Der Kusssong “Simarik" wird zum internationalen Durchbruch des Sängers. Tarkan landet in vielen europäischen Ländern und Russland in den Top 5, erhielt den World Music Award. Seine Fans verehren ihn wie einen Heiligen. Er flüchtet vor zudringlichen Paparazzi in die USA. Dort studiert er zwei Jahre, gibt in Deutschland und der Türkei Konzerte, pendelt zwischen den Welten. Auch das dritte Album entwickelt sich zum Verkaufsrenner. Tarkan steigt zum ersten Popmusiker der Türkei von internationalem Format auf.
Seine Konzerte füllen Stadien in Buenos Airos und Kairo. Konservative Kreise in der Türkei lehnen den Sänger jedoch wegen angeblich obszöner Texte und unangemessenem Auftreten ab.
Ruhm und Rummel schützen den türkischen Staatsbürger mit den rheinhessischen Wurzeln nicht vor dem Militärdienst. Allenfalls eine Verkürzung konnte er sich erkaufen. Ein Parfüm ist unter seinem Namen auf dem Markt. Tarkan gründete vor vier Jahren sein eigenes Musiklable “Hit Müsik", produziert mittlerweile englischsprachige Songs. Orientalische Klänge vereint mit moderner Pop-Struktur bleiben jedoch weiter sein Markenzeichen.

Neu hinzu kommt eine Botschaft: “Uyan", Wacht auf!, heißt sein Song für die bedrohte Stadt Hasankeyf. 
Derzeit bedeuten ihm Chart-Erfolge weniger als der Kampf gegen den Ausverkauf der Natur. Konsequent: Tarkan fährt das erste Hybridauto der Türkei. Den Spagat zwischen den Welten empfindet er als “Reichtum", keinesfalls als Makel. Seine stärksten Erinnerungen an die Jugend in Rheinhessen? “Die Musik von Falko, Nena und Trio."

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