Auf nach Brüssel – kulturelle Metropole und EU-Sitz

Grand Place von Brüssels

Am Sonntagnachmittag  machten wir uns zwecks Vorstellung unseres Projekts „Verständigungs- und Kulturreise entlang Römischer Straßen“  auf den Weg nach Antalya, von wo es diesmal im Direktflug nach Brüssel gehen sollte.

Aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen hinsichtlich der holländischen Sonderregelungen in der Handhabung gültiger deutscher Schengen Visa, sollte es diesmal keine bösen Überraschungen am  der Eincheckschalter geben. Das letzte Mal hatte man uns am Eincheckschalter des holländischen Flugunternehmens trotz Vorliegens eines zweijährigen, gültigen deutschen Schengen Visums und einer Einladung in das Europäische Parlament  die Mitreise verweigert und das trotz des gerade vorher am Schalter der gleichen Fluglinie gekauften  Flugtickets. Wir werden in Kürze darüber berichten.

Dieses Mal ohne jegliche Probleme während des Eincheckens,  kamen wir gegen 10.30 Uhr pünktlich in Brüssel an. Wir hatten per Internet ein Gästehaus etwas außerhalb Brüssels gebucht, auf das wir sehr gespannt waren.  Nur während der Wochentage an der Rezeption besetzt, erhielten wir per Mail einen Zahlencode zum Betreten des Hotels, dann einen weiteren Code zum Öffnen des Safes wo wir die Anmeldung und die Zimmerschlüssel vorfinden sollten. Sehr interessant diese Art des Managements, aber alles war wie angesagt. Keine Probleme, großes sauberes Doppelzimmer mit Bad und der Möglichkeit, sich zu versorgen. Eine große Gemeinschaftsküche stand allen Gästen zur Essensvorbereitung zur Verfügung.

Wir nutzten den Zug vom Flughafen zum Stadtzentrum und dann ein Taxi zum Standort des Hotels.

Grand Place auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes

Am nächsten Morgen machten wir einige Frühstückseinkäufe um dann den Speiseraum für ein ausgiebigesFrühstück zu nutzen. Von dem jetzt anwesenden Personal erfuhren wir erste Details, so auch von der regelmäßig ins Zentrum gehenden Buslinie. Der Blick nach draußen während des Frühstücks war dann mehr als überraschend, denn es herrschte dichtes Schneetreiben.  Wir ließen uns trotzdem nicht abhalten und fuhren mit dem Bus ins Zentrum, stiegen am Bahnhof Midi auf die U-Bahn um und waren schnell im Stadtzentrum von Brüssel.

Erste Besuchspunkt waren die mit Spannung erwarteten Giebelfronten der Gebäude am Grand Place (Grote Markt), dem touristischen Zentrum von Brüssel. Und wirklich, imposante Giebel säumten den großen Platz, der ansonsten aufgrund der Witterung wenig belebt war. Seit 1988 ist der Grand Place in der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgeführt und das mit Recht. Das alte gotische Rathaus dient wie einige weitere Gebäude heute als Museum, auch ein kleines Biermuseum befindet sich in einem anderen Gebäude des Platzes.

Wir streben in die ersten Seitengassen und gelangen schnell zur wohl bekanntesten „Persönlichkeit“ Brüssels, dem Männeken Pis. Recht unscheinbar an einer Gebäudeecke durch einen massiven Eisenzaun vor allzu eifrigen Fans geschützt, ist diese doch nur 60 Zentimeter große Bronzefigur zur Touristenattraktion geworden. So finden sich hier auch heute trotz des nicht gerade einladenden Wetters ständig wechselnde Besuchergruppen ein. Wir verlassen den ständig pieselnden und dabei fröhlich grinsenden Jüngling und besuchen jetzt ein kleines Schokoladenmuseum nur etwa 100 Meter vom Grand Place entfernt in der Rue Tete dÓr.

Moules-frites und Schokolade - Spezialitäten aus Brüssel

Überall in der Welt ist die Qualität der belgischen Schokolade in den verschiedensten Ausführungen bekannt, wer unter uns kennt den Pralinenkarton gefüllt mit belgischen Meeresfrüchten nicht. So finden wir während unseres Rundgangs im dreigeschossigen Museum  reiche Informationen zur Entdeckung der Schokolade durch Azteken und Maya, der Einführung in Europa durch die Königshäuser Spaniens und Frankreichs bis zur heutigen Produktion in Afrika. Den Abschluss bildete die Vorführung eines Schokoladenmeisters, der neben vielen technischen Erläuterungen auch immer wieder von den Leckereien zum Probieren anbietet. Überall in der Stadt findet man die bekannten Traditionsunternehmen in der Schokoladenbranche wie Leonidas, Godiva oder Neuhaus mit ihren Niederlassungen.

Uns treibt der Hunger in eines der vielen kleinen Restaurants (man spricht von 1.800 Gaststätten verschiedenster Kategorien), in dem es eine weitere Spezialität gibt: simple belgische Pommes Frites, die mit verschiedenen Soßen in der Originalspitztüte angeboten werden. Lecker und günstig.  Natürlich gibt es auch eine exquisite belgische Küche, die sich aus der Verbindung der französischen mit der flämischen Küche entwickelt hat. Bekannt sind aber neben den Pommes Frites vor allem die Belgischen Waffeln (Gaufres), die mit allerlei Früchten oder Eis, Schokolade oder Soßen serviert werden.  Auch die Miesmuscheln, die meist mit Pommes Frites als „Moules-frites“ serviert werden, gehören zu den bekannten Mahlzeiten. Natürlich gibt es auch die überall auf der Welt bekannten Fastfood Ketten, viel interessanter sind dann jedoch die kleinen Cafés oder besser Kneipen, die neben kleinen Speisen eine Vielzahl verschiedener Biere anbieten. Wunderschön die kleinen Spezialgeschäfte mit breitem Angebot der verschiedensten Biersorten und dem Zubehör, so sind die Namen Hoegaarden, Jupiler, Stella Artois, die Brüsseler Spezialität Geuze und das Kirschbier Kriek all gegenwärtig.

Umnutzung Kathedrale zu Moschee - auch in Brüssel ein Thema

Wir treffen am Abend mit einem türkischen Bekannten zusammen, der seit mehr als zwanzig Jahren in Brüssel lebt und mit uns zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt fährt, dem Atomium in Laeken. Das im Rahmen der Weltausstellung von 1958 errichtete Gebäude gilt als ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt. Wir sind erstaunt über die Größe des Atomiums, was besonders in der Dunkelheit zu einem imposanten Bild beiträgt. Auf der Rückfahrt durchqueren wir ein türkisches Viertel, das unserem Freund zu einigen Geschichtenüber türkische Neuansiedler und Geschäftstreibende in Brüssel Anlass gibt. So zeigt er uns auch eine alte Kathedrale, die zwar zurzeit ohne religiöse Nutzung ist, von den dort ansässigen Türken aber gerne zur Moschee umfunktioniert worden wäre.

Wir setzen unseren Rundgang durch Brüssel am nächsten Tag fort, der uns auch in den Parc du Cinquantenaire führen wird. Mit der U-Bahn sind wir schnell an der Station Schumann angelangt, von wo es nur wenige Gehminuten durch den Park bis zum Musée Royaux d'Art et d'Histoire sind. Wir wissen aus unseren Exkursionen durch die Türkei und Syrien, das hier im Museum einige Artefakte und Marmorböden aus Apameia am Orontes zu sehen sind. So führt uns der hilfreiche Pförtner des Museums direkt in den Saal des riesig großen Fußbodenmosaiks aus Apameia, das um 1900 herum von belgischen Archäologen hergebracht worden war. Weitere römische Mosaike aus Apameia, oder wie es auch genannt wird, aus Pharnakes, sind in Nebenräumen ausgestellt. Überhaupt ist das Musée Royaux d'Art et d'Histoire eine Empfehlung. Vier große Abteilungen unterteilt in die Antike, nationale Archäologie (von der Frühgeschichte bis zu den Merowingern), dekorative europäische Kunst und außereuropäische Kulturen, bieten vielfältige Eindrücke in unsere kulturelle Entwicklungsgeschichte.

Wir setzen unseren Rundweg fort und gelangen zur Kathedrale Saint Michael, dem Triumphbogen im Jubelpark, der Art-Deco-Basilika Sacré-Cœur, dem Kunstberg und nicht zuletzt den riesigen Gebäudekomplexen des Europaviertels der EU. Am folgenden Tag steht dort unser Termin mit der stellvertretenden Vorsitzenden der EU Kommission für Kultur und Bildung, Frau Helga Trüpel, an. Am Abend kommt unser Freund Patrick aus Straßburgstammend in Brüssel an, mit dem zusammen wir die nächsten Tage verbringen werden.

Wir "ziehen" ins EU Parlament in Brüssel

Per Bus und U-Bahn gelangen wir am nächsten Tag zur Station Schuman, nur ein Katzensprung von den Gebäuden des EU-Parlaments entfernt. Zunächst am falschen Eingang, sind wir erstaunt über die „Massen“, die in die Gebäude hinein möchten. Kurze Nachfragen bestätigen uns, das wir als geladene Gäste zur Gebäuderückseite wechseln müssten. Einmal dort angekommen telefonieren wir mit der Assistentin von Frau Trüpel, die uns dann am Empfang abholt. Nach den obligatorischen Sicherheitschecks und der Passkontrolle gelangen wir in den Bürotrakt der Parlamentarier, wo uns Frau Trüpel schon in ihrem Büro erwartet.

Nach kurzer Vorstellung geht es schnell zur Projektbeschreibung über, die per Dokumentation und Kartenmaterial unterstützt wird. Das Interesse ist so groß, das wir einige Details ausführlich erläutern können und auch einige weitere Namen von Leuten erhalten, die uns in der weiteren Projektentwicklung behilflich sein werden. Frau Tutunzi, Assistentin von Frau Trüpel, wird dabei weiterhin unsere Ansprechpartnerin sein und in der Kontaktherstellung zu den weiteren Organisationen helfen. Schon im Laufe der kommenden Woche kann es somit zum nächsten Treffen mit EU Parlamentariern in Strasbourg kommen. Ein großer Schritt, der hoffentlich auf dem Weg der Projektumsetzung weiterhilft.

Am kommenden Tag verlassen wir gemeinsam mit Patrick die belgische Hauptstadt in Richtung Trier nachdem wir noch kurz das René Magritte Museum besucht hatten und so in die Welt des surrealistischen Malers René Magritte eintauchen konnten, der den größten Teil seines Lebens in Brüssel verbracht hat.

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