Györ - Kleine Geschäfte für Kuriositäten und Besonderes

Györ - Kleine Geschäfte für Kuriositäten und Besonderes

Nach einer ersten, morgendlichen Erholungsphase der doch strapaziösen Nachfahrt bei Kaffee und typischem Gebäck der Region, hatten wir uns zu einem ersten Rundgang durch Györ aufgemacht.

Zunächst unterwegs zum Bahnhof, dann entlang des Rathauses ging es in die Fußgängerzone der Stadt. Explizit erwähnen möchten wir an dieser Stelle nochmals die erste Fahrradleihstation, die sich direkt vor dem Bahnhof befindet. Man registriert sich über das Internet, kann dann das Fahrrad aus dem Fahrradständer lösen und die Stadt und die Umgebung per Rad erkunden. Das System der Radwege durchzieht die gesamte Stadt auf überwiegend asphaltierten und mit gelben Linien markierten Routen. Eine perfekte Lösung, nicht nur für Touristen.

Györ - verkehrsberuhigte Altstadt und "Tante-Emma-Läden"

b_450_450_16777215_00_images_ungarn_gyoer_gyoer-geschaefte-2.jpgFast die gesamte Altstadt ist heute verkehrsberuhigt, bzw. Fußgängerzone, die allein aufgrund der "alten" Bebauung eine Vielzahl von kleinen Geschäften, Cafes und Boutiken aufweisen kann. Bewusst ist die Stadt so modernisiert, das alte Fassaden und Strukturen erhalten geblieben sind, mehr als 3-geschossige Gebäude gibt es kaum. Ebenso gibt es kaum große Schaufenster oder gar mehrgeschossige Einkaufszentren, kurz das Bummeln durch die Straßen, das Hineinblicken in die teilweise wirklich kleinen Geschäfte bilden eine attraktive Alternative zu den Mammut-Shopping-Center, fast ist man an die alten "Tante-Emma-Läden" erinnert, die einst auch unsere Stadtbilder prägten. 

Kundenbindung durch Gespräche und persönlichen Kontakt?

Waren Tante-Emma-Läden bei uns überwiegend Anbieter von Lebensmitteln bzw. Kolonialwaren (woher sich auch der lange Zeit noch verwendete Begriff Kolonialwarenladen herleitete), aber auch andere Produkte des täglichen Bedarfs (Haushaltswaren, Textilien, Kurzwaren, Schreibwaren usw.), so sorgten sie früher häufig für die gesamte lokale Warenversorgung der Bevölkerung. Hier in Györ erweitern Spezialitäten, Raritäten und Besonderheiten der Region das Angebot. Übliche Elemente persönlicher Kundenbindung der alten Tante-Emma-Läden waren unter anderem Einkauf „auf Anschreiben“, Rabattmarken-Hefte, Gratiszugaben und Warenproben, Hauslieferungen, Reservierungen und Sonderbestellungen auf Kundenwunsch, Zusammenstellung von Geschenkkörben, Aufschnittplatten usw. Kinder wurden stets mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedacht.

Auch nach Geschäftsschluss einkaufen?

b_450_450_16777215_00_images_ungarn_gyoer_gyoer-geschaefte-3.jpgHäufig befand sich auch die Wohnung des Inhabers unmittelbar hinter oder über dem Ladengeschäft, so dass ein verspäteter Kunde nach Ladenschluss auch einfach an der Wohnungstür klingeln und (eigentlich unerlaubt) doch noch etwas kaufen konnte. Mit dem gesetzlichen Verbot der Preisbindung ab 1974 und dem Siegeszug der Discounter war der Niedergang dieser Verkaufskultur endgültig besiegelt. Heute gilt der nostalgische Begriff Tante-Emma-Laden als Synonym für eine (noch) intakte persönliche Beziehung und Dienstleistungsbereitschaft zwischen dem lokalen Händler und seinen Kunden, ganz im Gegensatz zu anonymen Discountern, Kaufhäusern mit Selbstbedienung, Supermärkten, Einkaufszentren, Boutiquen in Einkaufspassagen oder Warenhäusern. Und genau dieses Gefühl machte sich auch während des Besuchs der verschiedenen Geschäfte bei uns breit, so gab es rege Gespräche zwischen dem Verkaufspersonal und ihren Kunden, die sich auch durch unsere Anwesenheit kaum stören ließen. Der persönliche Kontakt, das Austauschen von Ideen und Meinungen funktionierte - heile soziale Strukturen? Auf jeden Fall fühlten wir uns in dieser Atmosphäre sehr wohl.

 

 

Auch für Kürtöskalacs wird frisch zubereitet angeboten

So stießen wir u. a. auf ein kleines Geschäft, das sich mit dem Färben von Stoffen im Blau- Druck-Verfahren beschäftigte, wenig später auf einen Laden der ungarische Spezialitäten anbot und über eine wirklich interessante Ladenausstattung verfügt. Fast an der Haustür wurde dann eine besondere Spezialität hergestellt und verkauft: - Kürtöskalacs, ein aus Hefeteig hergestellter Kuchen verschiedener Geschmacksrichtungen, die aufgerollt auf einem Holzstab über einem Holzkohlegrill ausgebacken werden. Gerade fertig war ein Kürtöskalacs mit Vanillegeschmack, den wir dann als kleine Wegzehrung kauften und genießen konnten.

Györ zeigte sich als interessantes Zwischenziel während unserer Anreise zum Caravan-Salon Düsseldorf.

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